Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Dreifacher Kindersegen für Luchs-Mama
Vater der Jungtiere wurde versehentlich erschossen
TIRSCHENREUTH/AUGSBURG (epd) - In der Oberpfalz sind kleine Luchse unterwegs. Mithilfe von Wildkameras wurden im Herbst im Steinwald bei Tirschenreuth ein Weibchen und ihre drei Jungen nachgewiesen, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt am Freitag in Augsburg mitteilte. Die Mutter ist keine Unbekannte: Sie stammt aus dem Bayerischen Wald und war vor einigen Jahre verwaist gefunden worden. Nachdem sie gesund gepflegt worden war, sei sie im Sommer 2016 im Steinwald wieder freigelassen worden.
Der Vater des Luchs-Nachwuchses dagegen ist ein Zugereister: Er stammt aus der Harzer Population und war seit Herbst 2018 in NordostBayern unterwegs. Da die beiden Luchse zur diesjährigen Paarungszeit die einzigen Artgenossen im Steinwald waren, gelten sie als die Eltern der Jungtiere. Sie sorgen gleich für eine Premiere: Ihre drei Jungen
ANZEIGE sind die ersten Nachkommen zweier Luchse aus unterschiedlichen Populationen in Deutschland.
Ein Happy End gibt es aber offenbar dennoch nicht für die frisch gebackenen Luchs-Eltern: Ein Jäger hatte vor Kurzem versehentlich einen Luchs im Fichtelgebirge, an das der Steinwald angrenzt, erschossen. Experten gehen davon aus, dass es sich bei dem getöteten Tier um den Vater der Jungtiere handelt. Im Steinwald freut man sich über den LuchsNachwuchs.
Zur Unterstützung der Luchs-Familie soll die Jagd auf Rehwild angepasst werden.
Nach Angaben des Landesamts für Umwelt wurden von Mai 2018 bis April 2019 in Bayern 60 selbstständige Luchse und 26 Jungtiere nachgewiesen. Die meisten der Wildkatzen sind im Dreiländereck zwischen Deutschland, Tschechien und Österreich unterwegs. Die größte Katzenart Europas steht als stark gefährdet auf der Roten Liste in Deutschland.