Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Spendenbereitschaft ist der „Wahnsinn“
Jugendrotkreuz sammelt für Kroatien und erlebt große Welle der Unterstützung
SIGMARINGEN - Das hätten die Organisatoren des Jugendrotkreuzes in ihren kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt: Wenige Tage nach ihrem Spendenaufruf für die Erdbebenregion in Kroatien sind die Lager der DRK-Sammelstellen voll und das Containerfahrzeug für den Abtransport bis unters Dach gefüllt. Die Spendenbereitschaft war so groß, dass nun eine weitere Mammutaufgabe vor den Rot-Kreuz-Helfern liegt: Säckeweise Kleidung, Schuhe, Decken, Wäsche und sonstige Sachen sortieren und an Hilfebedürftige weiterleiten.
„Es ist der Wahnsinn, was hier zusammengekommen ist“, sagt Kai Dollenmaier, Jugendleiter des JRK Scheer. Vor ein paar Tagen erst wurde der Aufruf über die sozialen Netzwerke eingestellt, kurz darauf „wurden wir fast überrannt“, zeigt sich Dollenmaier beeindruckt. Vier Sammelstellen in Mengen, Bad Saulgau, Ostrach und Veringenstadt wurden eingerichtet, am Wochenende folgte die zentrale Verladung der Hilfsgüter auf ein Containerfahrzeug der Firma Korn Recycling aus Albstadt, die den Transport nach Kroatien übernommen hat. „Am Tag der Spendenannahme gab es sogar Warteschlangen, so groß war der Andrang“, berichtet Dollenmaier.
Und auch am Samstag gehen am DRK-Gebäude in Sigmaringen im Minutentakt weitere Spenden ein. Bettwäsche, Handtücher, warme Kleidung, Decken, Spielzeug, Windeln und vieles mehr. „Wir haben alle Bereiche abdecken können, die am dringendsten benötigt werden“, sagt Nicole Maruhn, Pressesprecherin des DRK-Kreisverbands Sigmaringen. Der Schwerpunkt liegt vor allem auf Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Warme Kleidung sei so großzügig gespendet worden, dass diese für weitere Projekte aufbereitet werden kann, beispielsweise für die Sammelzentrale „Aktion Hoffnung“in Laupheim oder die Landeserstaufnahmestelle in Sigmaringen.
Dass das Schicksal der Menschen im fernen Kroatien auch die Leute hier vor Ort bewegt, zeigt die große Spende aus dem kleinen Ort Beuren. Eine komplette Anhängerladung zuzüglich vollgepacktem Kleintransporter
bringen Petra und Norbert Selbherr nach Sigmaringen. Am Freitag hatten sie über die WhatsAppOrtsgruppe einen Aufruf gestartet, am Samstagmittag war ihre Garage voll. „Das hat uns jetzt schon sehr beeindruckt“, sagt Norbert Selbherr, „aber die Leute wissen auch, dass es dort ankommt, wo es benötigt wird“. Eine ältere Nachbarin hätte die ganze Nacht überlegt, was sie noch entbehren kann, berichtet Petra Selbherr, „dann brachte sie mir ihre Wolldecken und meinte, dass die Menschen dort die jetzt dringender brauchen als sie“.
Über 200 ehrenamtliche Stunden haben die gut 40 Akteure des Jugendrotkreuzes und der DRK-Bereitschaft
bisher in diese Aktion investiert.
Und jede Menge Arbeit liegt nun noch vor ihnen: Die zwei Räume in der Hohenzollernstraße sind meterhoch voll gestapelt mit Kartons und Säcken, deren Inhalt auf die weitere Verwendung wartet. „Jetzt sind wir am Limit, aber wir werden das schaffen“, sagt Dollenmaier nach Eingang der letzten Spenden. Unterstützung, um die Verteilung logistisch zu stemmen, haben der Verein Natalis aus Pfullendorf und die Autovermietung Heinzelmann aus Herbertingen zugesichert. Das aufwendige Sortieren per Hand werden weiterhin die fleißigen Helfer von JRK und DRK übernehmen.