Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Tatverdächtiger schweigt zum Angriff auf Mitbewohner
Ermittlungen zu versuchter Tötung in Hoßkirch dauern an – Opfer aus Krankenhaus entlassen
HOSSKIRCH - Nach dem Angriff eines 39-jährigen Mannes auf seinen 24 Jahre alten Mitbewohner in Hoßkirch rätseln Staatsanwaltschaft und Polizei noch über das Motiv. Der Tatverdächtige hat bislang weder gegenüber der Polizei noch dem Haftrichter Angaben zum Vorfall gemacht.
In einer Wohnung in Hoßkirch hatte am Freitag gegen 13.30 Uhr ein 39-Jähriger seinen 24 Jahre alten Mitbewohner laut Polizei unvermittelt mit einer Eisenstange angegriffen. Dabei erlitt dieser eine schwere Kopfverletzung. Im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung begann der 39-Jährige, mit einem Messer auf sein Opfer einzustechen. Trotz seiner schweren Verletzungen konnte der 24-Jährige aus der Wohnung fliehen und einen Nachbarn um Hilfe bitten. Rettungskräfte brachten den Verletzten in eine Klinik, wo er medizinisch versorgt wurde. Der Mann ist außer Lebensgefahr. „Er musste operiert werden, aber konnte am Montagvormittag aus dem Krankenhaus entlassen werden“, teilt Oberstaatsanwalt Karl-Josef Diehl auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit. Nach Aussage des Geschädigten habe sein Mitbewohner ihn aus heiterem Himmel angegriffen, eine Vorgeschichte sei bislang nicht bekannt. „Der 39-Jährige machte bislang keinerlei Angaben, über das Motiv können wir daher nur rätseln. Oft sind es in solchen Fällen banale Streitigkeiten, die eskalieren. Ob das hier auch so ist, müssen wir noch ermitteln“, sagte Diehl. Neben den beiden Beteiligten wohnen zwei weitere
Männer in der Wohnung, die sich alle bereits seit rund vier Jahren kennen.
Der Oberstaatsanwalt geht davon aus, dass die Ermittlungen wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts etwas länger dauern als üblich. Da es sich bei den Beteiligten um Somalier handelt, ist ein Dolmetscher erforderlich. Sowohl für die Vernehmung des 39-Jährigen als auch die Übersetzung etwa von Handychatprotokollen. „Da wir den Dolmetscher wahrscheinlich aus Stuttgart hinzuziehen müssen, ist der Aufwand etwas größer“, erläuterte Diehl. Die Ermittlungen führen auch nach Bayern, da dort ein Zeuge aus dem persönlichen Umfeld des Geschädigten lebt, der möglicherweise Angaben zum Vorfall zwischen den beiden Männern machen könnte.
Strafrechtlich aufgefallen sei der Beschuldigte zuvor nicht. Nach dem Angriff auf seinen Mitbewohner floh der 39-jährige Somalier allerdings. In einer aufwendigen Fahndung konnten Polizeikräfte ihn am Samstag gegen 4 Uhr in Reutlingen festnehmen. „Es waren einige Polizeistreifen und Kriminalstreifen im Einsatz“, teilt Daniela Baier, Sprecherin des Polizeipräsidiums in Ravensburg, auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit. Details über die Ermittlungsarbeit und die technischen Möglichkeiten dabei könne sie aber nicht preisgeben. Der 39Jährige wurde am Samstagnachmittag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Ravensburg einem Haftrichter vorgeführt, der die Untersuchungshaft anordnete. Im Anschluss daran wurde der Tatverdächtige in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.