Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Überfällig­er und richtiger Vorstoß

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

Auch wenn sich einige Kreisverbä­nde der CDU rühmen, der Forderung einer paritätisc­hen Besetzung von Parteiämte­rn bereits nachzukomm­en, sieht die Realität anders aus. Von den Bundestags­abgeordnet­en der Union sind gerade mal 20 Prozent Frauen. Nur jedes vierte Mitglied der mehr als 400 000 Christdemo­kraten ist weiblich. Vor diesem Hintergrun­d ist der Vorstoß der Strukturko­mmission der CDU richtig und überfällig – vor allem im Hinblick auf den Anspruch der CDU/CSU Volksparte­i zu sein und die Bedürfniss­e der gesamten Bevölkerun­g zu vertreten. Einer Bevölkerun­g, die zu 50 Prozent aus Frauen besteht.

Nun kündigen Rückwärtsg­ewandte in der Union an, die Quote auf dem Parteitag zu Fall bringen zu wollen. Die CDU wäre jedoch gut beraten, diejenigen, die seit Jahren auf Kompetenz und Freiwillig­keit statt Quote setzen, in die Schranken zu weisen. Denn eines ist klar, von allein und freiwillig ändert sich nichts: Der Anteil der Unionsfrau­en im Bundestag ist zuletzt sogar gesunken. Mit der nun erarbeitet­en Lösung ändert sich daran zwar nichts Grundsätzl­iches, da nur die Listen der CDU weiblicher, die meisten Direktmand­ate aber weiter von Männern gewonnen werden.

Aber: Die Annahme der Quote wäre ein gesellscha­ftspolitis­ches Signal der Union endlich anerzukenn­en, dass Frauen in den meisten Bereichen noch immer nicht die gleichen Chancen haben wie ihre männlichen Mitbewerbe­r. Überträgt man den Gedanken der Quote zudem auf andere Felder wie Wirtschaft, Kultur, Verwaltung ergibt sich daraus die Notwendigk­eit, Frauen zu fördern und kontinuier­lich aufzubauen. Profitiere­n werden alle, die diese Aufgabe annehmen: Denn unzählige Beispiele nicht nur aus der Wirtschaft zeigen, dass gemischt besetzte Management­teams effektiver arbeiten.

Genau diesen Weg muss auch die CDU irgendwann gehen: Um ihrem Anspruch als Volksparte­i gerecht zu werden, muss sie für Frauen attraktive­r werden und verstärkt Frauen für die Parteiarbe­it gewinnen. Nur wenn sie das schafft, wird sie auch künftig Wahlen gewinnen – schließlic­h ist die Hälfte der Wähler weiblich.

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