Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Alonso kehrt mit Ambitionen zurück
Ex-Weltmeister fährt ab 2021 wieder in der Formel 1 für Renault – Vettels Abschied naht
SPIELBERG (SID) - Fernando Alonso hatte seinen Spaß. Zur Titelmusik von „Zurück in die Zukunft“radelte der Spanier am Mittwochmorgen durch grüne Landschaften, postete das Video auf Instagram – und kündigte damit seinen Coup an, der wenige Stunden später offiziell war: Der zweimalige Weltmeister kehrt zurück in die Formel 1, zurück zu Renault, um die Franzosen in eine bessere Zukunft zu führen. Dass Sebastian Vettels Karriere schon bald Vergangenheit ist, wird damit immer wahrscheinlicher.
Wieder ein attraktives Cockpit weniger, Vettel wird nach seinem Abschied von Ferrari im Winter kaum noch Alternativen haben – für die Motorsportwelt war dies am Mittwoch allerdings allenfalls ein Randaspekt: Die Formel 1 bekommt einen der populärsten Fahrer seit der Jahrtausendwende zurück, 2018 hatte er sich eigentlich verabschiedet.
„Renault ist meine Familie, meine schönste Erinnerung“, sagt Alonso, der Ende dieses Monats 39 wird. Das Team holt sich damit nicht nur einen großen Werbeträger in den Stall, sondern auch seinen einstigen Weltmeister: Alonso führte die Franzosen 2005 und 2006 zu ihren einzigen Titeln als Werksrennstall. 2021 soll die Rückholaktion aber mehr sein als Romantik: Renault will nach teilweise lausigen Vorstellungen seit der Rückkehr 2016 endlich zur Spitze aufschließen, die künftige BudgetObergrenze ist da hilfreich – und eben auch ein erfahrener Mann wie Fernando Alonso, um das Auto zu entwickeln.
„Meine Ambitionen decken sich mit denen des Teams“, sagt er, „ich werde meine Erfahrung mit den Ingenieuren, den Mechanikern und meinen Teamkollegen teilen. Der Rennstall kann und will zurück aufs Podium, das Gleiche will ich.“Und Alonso könnte nun eine nicht unerhebliche Rolle für Vettels weiteren Karriereweg spielen.
Denn ein Platz für den Deutschen bei Renault war bislang vorstellbar. Der gelbe Bolide ist zwar bei weitem kein Siegerauto, zumindest die Ambitionen und die Infrastruktur des Werksteams machen aber eine steile Entwicklung möglich.
Und irgendein Ziel will der viermalige Weltmeister in den letzten Jahren seiner Karriere schon verfolgen. „Motorsport ist mein Leben“, sagte Vettel zuletzt: „Mit der richtigen Aufgabe würde ich mich nach wie vor sehr zu Hause fühlen in einem Formel-1-Auto.“
Die aktuell noch freien Cockpits bei Williams, Haas und Alfa Romeo sind aber wenig verheißungsvoll. Vettels früherer Arbeitgeber Red Bull äußert sich zwar stets mit warmen Worten, setzt aber so ziemlich alles auf einen der talentiertesten Fahrer der Gegenwart: Max Verstappen ist das Gesicht des Teams, neben ihm macht Alex Albon eine gute Figur. Und das Schwesterteam Alpha Tauri hat im Red-Bull-Universum eigentlich den Zweck, Red-Bull-Junioren
auszubilden - ein Altstar, der Vettel mit 33 langsam aber sicher ist, würde da kaum reinpassen.
Auch der Hauptgewinn, ein Platz beim Branchenprimus Mercedes, ist unwahrscheinlich. Wiederholt betonen die Silberpfeile, dass sie mit Weltmeister Lewis Hamilton und Valtteri Bottas planen.
Die letzte aufregende Option wäre damit ein Engagement beim neuen Aston-Martin-Team. Dieses geht im kommenden Jahr aus Racing Point hervor, mit den Millionen des kanadischen Unternehmers Lawrence Stroll soll die Spitze angegriffen werden. Jemand wie Vettel würde dem Start dieses Projekts jede Menge Publicity
verschaffen, allerdings lohnt hier ein Blick auf die aktuellen Fahrer.
Lance Stroll ist als Sohn des Geldgebers quasi unkündbar. Und Sergio Perez hat einen guten Namen in der Branche, bringt Sponsoren-Millionen aus Mexiko und hat obendrein einen Vertrag für das kommende Jahr.
Wer die Formel 1 kennt, weiß, dass all das nichts bedeuten muss. Ein Vettel-Engagement beim britischen Sportwagenhersteller ist wohl nicht ausgeschlossen. Noch wahrscheinlicher wirkt allerdings, dass sich eine große Karriere gerade dem Ende neigt.