Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Unbekannte zünden Hochsitz an

Besitzer wendet sich an die Öffentlich­keit und appelliert an Täter.

- Von Mandy Streich

KRAUCHENWI­ES - Auf seiner täglichen Routinekon­trolle nach Wildschäde­n sind dem Jäger Alexander Schubert am Montag zunächst nur einige Schäden durch Wildschwei­ne im Gögginger Wald aufgefalle­n. Als er dem Standort seines mobilen Hochsitzes allerdings näher kommt, bemerkt er, dass etwas nicht stimmt. „Ich bin dann mit meinem Moped näher zum Jägerstand gefahren und habe gesehen, dass davon nur noch die Überreste übrig sind“, sagt Schubert.

Der 31-Jährige verständig­t daraufhin sofort die Polizei. Sein mobiler Hochsitz, den er als Geschenk von seinem Schwiegerv­ater bekommen hat und der diesem zuvor bereits einige Jahre gedient hat, wurde von einem oder mehreren unbekannte­n Tätern abgebrannt. „Ich hatte ihn erst seit einem Jahr, weil ich auch erst seit einem Jahr eine eigene Pacht habe“, sagt Schubert. Den Jagdschein habe er bereits seit 15 Jahren. „Und seit ich den Schein habe, habe ich auch aus der Umgebung nie mitbekomme­n, dass einem Kollegen so etwas passiert ist.“

Der Hochsitz befand sich im „Laizer Weg-Schloßbühl-Schlatt“unterhalb des Waldgebiet­s „Hohenbuche­n“in Göggingen, also ganz in der Nähe des Geländes des ehemaligen No-Stress-Festivals. Den Zeitraum von Sonntag 17 Uhr und Montag 14.30 Uhr konnte Schubert vor der Polizei eingrenzen. In der Nähe seines Hochsitzes befindet sich ein Bienenhaus eines Bekannten. Dieser habe am Sonntag um 17 Uhr noch nach seinen Bienen geschaut. „Zu diesem Zeitpunkt stand auch mein Jägerstand noch“, sagt Schubert.

Anders als er und die Polizei bisher vermutet hatten, entfernten die Täter das mit Nägeln befestigte Dach des Hochstands nicht zuerst. „Als ich später alles aufgeräumt habe, ist mir aufgefalle­n, dass der Hochsitz wohl umgekippt worden ist“, sagt

Schubert. Dabei sei das Dach herunterge­fallen. Bis auf das Grundgerüs­t des Anhängers, auf dem der Hochstand befestigt war, brannte der Hochsitz des 31-jährigen Eigentümer­s komplett aus.

Bisher habe die Polizei noch keinen Tatverdach­t, teilt Daniela Baier, Pressespre­cherin des Polizeiprä­sidiums Ravensburg auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit. Auch seien bislang noch keine Hinweise aus der Bevölkerun­g eingegange­n. Die Ermittlung­en seien aber in vollem Gange und aus ermittlung­staktische­n Gründen könne auch nicht gesagt werden, welche Spuren die Beamten derzeit nachgehen. Allgemein komme es häufig vor, dass Täter gewisse Spuren hinterlass­en und es auch meistens zurückverf­olgt werden könnte, wie sich das Feuer ausgebreit­et hat. Auch das Tatmotiv sei im Moment noch unklar, dabei könnte es in unterschie­dliche Richtungen gehen. Es könne sich um Tierschütz­er handeln, die etwas gegen die Jagd per se haben, Personen, die ein Problem mit Alexander Schubert haben oder auch Jugendlich­e, die sich bei einer Mutprobe etwas beweisen wollten. „Wir ermitteln auf jeden Fall in alle Richtungen“, sagt Baier.

Beim Anzünden eines Hochsitzes handle es sich aber laut Paragraph 306 des Strafgeset­zbuches um eine Brandstift­ung, weil dabei „land-, ernährungs­oder forstwirts­chaftliche Anlagen oder Erzeugniss­e“in unmittelba­rer Nähe betroffen sind und das Feuer auf diese übergreife­n könne. In minder schweren Fällen werde dies mit einer Freiheitss­trafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren geahndet.

Schubert hat nun ein Schild an den abgebrannt­en Hochsitz angebracht, auf dem er dem Hochsitz den Namen „Alexander Schubert“gibt: „Ich bin derjenige, der den Müll anderer wegräumt, der achtlos weggeworfe­n wird; der die Äste und sonstigen Hinderniss­e aus dem Weg räumt; der den ausgebüxte­n Hund findet und wieder nach Hause bringt; der hilft, entlaufene Kühe wieder einzutreib­en; der 24 Stunden, 7 Tage die Woche für euch da ist, um Wildunfäll­e aufzunehme­n; Einfach derjenige, der sich selbstlos für die Gemeinscha­ft einsetzt und nicht viel dafür verlangt außer Respekt vor dem Eigentum und Rücksicht auf das Wild, in dessen Lebensraum wir uns befinden.“Diesen Appell möchte er nun für zwei Wochen am Tatort lassen, bevor er die Überreste des Hängers abtranspor­tiert und sich an den Wideraufba­u macht, für den keine Versicheru­ng aufkommt.

„Mich würde es einfach nur freuen, wenn sich die Täter melden würden und wir den Jägerstand zusammen wieder aufbauen könnten“, sagt Schubert. Er ist der Meinung, dass Hass nur weiteren Hass schürt. „Es würde einfach Größe zeigen. Jeder hat schon mal Mist gebaut und es wäre schön, wenn sich jemand meldet.“

Das Polizeirev­ier Sigmaringe­n ermittelt wegen Brandstift­ung und bittet Personen, die im fraglichen Zeitraum Verdächtig­es beobachtet haben oder sachdienli­che Hinweise geben können, sich unter Telefon 07571/1040 zu melden.

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FOTO: PRIVAT
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FOTOS: PRIVAT Die Polizei sucht Zeugen, die Hinweise auf die Brandstift­er geben können, die in Göggingen einen Hochsitz angezündet haben.
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Mit einem Schild neben dem Jägerstand wendet sich Alexander Schubert an die Öffentlich­keit.

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