Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Nachwuchsförderung und WM-Titel
Seit 35 Jahren arbeiten Mengens Triathleten kontinuierlich erfolgreich
MENGEN/BAD SAULGAU - Seit dreieinhalb Jahrzehnten ist der Name Mengens in Oberschwaben gleichbedeutend mit der Sportart Triathlon. 1985 von Schwimmmeister Frank Dittmann, „Vater“der Mengener Schwimmerfolge, ins Leben gerufen, hat sich die Abteilung - inzwischen unter Mengens Triathleten firmierend, zu einer der erfolgreichsten Sportabteilungen der Region entwickelt, die mit Daniel Unger sogar einen Weltmeister hervorgebracht hat.
Dabei begann alles um eine Spur bescheidener. Frank Dittmann ließ sich einst von einem Hawaiibesuch inspirieren. Er sah die damals noch recht unbekannte Sportart und dachte sich: „Das könnte auch in Mengen funktionieren.“Schließlich hatte er in seiner Abteilung viele gute Schwimmer versammelt, die er trainierte. 1985 gab es in Mengen den ersten oberschwäbischen Triathlon, der Beginn einer langen Reihe von erfolgreichen Veranstaltungen. Auch weil die Sportart in Mengen schnell wuchs, damals noch unter den Fittichen der Schwimmabteilung, 1989 gründete sich die Triathlonabteilung im TV Mengen, die 1995 schließlich in Mengens Triathleten umbenannt wurde, aber im Gesamtverein TV Mengen verblieb - bis heute.
„Dass wir uns damals den Namen Mengens Triathleten gaben, ist ein Verdienst von Ralf Rakel, damals Abteilungsleiter und Geschäftsführer der Zollerhof-Brauerei. Eine Agentur hat unser Logo entworfen“, erinnert sich Stefan Vollmer, selbst seit 1992 Mitglied bei den Mengener Triathleten, 1997 und 2000 Finisher auf Hawaii und seit 2001 Abteilungsleiter. Aus der Laufszene kommend, fand Vollmer schnell Gefallen am Triathlon. In der Jugend teilte er sich zunächst mit seinem Bruder ein Rennrad und fand so den Weg zum Ausdauersport. „Mein Problem war eher das Schwimmen“, erinnert sich Vollmer, der 1997 auf Hawaii debütierte. „Das erste Mal Hawaii war schon ein gigantisches Erlebnis. Schon wegen des Klimas hast du ein Urlaubsfeeling“,
schildert Vollmer, der aber zugibt, kein großer Fan von zu hohen Temperaturen zu sein. „Aber dieses Gesamtpaket mit den ganzen Triathleten und den vielen Leuten, die man kennengelernt und mit denen man sich unterhält, ist super. Wir haben sogar Mark Allen kennengelernt (mit sechs Siegen, gemeinsam mit Dave Scott, Rekordsieger auf der Pazifikinsel, d. Red.). Und dann gewinnt auch noch Thomas Hellriegel.“
Als größte Momente der Abteilungsgeschichte sieht auch Vollmer noch heute den Gewinn des Weltmeistertitels von Daniel Unger, 2007 in Hamburg, und 14 Jahre zuvor, 1993, die Ausrichtung der deutschen Meisterschaften über die olympische Kurzdistanz an den Zielfinger Seen. „Das waren schon unsere Highlights. Aber auch die Teilnahme an der Bundesliga mit Männern (2014 bis 2018, d. Red; bestes Ergebnis: Rang 5 2017 und Frauen (2016 und 2017, d. Red.) zähle ich dazu“, sagt Stefan Vollmer. Das sind alles Dinge, die wir sicher so schnell nicht toppen können.“
Die Entwicklung der Abteilung bezeichnet Vollmer als kontinuierlich. „Die Trainingsgruppen waren von jeher recht groß. Eine neue Richtung haben wir dann 1997 eingeschlagen, als Wolfgang Rudnick die Gruppe Sport - Spiel - Spaß für die jüngsten Nachwuchssportler gegründet hat“, sagt Vollmer. Nicht nur die engagierte Arbeit Rudnicks seit Jahrzehnten - 2011 vom WLSB als Vorbild ausgezeichnet - half, den Triathlon weiter in Mengen zu verankern, auch um so für stetigen Nachwuchs in der Athletengruppe, aber auch bei den Trainern, Betreuern und Helfern zu sorgen. Viele Eltern, die vorher vom Triathlon gar nichts wussten, seien durch ihre Kinder zur Abteilung gestoßen, so Vollmer. Überhaupt richte sich der der Schwerpunkt einer Sportabteilung oft danach aus, welche handelnden Personen in der Abteilung seien. „Wir können in der Abteilung verschiedene Phasen festmachen. „Nach dem Start mit Frank Dittmann kam Hermann Kramer, der ja dann auch der erste Trainer von Daniel
Unger war. Als er sich mehr um die Trainingsarbeit mit Daniel Unger kümmerte, hat er natürlich nicht mehr so viel in der Abteilung selbst machen können. Danach kamen die Gneitings, als die nach Sigmaringen gingen, kam Wolfgang Zilian und so weiter.“Derzeit sei die Abteilung eben im Nachwuchsbereich sehr gut aufgestellt, unter anderem mit der stellvertretenden Vorsitzenden Annegret Hoffmann. „Ihr Schwerpunkt liegt im Schülerbereich.“Längst ist die Arbeit bei Mengens Triathleten ausgezeichnet, unter anderem zweimal mit dem „Grünen Band“.
