Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Anton Gmeiner spielt seit 75 Jahren Orgel
Der 86-Jährige wird nun für seinen Dienst von der Kirche ausgezeichnet.
KRAUCHENWIES - Anton Gmeiner aus Krauchenwies begleitet seit 75 Jahren Gottesdienste an der Orgel. Dafür wurde er vor kurzem von Pfarrer Markus Moser mit einem Dankschreiben von Erzbischof Stephan Burger geehrt.
Mit elf Jahren habe der heute 86Jährige angefangen, Klavierunterricht zu nehmen. Seine ganze Familie sei sehr musikalisch gewesen, erzählt er. Seine Mutter habe Gitarre gespielt und auch alle seiner vier Brüder hätten ein Instrument gelernt, zwei davon Geige gespielt. „Zusammen mit meinen Brüdern habe ich auf vielen Hochzeiten Musik gemacht“, sagt Gmeiner. „So entstand auch meine Liebe zur Wiener Musik und Volksmusik.“
Nach nur einem Jahr Klavierunterricht hatte Anton Gmeiner seinen ersten offiziellen Auftritt im Jahr 1946, als er die Ostervesper in der
Kirche St. Laurentius an der Orgel mitgestalten durfte. Ab diesem Zeitpunkt half Gmeiner an der Orgel aus, wenn der eigentliche Organist und gleichzeitig sein früherer Lehrer verhindert war. So war er nicht nur ständiger Begleiter bei Gottesdiensten, sondern auch Organist im MalteserKinderheim Krauchenwies.
Sein Können beschränkte sich allerdings nicht nur auf das Orgelspiel. Er war auch Orgelbegleiter bei zahlreichen Orchester-Messen und viele Jahre Chorleiter beim Kirchenchor in Krauchenwies und im Gesangsverein. Nachdem der gelernte Zimmermeister aber das Geschäft übernommen hatte, konnte er den Chor sowie den Gesangsverein aus geschäftlichen und zeitlichen Gründen nicht mehr weiterführen. „Ich bin aber immer eingesprungen, wenn Not am Mann war“, sagt er.
Für ihn in beeindruckender Erinnerung sind die Stunden in der Schlosskapelle bei der Fürstlichen Familie als Organist geblieben. Und auch eine kleine Anekdote erzählt Gmeiner mit einem Schmunzeln: Im Jahr 1945, als die französischen Truppen in Deutschland einmarschiert sind und auch in Krauchenwies präsent waren, sei die Fasnet ausgefallen. Damals habe er sich aber mit seinen Brüdern trotzdem verkleidet und sei mit ihnen in Krauchenwies von Haus zu Haus gezogen. Die Verkleidung haben sie auf der Straße unter langen schwarzen Mänteln versteckt und die Instrumente abgedeckt, damit sie nicht gesehen wurden. „So haben wir zu fünft damals in jedem Haushalt Fasnetsmusik gespielt, ohne dass es jemand mitbekommen hat“, sagt der 86-Jährige.
Bis heute spielt Anton Gmeiner aktiv in der Seelsorgeeinheit Orgel in den Gottesdiensten und manchmal auf Beerdigungen. Üben brauche er fast nicht mehr, inzwischen spiele er einfach, sagt er grinsend. In einem Gottesdienst wurde er kürzlich geehrt. Pfarrer Moser betonte, dass es ihm eine große Freude ist, Gmeiner zu gratulieren und zu ehren - außerdem schätze er ihn auch als Mensch. Gmeiner erhielt ein Dankschreiben von Erzbischof Stephan Burger, eine Ehrengabe der Erzdiözese Freiburg sowie eine Urkunde samt Präsent der Seelsorgeeinheit Krauchenwies-Rulfingen.
„So haben wir zu fünft in jedem Haushalt Fasnetsmusik gespielt, ohne dass es jemand mitbekommen hat“, sagt Anton Gmeiner.