Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Waldseer Fasnet ist mehr als ein Umzug“
So reagiert der Zunftmeister auf die Absage der Narrensprünge
BAD WALDSEE - Corona wirkt sich zunehmend auf die Fasnet 2021 aus. Nachdem die großen Narrenverbände entschieden haben, dass es in der bevorstehenden fünften Jahreszeit keine Großveranstaltungen geben wird, sieht so mancher Bad Waldseer die Fasnet schon als gestorben an. Dem widerspricht Zunftmeister Roland Haag vehement, schließlich sei „die Waldseer Fasnet mehr als ein Umzug, das ist Brauchtum und kann auch zu Hause gefeiert werden“. Für den 55-Jährigen ist klar, dass die Fasnet trotz der Pandemie in kleineren Kreisen zelebriert gehört und dazu sucht er nach alten Rezepten und Dokumenten.
Gäste verbinden mit der Waldseer Fasnet die Großen Narrensprünge, die von vielen Tausenden Besuchern entlang der Gassen der Altstadt mitverfolgt werden. Derartige Bilder wird es in der kommenden Fasnetszeit in der Kurstadt nicht geben. Das ist ein Einschnitt, mindert die Vorfreude des Zunftmeister aber nicht. „Die Waldseer Fasnet ist mehr als ein Umzug durch die Stadt“, sagt Haag und ergänzt: „Die Leute können trotzdem feiern und Spaß haben.“Im privaten Kreis oder in den
Waldseer Wirtschaften könne Fasnetsstimmung aufleben – natürlich unter Einhaltung der geltenden Regeln, wie Haag betont.
Daher wird die Narrenzunft auch an einem Fasnetsmotto festhalten und es wie in jedem Jahr am 11. November verkünden. „Dieser Brauch wird aufrechterhalten, und so kann sich jeder mottogerecht verkleiden – sei es bei Privatfeiern, in den Wirtschaften oder die Kinder im Kindergarten oder in der Schule“, so Haag. Die Geschichte der Fasnet könne auf neue Weise Einzug in die (Fasnets-) Häuser halten und beispielsweise Fasnetsküchle oder Maultaschen gekocht werden. Um Anregungen zu geben, sucht der Zunftmeister noch nach alten Rezepten und längst vergessenen Dokumenten der Waldseer Fasnet und bittet um Zusendungen.
Müssen die Waldseer Masken während der bevorstehenden Fasnet also im Schrank bleiben? Das sei noch nicht entschieden und hänge auch von der Herbstarbeitstagung der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) am 17. Oktober ab. Gemeinsam mit dem VSAN-Präsidenten Roland Wehrle und den insgesamt 68 Zünften würden mögliche Szenarien besprochen und aus Brauchtumssicht aufgearbeitet. „Wir haben Ideen, müssen aber abwarten, was möglich ist“, verdeutlicht Haag die von der weiteren Corona-Entwicklung abhängige Vorgehensweise. Ebenfalls unklar ist, ob und in welcher Form es Fasnetsbälle in der Stadthalle oder eine Schülerbefreiung geben wird. Die Narrenzunft möchte sich hierbei Zeit lassen. „Wir wollen es vernünftig angehen und gestalten“, erläutert Haag.
Während Skeptiker einer minimalistischen Fasnet nichts abgewinnen können, rufen Optimisten gar die kreativste Fasnet aller Zeiten aus. Wie der Waldseer Zunftmeister die Situation einschätzt? Für ihn leicht zu beantworten: „Wir Narren sind einfallsreich und es kann die kreativste Fasnet aller Zeiten sein, die lustig und witzig wird. Dem dürfen wir uns nicht verwehren. Einen Narren kann man schließlich nicht einsperren.“