Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Initiative bekommt ihr SLG-Kennzeichen
Kreistag stimmt für die Wiedereinführung – Petition mit mehr als 3000 Unterschriften
BAD SAULGAU - Der Sigmaringer Kreistag stimmt in seiner Sitzung am 27. Juli in der Sandbühlhalle in Bingen der Wiedereinführung der Altkennzeichen SLG (Saulgau), STO (Stockach) und ÜB (Überlingen) zu. 23 Kreisräte stimmen dafür, zwölf dagegen, vier enthalten sich. 2012 scheitert der erste Versuch.
Der Jubel bei der Gruppe der SLG-Initiatoren ist groß, als Landrätin Stefanie Bürkle das Abstimmungsergebnis des Kreistags bekannt gibt. Bad Saulgaus Bürgermeisterin Doris Schröter unterbricht für einige Minuten die Kreistagssitzung, um die Initiatoren vor der Sandbühlhalle zu beglückwünschen. Zuvor stellt sie den Antrag für die Wiedereinführung. „Die Zugehörigkeit zu einem Landkreis ist nicht mehr am Kfz-Kennzeichen ablesbar. Ein einheitliches Kennzeichen für den Landkreis gibt es faktisch schon seit einiger Zeit nicht mehr“, sagt Schröter. Sie freut sich anschließend über das Ergebnis, das sie sich knapper vorgestellt habe. Für das historische Kennzeichen spricht in der Sitzung auch die Bad Saulgauerin Fiona Skuppin von der Grünen-Fraktion. „Mit einer Entscheidung für das Altkennzeichen können sich die Bad
Saulgauer ein Stück Geschichte an ihr Auto hängen“, sagt sie. Ein Ja für das Altkennzeichen tue niemandem weh. Das Kennzeichen spalte den Landkreis nicht.
Das Landratsamt erwartet indes einen großen Ansturm auf das Kennzeichen, so wie im Landkreis Ravensburg, dessen Entscheidung im Dezember 2019 für die Wiedereinführung der Altkennzeichen SLG, ÜB und Wangen (WG) den Kreis Sigmaringen
unter Zugzwang bringt. Der Beschluss im Nachbarkreis ist die Initialzündung für eine zweite Chance, nachdem der Kreistag in Sigmaringen 2012 gegen das SLGKennzeichen abstimmt.
Doch die Situation ist nun neu, ist geradezu bizarr, da Autofahrer aus dem Gemeindeverwaltungsverband Altshausen – der früher dem Altkreis Saulgau zugeordnet war – das SLGKennzeichen beantragen dürfen. Die
Entscheidung des Kreistags in Ravensburg ist auch der Ausgangspunkt für die Initiatoren, die bis Anfang März mehr als 3000 Unterschriften für das historische Kennzeichen sammeln. „Wir haben es geschafft“, sagt Initiator Wolfgang Beutinger. „Das wäre sonst eine Lachnummer gewesen“, so Beutinger. Die Initiative habe sachlich argumentieren und nichts Böses im Schilde führen wollen.
Anfang März übergeben die Initiatoren im Sigmaringer Landratsamt für eine Petition einen Aktenordner mit 3035 Unterschriften an Landrätin Stefanie Bürkle, die wiederum das SIG-Kennzeichen für den gesamten Landkreis Sigmaringen behalten will. „Im Sinne der Gleichberechtigung sollen Autofahrer aus dem Kreis Sigmaringen auch mit SLG fahren dürfen“, sagte Beutinger, der hofft, „dass sich der Kreistag nicht mehr so leicht aus der Affäre zieht“. Die Beweggründe seien nicht politischer Art, sagt Beutinger. Die Initiative wünsche sich lediglich ein Wunschkennzeichen aus nostalgischen Gründen, die Ausdruck von Kultur, Geschichte und Heimat sein sollen. Ihr Wunsch wird in der wegen der Corona-Pandemie verschobenen Kreistagssitzung erfüllt.