Schon früh, 1993, erlebten die Mengener Triathleten ein Großereignis: 7000 Zuschauer und 1000 Athleten tummelten sich bei den deutschen Meisterschaften über die Sprintdistanz an den Zielfinger Seen bei Rulfingen. Eine Veranstaltung, die heute in der oberschwäbischen Provinz wohl so nicht mehr zu realisieren wäre. „Für uns ein Mordsevent“, sagt Vollmer und lacht. „Damals hatten wir geschätzt rund 200 Helfer im Einsatz, aus dem gesamten Verein des TV Mengen. Immer einzelne Abteilungen haben sich um verschiedene Aspekte gekümmert. Dazu war die Polizei im Einsatz, auch dank unserer Verbindungen zu Hermann Kramer“, erinnert sich Stefan Vollmer. „Die Radstrecke war damals aus heutiger Sicht richtig groß und ging sogar bis hoch auf die Alb“, sagt Stefan Vollmer.
sagt Stefen Vollmer. Damals hieß der Sieger Ralf Eckert, am Start stand auch Thomas Hellriegel, der vier Jahre später als erster Deutscher den Ironman auf Hawaii gewinnen sollte.
„Heute wäre es aber nicht mehr unser Ziel, eine deutsche Meisterschaft der Deutschen Triathlon-Union (DTU) auszurichten. Die DTU will ja ohnehin mit ihren Veranstaltungen in die Großstädte und Ballungszentren, zu den Zuschauern, gehen“, sagt Vollmer. Und so richten Mengens Triathleten den Fokus ohnehin verstärkt auf die Kinder- und Nachwuchsarbeit. Bereits 1994 gab es den ersten Kinder- und Jugendtriathlon in Mengen, in diesem Jahr wäre der Swim & Run in Mengen in seine 27. Auflage gestartet, wurde aber bekanntlich wegen des Coronavirus abgesagt. „Der Swim & Run ist das, was wir mit unserem ehrenamtlichen Personal gerade noch stemmen können“, sagt Vollmer.
Trotzdem erhofft sich Vollmer, dass der Triathlon auch die sportliche Zukunft Mengens prägt. Natürlich habe man derzeit nicht die Fülle an Spitzenleuten wie vor einigen Jahren, als Daniel Unger noch mittrainierte und junge Athleten wie Uli Hagmann und Max Fetzer, später Säulen des Bundesligateams, zu Spitzenleistungen animierte. „Aber in der Jugend gibt es einige, die den Kopf raustrecken und aufzeigen. Sie sind halt noch sehr jung. Aber wer hätte gedacht, was mal aus Lena Breinlinger wird. In der Jugend war sie eher unauffällig, heute, mit
29, gehört sie zur deutschen Spitze“, sagt
Vollmer über die deutsche
Meisterin auf der Mitteldistanz des Jahres 2017.
Um zu gewährleisten, dass auch in Zukunft Talente heranreifen, müssen Triathleten mehr trainieren als viele andere Sportler - und das noch in drei Disziplinen. Da war und ist die Coronakrise ein Schlag ins Kontor. Ab Montag dürfen Mengens Triathleten wenigstens in Kleingruppen maximal zu fünft - wieder gemeinsam ins Stadion - unter massiven Auflagen. An ein Training außerhalb des Stadions, auf der Laufstrecke und dem Fahrrad, ist noch lange nicht zu denken. Die Saison selbst hat der Baden-Württembergische Triathlonverband (BWTV) ohnehin schon abgesagt. Die Ligasaison um den AlbGold-Cup fällt genauso aus wie der Racepedia-Cup des Nachwuchses. „Im Trainings müssten wir beim Laufen laut DTU-Regularien 15 Meter Abstand halten, auf dem Rad sogar 50 Meter. Und dann trainierst du ja nicht in der Gruppe“, sagt Vollmer. So heißt es weiter: Einzeltraining mit Trainingsplänen der Mengener oder aber die Möglichkeit, virtuell zu trainieren, Übungen zu machen, die der BWTV und die DTU auf ihren Plattformen bereit stellen. „Fahrradtraining geht halt nur innerhalb des Personenkreises, der in einer häuslichen Gemeinschaft lebt.“Mit Papa, Mama, Bruder oder Schwester. „Oder mit der Oma. Vor kurzem hat mir ein Triathlet gesagt, dass er eine Radeinheit mit der Oma gemacht hat - er auf dem Rennrad, Oma auf dem E-Bike.“Triathlon, ein Familiensport, der generationenübergreifend verbindet.
„Der Swim & Run ist das, was wir mit unserem ehrenamtlichen Personal gerade noch stemmen können“,
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