Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Campus Galli verändert sein Gesicht
Bauliche Neuerungen auf dem Gelände – Hoffnung auf tierischen Nachwuchs
MESSKIRCH - Seitdem die finanziellen Sorgen wegen der Corona-Krise für den Campus Galli vom Tisch sind, bereitet das Team um Geschäftsführer Hannes Napierala eifrig das Gelände auf den Saisonstart am Freitag, 29. Mai, vor.
Die größte sichtbare Neuerung im Eingangsbereich ist ein großer Pavillon aus Beton, ein Überbleibsel der Bundesgartenschau in Heilbronn. „Mit dem Vorhandensein eines dauerhaft belüfteten und beheizten Gebäudes verbessern sich unsere Chancen enorm, wertvolle Funde auf dem Gelände in Ausstellungen zeigen zu dürfen“, erklärt Napierala. Leider könne er zum jetzigen Zeitpunkt nicht garantieren, dass der Innenausbau noch in der aktuellen Saison abgeschlossen werden könne.
Für Besucher soll es künftig möglich sein, ihre Tickets online zu kaufen und sie am Eingang mittels Automat zu entwerten. Eigentlich sei dies schon zum Saisonstart vorgesehen gewesen, erklärt Napierala, doch aufgrund der Corona-Krise hätten sich die Verhandlungen mit dem Anbieter länger hingezogen. „Auf Pfingsten wird es deswegen nicht mehr klappen“, so der Geschäftsführer, „aber vielleicht noch vor den Sommerferien.“
Auch beim Bau auf dem eigentlichen Kloster plant das Team 2020 einen großen Sprung: Zahlreiche massive Balken liegen schon jetzt auf dem Bauplatz für die große Scheune bereit. „Hier wird im Laufe des Sommers ein gewaltiger Baufortschritt zu beobachten sein“, sagt Napierala. Die endgültige Fertigstellung der Scheune mit Durchfahrt sei für 2021 geplant.
Währenddessen tüfteln die Macher des Projektes ein paar Meter weiter bereits an der nächsten Baustelle. „Hier soll das Nebengebäude des Abtshauses entstehen“, erklärt Napierala, „das erste Steinhaus auf dem Gelände“. Für den Bau kämen dem Team besonders die Erfahrungen vom Mauern des Obstgartens zugute. „Aber trotzdem sind noch ein paar Fragen ungeklärt“, sagt er, „einer des Knackpunkte ist beispielsweise der Mörtel, den wir bereits für die Gartenmauer mit Torbogen verwendet haben.“Handwerker, Bauhistoriker und Statiker müssten sich auf historisch möglichst originalgetreue, aber gleichzeitig modernen Sicherheitsstandards der entsprechenden Materialien einigen, bevor ein Bauantrag eingereicht werden kann.
Eventuell erwartet die CampusBesucher noch in diesem Jahr eine tierische Überraschung. Denn neben dem Ziegenpferch, der zur Zeit erneuert wird, gibt es bei den Schweinen einen Neuzugang: einen jungen
Eber aus dem Rückzuchtprogramm für das Düppeler Weideschwein. Er sei sozusagen der Ersatz für eine der beiden Säue, die im Winter geschlachtet wurde, erklärt Napierala. Leider sei das Tier jedoch schon zu alt und sein Fleisch deswegen ungenießbar gewesen. „Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir uns wahrscheinlich anders entschieden“, sagt der Geschäftsführer. Zum Trost bleibt dem Campus-Team die Hoffnung auf Nachwuchs bei den Borstentieren. Versteht der Eber sich mit der anderen Sau, die noch auf dem Gelände lebt, bekommen Besucher womöglich bald das Quieken von Ferkeln zu hören.
Im Gastronomiebetrieb auf dem Marktplatz des frühmittelalterlichen Kloster-Nachbaus gibt es eine weniger authentische, doch epidemiebedingte Neuerung: Plexiglasscheiben oberhalb der Theke sollen Mitarbeiter und Besucher vor potenzieller Ansteckung schützen. Da sich alle Sitzplätze im Freien befinden, gehe er davon aus, „dass wir in dem Bereich vom Gesundheitsamt wie ein Biergarten eingestuft werden“, sagt der Geschäftsführer. „Höchstens beim Anstehen an der Theke sollten Besucher eine Maske tragen“, so Napierala. Auf dem restlichen Gelände sei das aber nicht nötig, da man genügend Platz zum Ausweichen habe.
Aufgrund der Ansteckungsgefahr muss jedoch der Filmvorführraum geschlossen bleiben. Auch der Souvenirshop bleibt vorerst zu. „Unter Corona-Bedingungen wäre der Betrieb schlichtweg unwirtschaftlich“, so Napierala. Der Betrieb der Museumspädagogik wird voraussichtlich in der Saison 2020 ebenfalls ruhen. Stattdessen werden die Sitzgelegenheiten in dem Bereich Besucher als Rastmöglichkeit zur Verfügung gestellt.
Ein Jahr voller Hoffnungen, aber auch voller schwerer Herausforderungen für den Campus Galli: „Ohne einen gewissen Optimismus für die Sache hätte ich mein Amt schon längst niederlegen müssen“, meint Napierala.