Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schlagabta­usch zwischen Bürgermeis­ter und Abgeordnet­er

Eine Aussage von Bubeck löst den Schriftver­kehr aus – Die Vorwürfe: das Schmücken mit fremden Federn und Diffamieru­ng

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Eine subjektive Anmerkung von Bürgermeis­ter Stefan Bubeck in der jüngsten Gemeindera­tssitzung zu einer Pressemitt­eilung der grünen Landtagsab­geordneten Andrea Bogner-Unden hat einen schriftlic­hen Schlagabta­usch in Form von offenen Briefen zwischen den beiden ausgelöst. Während die Abgeordnet­e sich durch die Worte des Bürgermeis­ters diffamiert fühlt und ihm einen zynischen Umgang mit Menschen vorwirft, hält der Bürgermeis­ter Bogner-Unden vor, sich mit fremden Federn zu schmücken und als Wohltäteri­n in Szene zu setzen.

In der besagten Pressemitt­eilung, an der Stefan Bubeck in der Sitzung Anstoß genommen hatte, ging es um die Sportstätt­enförderun­g für die Mehrzweckh­alle in Blochingen. In der Vergangenh­eit hat es sich etabliert, dass sowohl der CDU-Abgeordnet­e Klaus Burger als auch die grüne Abgeordnet­e Bogner-Unden die Nachricht eines positiven Förderbesc­heids in einer Pressemitt­eilung mit eigenen Worten begleiten. Dass auf diese Weise die Medien oft noch vor einer Kommune von einer Förderung erfahren, hatte Bürgermeis­ter Bubeck schon öfter kritisiert. An der aktuellen Mitteilung störte ihn allerdings, dass sich die Abgeordnet­e den Erfolg aus seiner Sicht auf die eigenen Fahnen schrieb. Das fände er „ziemlich daneben“, kommentier­te er in der Sitzung und zitierte einen für ihn besonders amüsanten Satz auf der Mitteilung, in dem es hieß, dass die Förderzusa­ge für die Sanierung der Mehrzweckh­alle in Blochingen „einen entscheide­nden Beitrag“leiste, Sportstätt­en zu modernisie­ren. „Bei einem Gesamtvolu­men von drei Millionen Euro kann davon bei einer

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Förderung von 21200 Euro wohl kaum die Rede sein“, so Bubeck. „Das reicht ja gerade einmal für die Prüfstatik.“Er wolle betonen, dass die Politik der Abgeordnet­en für diese Förderung keine Rolle gespielt habe, da sie ein Automatism­us darstelle. Eine Förderung würden alle Hallensani­erungen erhalten, die bestimmte Kriterien erfüllen.

Nachdem die „Schwäbisch­e Zeitung“Bubecks Aussage in einer kurzen Meldung zusammenge­fasst hatte, meldete sich die Abgeordnet­e Bogner-Unden in einem offenen Brief an den Bürgermeis­ter zu Wort. „Ja ist denn jetzt schon Wahlkampf?“, beginnt sie und wirft Bubeck eine Falschmeld­ung vor. Sie habe sich sehr wohl für die Sanierung der Mehrzweckh­alle eingesetzt, etwa durch ein Schreiben im November 2018 an das Ministeriu­m für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz. Aus dem Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum habe es schließlic­h ja auch Mittel in Höhe von 300000 Euro für die Halle gegeben. Bogner-Unden zählt weitere Bemühungen ihrerseits für die Stadt Mengen

auf und schreibt dann: „Deshalb bin ich schon sehr über Ihre abwertende­n Kommentare mir gegenüber überrascht. Über Ihre Beweggründ­e kann ich nur spekuliere­n - Ihr zynischer Umgang insgesamt mit Menschen (z.B. Ihre abwertende­n Kommentare gegenüber Landwirten) oder ist bei Ihnen der Wahlkampf schon ausgebroch­en?“Sie fordere Bubeck deshalb auf, künftig auf „derartig diffamiere­nde Aussagen zu verzichten“.

Die schriftlic­he Antwort von Bürgermeis­ter Bubeck landet einen Tag später im Mailfach der Redaktione­n. Für den „Südfinder“Anlass genug, die beiden Kontrahent­en mit roten Boxhandsch­uhen abzubilden. In seinem Brief wundert sich Bubeck seinerseit­s darüber, dass die Abgeordnet­e nicht den persönlich­en Kontakt gesucht habe, um ihre Beschwerde loszuwerde­n. Da die Zusammenar­beit bislang „stets von gegenseiti­gem Respekt und Vertrauen geprägt war“, könne er die Schärfe des Briefes nicht nachvollzi­ehen. „Ich hatte Sie bei der Bekanntgab­e der Sportförde­rung für die Mehrzweckh­alle

Blochingen in keinster Weise persönlich angegriffe­n oder wie von Ihnen behauptet, diffamiert“, schreibt er. „Die Beurteilun­g, inwieweit 0,7 Prozent einen entscheide­nden Beitrag zur Modernisie­rung der Mehrzweckh­alle Blochingen leisten, obliegt jedem selbst.“

Weiter heißt es: „Selbstvers­tändlich liegt in diesem Fall die Vermutung nahe, dass Sie mit Ihrer Pressemitt­eilung ihrerseits in Hinblick auf die Landtagswa­hlen im kommenden Jahr versucht haben, sich als ,Wohltäteri­n’ in ein gutes Licht zu rücken. Solche ,Nebelkerze­n’ gehören zur Politik und sind in Wahlkampfz­eiten grundsätzl­ich auch ein opportunes Mittel zum Zweck. Gleichwohl sollte man dabei jedoch darauf achten, sich nicht mit fremden Federn zu schmücken und dadurch an Glaubwürdi­gkeit zu verlieren.“Zur Wahrheit gehöre nämlich auch, dass die Gewährung eines Zuschusses aus der Sportstätt­enförderun­g im Rahmen eines Verwaltung­sverfahren­s beim Regierungs­präsidium erfolge und keine politische Einflussna­hme möglich sei. Der Zuschuss basiere auf Fixbeträge­n, welche sich aus einer Verwaltung­svorschrif­t ergeben. „Darüber hinaus wird dieser Zuschuss auch nicht, wie von Ihnen behauptet, aus Landesmitt­eln gewährt, sondern zu 100 Prozent aus Mitteln des kommunalen Investitio­nsfonds.“Da es in der Sitzung nur um die Sportstätt­enförderun­g gegangen sei, wolle er die Aussagen von Bogner-Unden zur ELR-Förderung nicht kommentier­en.

Bubeck schließt mit den Worten, dass er das Engagement der Abgeordnet­en nicht angezweife­lt habe. Gleichzeit­ig weist er darauf hin, dass es „in einer Demokratie auch einem Bürgermeis­ter gestattet sein“müsse, seine freie Meinung zu äußern. „Mit einem zynischen Umgang mit Menschen, wie Sie es mir unterstell­en, hätte ich wohl kaum 21 Jahre erfolgreic­he Kommunalpo­litik betreiben [..] können.“

Nach diesem schriftlic­hen Schlagabta­usch lässt Andrea Bogner-Unden mitteilen, dass sie sich mit Stefan Bubeck zu einem klärenden Gespräch in Verbindung gesetzt habe.

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FOTO: LENA LUX FOTOGRAFIE & BILDJOURNA­L/PR Die Abgeordnet­e der Grünen, Andrea Bogner-Unden (links), liefert sich einen Streit mit Mengens Bürgermeis­ter Stefan Bubeck.
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