Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Warum nicht doch etwas länger drüber nachdenken
Die Absage kam prompt und sofort. Sozusagen höchstrichterlich aus dem Rathaus: So deutlich hat Bürgermeister Marcus Ehm dies zwar nicht gesagt, aber wer zwischen den Zeilen liest, versteht es so: Nein, danke, die Stadt Sigmaringen zeigt kein Interesse. Basta!
Es geht um die Wiederbelebung der Badischen Bahn, einer vor Jahrzehnten abgebauten Bahnstrecke zwischen Sigmaringen und Krauchenwies. Eisenbahnromantiker kennen die frühere Strecke, die beim ehemaligen Vögele an der Zeppelinstraße von der Zollernbahn abzweigte und von dort an Sigmaringendorf vorbei in Richtung Krauchenwies führte.
Mitten im Wald nahe dem Wusthauweiher gab es sogar einen Bahnhof, der Josefslust hieß, obwohl das Landhaus ein gutes Stück entfernt von der Stelle liegt. Der Platz wurde vornehmlich genutzt, um im Güterbetrieb Holz zu laden. Wer sich die
Stelle näher anschaut, kann mit viel Fantasie den ehemaligen Bahnhof erahnen.
Jetzt fragt man sich, warum Marcus Ehm das überraschend positiv ausgefallene Gutachten des Landes vorschnell zurückweist? Immerhin liegt die Badische Bahn in Kombination mit der Ablachtalbahn im Ranking des Landes im vorderen Mittelfeld.
Ehm verweist auf den Regiobus, der längst die Rolle der Badischen Bahn übernommen habe, er nennt die Rodung des Waldes für den Wiederaufbau einen Frevel und will sich prioritär um die Elektrifizierung der Zollernbahn und den barrierefreien Bahnhof kümmern. Das ist alles richtig. Doch warum nicht das eine tun und das andere trotzdem nicht lassen?
Zumindest der Gemeinderat sollte sich ergebnisoffen mit dem Thema Bahn befassen, denn dies ist unseres Wissens bislang nicht geschehen.