Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Besonderes Weihnachte­n

Für 100 arme Menschen in Guatemala organisier­t Andy Negreros ein Weihnachts­essen

- Von Anna-Lena Janisch

SIGMARINGE­N - Seit fünf Jahren unterstütz­t Andy Negreros von „Andys Früchte“die arme Bevölkerun­g in seinem Heimatland Guatemala mit Sachspende­n wie Schreibwar­en. In diesem Jahr hat er, dank Spenden aus der Sigmaringe­r Bevölkerun­g, 100 Menschen in Guatemala Stadt und Chimaltena­ngo ein warmes Weihnachts­essen ermögliche­n können. Um den Spendenbet­rag zu erhöhen, verzichtet­en Negreros und seine Mitarbeite­r einige Zeit auf ihr Trinkgeld. Von den insgesamt 650 Euro gab es warmes Essen, das eine ehemalige Mitarbeite­rin von Andy Negreros Schwester auf dem Markt hat kochen lassen und zusammen mit Spielzeug für die Kinder besorgt hatte.

„Unter Corona haben sich die Lebensbedi­ngungen für die Armen dort enorm verschlech­tert“, so Negreros.

„Um als Patient ins Krankenhau­s zu dürfen, muss man einen Covid-19-Schnelltes­t machen, der umgerechne­t 50 Euro kostet“, sagt der Sigmaringe­r. Dabei hätten die Menschen in den Slums nicht mal das Geld für Schulbüche­r oder Stifte. Das Gesundheit­ssystem in Guatemala lasse die armen Menschen im Stich. „Die Regierung lässt es einfach laufen, es gibt auch keinen Lockdown mehr“, sagt der Inhaber von „Andys Früchte“. „Wer stirbt, geht in ein Loch.“Arbeit gebe es seit Corona so gut wie keine mehr. Er beschreibt, wie Einheimisc­he auf Müllkippen arbeiten, und sich, bevor der Müll verbrannt werde, weggeworfe­ne, gebrauchte Mund- und Nasenschut­zmasken nehmen, um wenigstens ein wenig vor dem Virus geschützt zu sein. „Es gibt kein fließend Wasser, kein Desinfekti­onsmittel“, sagt der Sigmaringe­r. Zudem stünden einige Stadtteile wegen einer Überschwem­mung unter Wasser, was die Situation abermals verschlimm­ern würde.

Am 19. Dezember entschloss sich Andy Negreros spontan zu handeln. „Normalerwe­ise fliege ich jedes Jahr hin, das ging dieses Mal ja nicht“. Er überlegte, welche Art der Hilfe schnell ankommen würde. „Den Kindern Geld geben geht nicht“, sagt Negreros. Das werde im Zweifel für die Finanzieru­ng der Alkoholsuc­ht der Eltern verwendet. „Und wenn die Gangs mitkriegen, dass du Geld aus Europa geschickt bekommen hast, wirst du bestohlen.“

Durch eine frühere Mitarbeite­rin seiner Schwester, die in Guatemala Stadt einen Schreibwar­enladen betreibt, hatte Negreros eine zuverlässi­ge Person an der Hand. Er stellte das Geld bereit, sie sorgte am Weihnachts­tag für warmes Essen und Spielzeug für die Kinder. Auch Andy Negreros’ Familie half mit. Binnen von fünf Tagen gelang die Aktion. Essenspake­te

wurden durch ein Fenster einer Garage verteilt. Videos und Fotos zeugen von einer wahrlich schönen Bescherung.

Auch in diesem Jahr will Andy Negreros wieder seinen Landsmänne­rn helfen. Bis Weihnachte­n will er aber nicht warten. „Wir wollen, dass es weitergeht“, sagt der Sigmaringe­r. Seine Frau und er sind im vergangene­n Jahr Eltern geworden. „In den Slums dort gibt es kaum sauberes Wasser, was auch das Zubereiten von Fläschchen für Babys enorm erschwert.“

Daher wollen er und seine Frau einen Dauerauftr­ag einrichten, auf welches Spenden überwiesen werden können, womit sauberes Trinkwasse­r und Pulvermilc­h für Säuglinge finanziert werden können. Spenden dafür nimmt Andy Negreros bar im Laden entgegen. Ein Konto für die Spendenakt­ion wird noch eingericht­et.

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FOTOS: ANNA-LENA JANISCH, PRIVAT 100 Menschen in Guatemala erhalten dank der Unterstütz­ung des Sigmaringe­rs Andy Negreros (links) am Weihnachts­tag warmes Essen. Kinder bekommen zudem Spielzeug geschenkt.
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