Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Überfälliger und richtiger Vorstoß
Auch wenn sich einige Kreisverbände der CDU rühmen, der Forderung einer paritätischen Besetzung von Parteiämtern bereits nachzukommen, sieht die Realität anders aus. Von den Bundestagsabgeordneten der Union sind gerade mal 20 Prozent Frauen. Nur jedes vierte Mitglied der mehr als 400 000 Christdemokraten ist weiblich. Vor diesem Hintergrund ist der Vorstoß der Strukturkommission der CDU richtig und überfällig – vor allem im Hinblick auf den Anspruch der CDU/CSU Volkspartei zu sein und die Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung zu vertreten. Einer Bevölkerung, die zu 50 Prozent aus Frauen besteht.
Nun kündigen Rückwärtsgewandte in der Union an, die Quote auf dem Parteitag zu Fall bringen zu wollen. Die CDU wäre jedoch gut beraten, diejenigen, die seit Jahren auf Kompetenz und Freiwilligkeit statt Quote setzen, in die Schranken zu weisen. Denn eines ist klar, von allein und freiwillig ändert sich nichts: Der Anteil der Unionsfrauen im Bundestag ist zuletzt sogar gesunken. Mit der nun erarbeiteten Lösung ändert sich daran zwar nichts Grundsätzliches, da nur die Listen der CDU weiblicher, die meisten Direktmandate aber weiter von Männern gewonnen werden.
Aber: Die Annahme der Quote wäre ein gesellschaftspolitisches Signal der Union endlich anerzukennen, dass Frauen in den meisten Bereichen noch immer nicht die gleichen Chancen haben wie ihre männlichen Mitbewerber. Überträgt man den Gedanken der Quote zudem auf andere Felder wie Wirtschaft, Kultur, Verwaltung ergibt sich daraus die Notwendigkeit, Frauen zu fördern und kontinuierlich aufzubauen. Profitieren werden alle, die diese Aufgabe annehmen: Denn unzählige Beispiele nicht nur aus der Wirtschaft zeigen, dass gemischt besetzte Managementteams effektiver arbeiten.
Genau diesen Weg muss auch die CDU irgendwann gehen: Um ihrem Anspruch als Volkspartei gerecht zu werden, muss sie für Frauen attraktiver werden und verstärkt Frauen für die Parteiarbeit gewinnen. Nur wenn sie das schafft, wird sie auch künftig Wahlen gewinnen – schließlich ist die Hälfte der Wähler weiblich.