Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Suche nach Alternativen für viele Patienten
Das MVZ der SRH-Kliniken ist geschlossen. Eine Lösung soll bald kommen.
EBINGEN - Das Medizinische Versorgungszentrum der SRH-Kliniken Sigmaringen in der Ebinger Sonnenstraße ist geschlossen. Das trifft bis zu 2200 Patienten. Das ZollernalbKlinikum ist an einer Lösung stark interessiert.
Der Vorwurf: Geld justiert die Gesundheit. „Es geht hier um Kohle und nicht um die medizinische Versorgung“, ärgert sich Dr. Manfred Heine. Der Allgemeinmediziner leitete ab der Gründung 2015 und später noch übergangsweise das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) der damaligen Kreisklinik Sigmaringen in Ebingen. Das inzwischen von den SRH-Kliniken Landkreis Sigmaringen adaptierte Zentrum ist jetzt geschlossen. Zur Abwicklung sind verbliebene Praxis-Mitarbeiterinnen nur zwei Stunden am Tag telefonisch erreichbar. Ihr Job: Unterlagen vorbereiten, ausdrucken, aushändigen.
Gespräche über eine Fortführung unter neuer Trägerschaft laufen: Hier kommt das Zollernalb-Klinikum ins Spiel. Entsprechende Überlegungen bestätigt Klinikums-Geschäftsführer Dr. Gerhard Hinger.
„Die Medizin ist zum Geschäft mutiert“, wettert Dr. Heine. Der pensionierte Arzt unterhielt bis 2015 eine gut frequentierte Praxis im Kirchengraben, veräußerte diese mit Blick auf den Ruhestand an die Kreisklinik Sigmaringen und half beim Aufbau des MVZ – mit den Schwerpunkten Allgemeinmedizin und Neurologie – an vorderster Front mit. Ein damaliger Vorstoß Richtung Zollernalb-Klinikum: fiel nicht auf fruchtbaren Boden.
Das in der Sonnenstraße, schräg gegenüber des Alb-Centers, angesiedelte „Sigmaringer MVZ“hat nun Ende 2020 die Schotten dicht gemacht. Nicht zu verwechseln übrigens mit dem MVZ des Zollernalb-Klinikums im Ebinger Schloßbergcenter mit seinem Schwerpunkt Gynäkologie. Das Ende
des unter Trägerschaft der SRHKliniken Sigmaringen stehenden MVZ in Ebingen trifft neben vier Mitarbeiterinnen bis zu 2200 Patienten aus zwei Fachbereichen, die via Zeitungsannonce
aufgerufen wurden, ihre Akten telefonisch anzufordern. Als Grund für die Schließung wird darauf verwiesen: „Die Arztstellen konnten bislang nicht nachbesetzt werden.“Eine Behauptung, die für Dr. Heine auf wackligen Beinen steht: „Es gab Interessenten, zumindest aus der Allgemeinmedizin“, entgegnet der gebürtige Bayer. Was den Schluss zuließe: Obgleich nie offiziell geäußert, gab ausschließlich das wirtschaftliche Kalkül den Ausschlag für das Aus. „Sigmaringen hatte kein großes Interesse an einer Fortführung“, wird Dr. Heine deutlich.
Die SRH-Kliniken teilen auf Anfrage mit: „Leider konnte innerhalb der vorgesehenen Fristen keine Nachbesetzung für das MVZ in Albstadt-Ebingen gefunden werden. Wir bemühen uns, die Patienten bei der Suche nach einer weiteren ärztlichen Versorgung zu unterstützen; soweit es uns möglich ist.“Lösung in Sicht? Vielleicht: Die ärztliche Versorgungslücke in Albstadt wird mit dem MVZ-Ende zwar größer. Was für viele Patienten bleibt, ist indes die Hoffnung, dass sich das Zollernalb-Klinikum erfolgreich um die Weiterführung bemüht.
Dr. Gerhard Hinger bestätigt entsprechende Überlegungen. „Es gibt keine Details, geschweige denn Spruchreifes“, sagt der vorsitzende Geschäftsführer des Zollernalb-Klinikums. Betont aber ausdrücklich: „Die Patienten stehen auf der Straße und es ist unsere ureigene Intension, die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, eben solche Lücken zu schließen.“
Das Problem: Von heute auf morgen gibt’s nicht einfach so einen passenden Allgemeinmediziner für diese Aufgabe. Daher bittet Dr. Hinger um Geduld: „Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht, aber wir sehen ganz klar den Versorgungsbedarf. Wir prüfen alle Möglichkeiten. Wir sind aktiv. Und sehr interessiert an einem positiven Resultat.“