Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Sekunda zieht in die Krauchenwieser Ortsmitte
Unternehmen bietet sowohl Pflege als auch Betreuung
KRAUCHENWIES - Es tut sich was in der Krauchenwieser Ortsmitte: Vor Kurzem ist der ambulante Pflegeund Betreuungsdienst Sekunda in die obere Etage des Volksbank-Gebäudes in der Habsthaler Straße 1 eingezogen. „Unsere alten Räumlichkeiten waren schon seit Längerem zu klein“, sagt Firmengründerin und Geschäftsführerin Carmen Seifert, „deshalb sind wir jetzt sehr froh, dass die Umbauten und der Umzug so schnell geklappt haben“.
Die Lösung innerhalb von Krauchenwies habe sich im vergangenen Sommer spontan ergeben, sagt sie. „Beinahe wären wir nach Sigmaringen gezogen, doch dann bot uns die Volksbank die Räume im Obergeschoss an, die sie nicht mehr benötigt“, sagt Seifert.
Bisher war das Unternehmen in der Max-Eyth-Straße im Krauchenwieser Industriegebiet zuhause. „Aber dort haben uns womöglich nicht einmal die Nachbarn gekannt“, sagt Pflegedienstleiter Dennis Volz, der seit der Umfirmierung zur GmbH im April 2020 auch und MitGeschäftsführer von Sekunda ist.
Das Unternehmen mit einem knappen Dutzend Mitarbeiterinnen hat sich auf die Pflege von Demenzkranken spezialisiert, aber auch psychisch Erkrankte und Schädel-HirnTrauma-Patienten gehören zu den Kunden. „Kurzum, jeder, der seinen
Alltag nicht mehr selbständig bewältigen kann, findet bei uns Hilfe“, sagt Volz.
Dass das Unternehmen trotz Pandemielage bedenkenlos in die Vergrößerung investieren kann, liegt laut Sekunda-Gründerin Seifert auch daran, dass Tagespflegedienste geschlossen worden seien und andere Pflegedienste sowie Nachbarschaftshilfe ihre Hausbesuche ausgesetzt hätten. „Seit Beginn der Pandemie hat sich unser Kundenstamm fast verdoppelt“, so die Geschäftsführerin. Sie hoffe natürlich, dass die Kunden
blieben, auch wenn die Pandemie überstanden sei.
So könne von Krisenstimmung bei Sekunda aktuell nicht die Rede sein – auch wenn sich alle Betriebsangehörigen zwei Mal die Woche einem Corona-Schnelltest unterziehen müssen. „Das ist schon unangenehm, aber es muss sein“, sagt Seifert.
Was ihr Unternehmen besonders auszeichne, sei die Kombination von Pflege- und Betreuungsdienst in einer Hand. Dadurch müssten ihre Mitarbeiterinnen keinen ihrer Kunden
morgens aus dem Bett jagen, um nur ja den Zeitplan einzuhalten. Stattdessen könnten die Kunden auch noch ein Weilchen liegen bleiben, während zum Beispiel schon einmal das Frühstück vorbereitet werde.
„Und wir brechen uns keinen Zacken aus der Krone, nur weil wir die Angehörigen unserer Kunden ernst nehmen“, sagt sie. Sich das bisschen mehr Zeit zu nehmen, um diese bei der morgendlichen Routine mit einzubeziehen und die wichtigsten Handgriffe zu zeigen, sei für sie eine
Frage des gegenseitigen Respekts. Und noch einen Vorteil habe dieses Vorgehen: „So haben wir eine ruhige Rufbereitschaft“, folgert sie. „Neue Mitarbeiter aus anderen Einrichtungen müssen wir in der Regel erst mal entschleunigen“, sagt Seifert.
Über Fachkräftemangel könne sie sich folglich nicht beklagen. Sie ist überzeugt, dass die Bezahlung allein nicht das Problem der Pflegebranche ist. Geld sei das eine, aber über Stress und enge Terminpläne werde in der Politik ihrer Meinung nach zu wenig diskutiert. „Pfleger wollen nicht täglich bereuen, dass sie nicht genügend Zeit für ihre Kunden haben – das hält doch auf Dauer keiner aus“, sagt sie.
Für die Zukunft sieht Seifert ihr Unternehmen solide aufgestellt: Wenn die Corona-Pandemie vorbei sei, wolle sie den Konferenzraum im OG der Habsthaler Straße 1 für Schulungen für pflegende Angehörige nutzen, bei welchen es auch Gelegenheit zum Austausch über Erfahrungen geben soll. Außerdem wären Seniorennachmittage mit Spielen oder Filmvorführungen denkbar. Sollte sich die Volksbank Bad Saulgau eines Tages entschließen, die Krauchenwieser Filiale zu schließen, könne sie sich vorstellen, im Erdgeschoss des Gebäudes eine Tagespflege einzurichten. Und wenn sie sich in ein paar Jahren in den Ruhestand begebe, stehe ihr Mit-Geschäftsführer und Pflegedienstleiter Dennis Volz bereit, Sekunda weiterzuführen.