Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Warnstreiks im Lockdown
Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie spitzt sich zu
RAVENSBURG - Die IG Metall BadenWürttemberg kündigt nach der dritten Runde in den Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie für Anfang nächster Woche Warnstreiks an. „Wir haben großes Unverständnis dafür, dass die vergangenen zehn Wochen ohne ernsthafte Gespräche verstrichen sind“, sagte Baden-Württembergs IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger nach den Gesprächen mit dem Arbeitgeberverband Südwestmetall in LeinfeldenEchterdingen. Die IG Metall sei auf die Auseinderssetzung vorbereitet, selbstbewusst und gehe in die nächsten Wochen mit großer Stärke.
Die Arbeitgeber kritisierten die Haltung der Gewerkschaft. „Es kann nicht sein, dass immer nur die IG Metall die Forderungen stellt und wir uns bewegen müssen“, sagte der Südwestmetall-Vorsitzende Wilfried Porth. Es gebe nicht nur bei den Beschäftigten eine Erwartungshaltung, sondern „die gibt es definitiv auch bei den Arbeitgebern“, sagte Porth, der beim Automobilkonzern Daimler im Vorstand das Personalressort veranwortet. „Wir sind nicht an dem Punkt, an dem wir mit der IG Metall an Lösungen arbeiten, dafür sind wir noch viel zu weit auseinander.“Das ernsthafte Bemühen um ein Ergebnis müsse noch wachsen.
Zitzelsberger sagte, dass die Aktionen kreativ, coronakonform und „vor allem spürbar sein werden“. Er denke an Delegationen vor den Betrieben, an Wechselwarnstreiks, bei den Abteilungen sich abwechselten oder an Umzingelungen von Betrieben mit großen Abständen.
Die IG Metall fordert unter anderem vier Prozent mehr Geld – entweder in Form von Lohnsteigerungen oder als zumindest teilweisen Ausgleich, wenn ein Betrieb in der Krise die Arbeitszeit reduziert. Südwestmetall lehnt das kategorisch ab und verlangt, tarifliche Sonderregelungen zu streichen oder zu kürzen.
Für die angekündigten Aktionen und Warnstreiks zeigte Porth kein Verständnis: „Sehr viele unserer Firmen kämpfen gerade um ihre Existenz, Tausende Mitarbeiter bangen um ihre Jobs. Und in den Branchen um uns herum sieht es zum großen Teil noch düsterer aus. Wenn die IG Metall jetzt für vier Prozent mehr Geld streiken will, streikt sie an der Realität vorbei.“
Das Ende der Friedenspflicht will die IG Metall mit einem digitalen Aktionstag am Nachmittag des 1. März einleiten, bevor in den Nachtschichten auf Dienstag um Mitternacht die ersten Warnstreiks folgen. Als vierten Termin für die nächste Verhandlung vereinbarten IG Metall und Südwestmetall den 9. März.