Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kinder holen Fahrradtraining nach
Für die Schüler im Kreis gibt es eine Alternative zum Fahrradführerschein – In den Kursen sind noch Plätze frei
SIGMARINGEN - Wo früher einmal Hubschrauber der Bundeswehr landeten, kurvt heute ein Pulk aus Kindern – bekleidet mit neongelben Warnwesten. „Du bist gerade eine Geisterfahrerin, komm bitte mehr an den rechten Fahrbahnrand“, ruft Polizist Klaus Hinz einem Mädchen zu. Auf dem ehemaligen Kasernengelände in Sigmaringen bietet die Polizei in Zusammenarbeit mit der Kreisverkehrswacht ein Radfahrtraining an. Es ist eine Alternative zum Fahrradführerschein, den die Kinder sonst über die Schulen in der vierten Klasse ablegen. Doch wegen der Corona-Pandemie musste das Pflichtprogramm in diesem Jahr ausfallen.
„Wir wollen den Viertklässlern dieser Generation zumindest eine abgespeckte Form des Verkehrssicherheitstrainings anbieten“, sagt Klaus Kubenz, Sigmaringer Polizist vom Referat Prävention. Es werde in dem zweieinhalbstündigen Kurs alles durchgenommen was auch beim Fahrradführerschein drankommt: Von den Vorfahrtsregeln, über das Verhalten an einem Stoppschild bis hin zum Fahren in der Spielstraße ist alles dabei. „Das Linksabbiegen üben wir sogar über eine Stunde lang“, so Kubenz. „Es ist das Komplettprogramm, nur eben in Kurzform und nicht so intensiv.“
Im Landkreis Sigmaringen mussten in diesem Schuljahr 756 Schüler auf die Radfahrausbildung verzichten. Für den Alternativkurs haben sich bisher 170 Kinder angemeldet. „Es sind noch viele Plätze frei. Eine Teilnahme ist noch bis Anfang August möglich“, sagt Kubenz. Anmelden kann man sich auf der Internetseite der Polizei Ravensburg unter www.polizei-ravensburg.de.
Der Übungsplatz auf dem früheren Kasernengelände ist laut Kubenz ideal: „Mit 64 mal 64 Metern ist er mit Abstand der größte unserer Plätze im Landkreis. Außerdem konnten wir in den umliegenden Gebäuden einen Schulungsraum und Lagerflächen einrichten.“In den kommenden Jahren sollen hier auch die Kurse für den Fahrradführerschein stattfinden.
Anders als bei der normalen Radfahrausbildung sind bei den Alternativkursen auch Eltern mit vor Ort. Da es sich um keine schulische Veranstaltung
handelt, müssen sie ihrer Aufsichtspflicht nachkommen. „Außerdem können wir so den Eltern Tipps geben, worauf sie bei ihren Kindern noch achten sollten“, erklärt Kubenz.
Eine Mutter, die ihr Kind an diesem Tag zum Kurs begleitet, ist Martina Müller. „Man versucht natürlich, seinen Kindern die Verkehrsregeln beizubringen. Aber wenn sie es von einem Polizisten hören, macht das deutlich mehr Eindruck“, sagt sie.
Trotzdem findet sie es schade, dass ihr Kind nicht den Fahrradführerschein auf normalem Wege erwerben kann. „Aber dieser Kurs trägt ein wenig zu meiner Beruhigung bei.“
Wie sieht der Übungsplatz auf dem Kasernengelände aus? Ein Video sowie weitere Bilder gibt es unter