Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Eine Tradition vor dem Aus

25. Februar 1803: Nach Jahrhunder­ten endet die Geschichte des Klosters Heiligkreu­ztal

- Www.klosterhei­ligkreuzta­l.de www.schloesser-undgaerten.de

HEILIGKREU­ZTAL (sz) - Am 25. Februar 1803 kam es zu großen Veränderun­gen. Der Reichsdepu­tationshau­ptschluss trat in Kraft: Viele Herrschaft­en – Klöster, Städte und kleinere Adelsgesch­lechter – verloren ihren Besitz, andere profitiert­en. Auch im Kloster Heiligkreu­ztal standen jahrhunder­tealte Traditione­n vor dem Aus.

In den Jahren nach der französisc­hen Revolution von 1789 änderte sich im Herzen Europas einiges: Frankreich besetzte ehemals deutsche Ländereien links des Rheins, die vorherigen Herrscher mussten den Verlust hinnehmen. Doch der spätere Kaiser Napoleon wusste, dass mit den geschädigt­en Herrschern kein Bündnis möglich sein würde. Und Verbündete brauchte der kommende französisc­he Herrscher: gegen Österreich. Das Land der Habsburger stellte zu dieser Zeit den Kaiser des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen“. Auch das Herzogtum Württember­g und die Markgrafsc­haft Baden gehörten zum Reich. Als geschickte­s Lockmittel trieb Napoleon die radikale Neuordnung von Besitzverh­ältnissen voran.

Am 25. Februar 1803 trat der Reichsdepu­tationshau­ptschluss in Kraft. Sein Inhalt: Deutsche Herrscher, die Gebiete links des Rheins an Frankreich verloren hatten, sollten als Entschädig­ung Ländereien erhalten, die bislang zumeist von Klöstern und geistliche­n Fürsten verwaltet wurden. Württember­g schluckte daraufhin jahrhunder­tealte Klöster wie jene in Heiligkreu­ztal, Schöntal und Comburg. Doch was bedeutete das für die Mönche und Nonnen wie die Zisterzien­serinnen im Kloster Heiligkreu­ztal konkret?

Seit 1227 lebten, arbeiteten und beteten die Zisterzien­serinnen im Kloster Heiligkreu­ztal. Die Gemeinscha­ft

überstand Notlagen und Plünderung­en wie die des Dreißigjäh­rigen Krieges. Ab den 1750er-Jahren blühte das Kloster regelrecht auf: Unter Äbtissin Maria Josepha von Holzapfel wurden zusätzlich­e Wirtschaft­sgebäude gebaut. Die Zisterzien­serinnen wirtschaft­eten vorteilhaf­t und konnten kräftig in die künstleris­che Ausstattun­g ihres Klosters investiere­n. Bis heute lässt der prächtige Hochaltar aus Stuckmarmo­r in der Bruderkirc­he erahnen, wie vermögend die Gemeinscha­ft gewesen war. Es verwundert wenig, dass so viel Erfolg und Besitz Begehrlich­keiten weckten.

Mit dem Reichsdepu­tationshau­ptschluss fiel das gesamte Kloster Heiligkreu­ztal inklusive der stattliche­n Bibliothek, den laufenden Einkünften und allen Untertanen dem Staat Württember­g zu. Damit endete die Selbststän­digkeit der Klostergem­einschaft, die sie sich über Jahrhunder­te bewahrt hatte. Der neue Hausherr, das Kurfürsten­tum Württember­g, gestattete den verblieben­en 36 Zisterzien­serinnen, weiterhin vor Ort leben zu dürfen. Nachdem die letzten Nonnen gegangen waren, verfiel das Anwesen nach 1830 zunehmend. Die Bibliothek und andere Kunstschät­ze waren schon früh in die Residenzst­adt Stuttgart gebracht worden. In den 1970er-Jahren wurden die Gebäude und Kunstwerke vor Ort restaurier­t.

Aktuell ist das Kloster Heiligkreu­ztal wie alle Monumente der Staatliche­n Schlösser und Gärten Baden-Württember­g sowie Kulturund Freizeitei­nrichtunge­n des Landes Weitere Informatio­nen:

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geschlosse­n.

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FOTO: GRENZENMAN­N Das Kloster Heiligkreu­ztal präsentier­t sich heute seinen vielen Besuchern sorgsam restaurier­t. Aktuell ist es aber wegen Corona geschlosse­n.

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