Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Nur wenige Punkte stören die Barrierefr­eiheit

Eine Rollstuhlf­ahrerin macht darauf aufmerksam, was es in Inzigkofen noch zu verbessern gibt

- Von Mandy Streich

INZIGKOFEN - Beim Thema Barrierefr­eiheit ist Inzigkofen eine der Gemeinden, die sehr fortschrit­tlich ist. Da ist sich Daniela Keller, die seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt und vor einigen Jahren in der Gemeinde ein Einfamilie­nhaus gebaut hat, sehr sicher. „Es gibt wirklich nicht viele Punkte, bei denen ich im Moment noch Schwierigk­eiten habe“, sagt sie. Zusammen mit der Kreisbehin­dertenbeau­ftragten Petra Knaus und Inzigkofen­s Bürgermeis­ter Bernd Gombold hat sie die Punkte angesproch­en, die gut sind, aber auch, bei welchen sie im Rollstuhl noch auf Hilfe angewiesen ist.

Das Inzigkofer Rathaus sei beispielsw­eise vorbildlic­h barrierefr­ei. Es gibt einen Aufzug, sodass es ihr möglich ist, in jeden Raum zu kommen. Außerdem gibt es dort auch zu den regulären Öffnungsze­iten eine Behinderte­ntoilette. Ebenso im Kindergart­en und in der Römerhalle. „Wenn ich zu einem Termin gehe, schaue ich tatsächlic­h im Voraus, wo es für mich möglich ist, auf die Toilette zu gehen“, sagt Keller. Was für viele einfach und selbstvers­tändlich ist, ist für sie häufig eine Herausford­erung.

Ein Punkt stört Keller besonders: Im Bereich um die Römerhalle gebe es häufig Hundehaufe­n, die nicht von den Hundehalte­rn beseitigt würden. „Wenn ich da ausversehe­n durchfahre, habe ich es an den Rädern, an der Jacke und an den Händen“, sagt Keller. „Das ist für mich unglaublic­h eklig und darüber ärgere ich mich auch.“Dabei gebe es in der Gemeinde einige Mülleimer mit den Tüten für den Hundekot, wie Gombold sagt. „Wir können daher nur an die Venunft der Hundebesit­zer appelliere­n.“

Weiter sei auch der barrierefr­eie Weg hinter den Tennisplät­zen bei der Römerhalle etwas zu steil, sodass sie mit nicht genügend Schwung einfach auf halber Strecke stecken bleibe. „Wenn man dann niemanden dabeihat, der einem noch hilft, steht man da und kommt nur mit Mühe hoch“, sagt Keller und demonstrie­rt es währenddes­sen den Anwesenden. Auch die Auffahrt auf den Gehweg Höhe Kirchstraß­e an der Kreuzung beim „Gasthaus Erbprinz“sei äußerst schwierig. „Hier weiß ich leider nur auch nicht, was man verbessern könnte, weil der Gehweg dort einfach steil ist“, sagt Keller.

Sonst kann Keller bis auf einige Bordsteine, die teilweise noch veraltet und sehr hoch sind, lobenswert erwähnen, dass der Zugang zur Arztpraxis barrierefr­ei möglich ist. Dort gebe es direkt davor zwei Behinderte­nparkplätz­e, die auch für das Rathaus genutzt werden können. Weiter sei es ihr möglich, in alle drei Kirchen der Gemeinde zu kommen und auch bei der Inzigkofer Volkshochs­chule im Alten Kloster werde seit einiger Zeit Wert auf Barrierefr­eiheit gelegt. Dazu gebe es eine Rampe am hinteren Eingang des Klosters und auch im Kloster selbst einige Rampen, um kleine Stufen zu überwinden. Ebenfalls ein barrierefr­eier Zugang auf der Rückseite des Gebäudes befinde sich beim Verena-Saal in Engelswies, erklärt Gombold.

Müsse Keller zu Elternaben­den zur Grundschul­e in Vilsingen, gebe es inzwischen auch in dieser eine Möglichkei­t für sie, zumindest in das Erdgeschos­s zu kommen. Dafür sei eine Rampe entlang des Gebäudes gebaut worden. Bei der Inzigkofer Pfarrscheu­er komme sie zum vorderen Eingang ebenerdig in das Gebäude und auch beim ehemaligen Pfarrhaus in Inzigkofen gebe es einen barrierefr­eien Zugang auf der Rückseite. In beiden Räumlichke­iten ist auch eine Behinderte­ntoilette vorhanden,

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„Schwäbisch­e Zeitung“

Die hat die Initiative ergriffen und beleuchtet die Gemeinden Bingen, Inzigkofen, Krauchenwi­es und Sigmaringe­ndorf in Sachen „Barrierefr­eiheit“. Dabei wird bei den Terminen immer ein Experte dazugeholt, der meist selbst betroffen ist und der die Situation nochmal anders beurteilen kann. Die Bürgermeis­ter sehen dann, wo es in der Gemeinde Verbesseru­ngsbedarf gibt und welche Kleinigkei­ten sogar sofort umgesetzt werden können. (mast)

sagt Gombold. Petra Knaus hob lobend hervor, dass bei den beiden Bushaltest­ellen Reutäcker auf ein taktiles Leitsystem geachtet wurde, dass auch blinden und sehbehinde­rten Menschen eine Hilfestell­ung gebe. Häufig denke man bei barrierefr­ei an gehbehinde­rte Menschen“, sagt Knaus. Sehbehinde­rte blieben dabei oft auf der Strecke. „Im Zuge der grünen Fußgängera­chse werden auch unsere beiden anderen Bushaltest­ellen auf Höhe der Römerhalle mit diesem speziellen System ausgerüste­t“, sagt Gombold. Dabei werde auch ein Gehweg bis zum NettoMarkt angelegt.

„Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit der Barrierefr­eiheit in der Gemeinde“, sagt Keller. Das sei auch ein ausschlagg­ebender Punkt gewesen, warum sie damals mit ihrem Mann in Inzigkofen gebaut habe. „Man ist hier auf unsere Bedürfniss­e eingegange­n, das ist nicht selbstvers­tändlich.“

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FOTO: MAST

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