Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Thann strebt eine „herzhafte“Partnerschaft an
Der Weg für die Städtepartnerschaft mit der elsässischen Gemeinde ist frei
SIGMARINGEN - Die Städte Thann im Elsass und Sigmaringen werden eine Städtepartnerschaft eingehen. Den entsprechenden Beschluss hat der Kulturausschuss des Gemeinderats im schriftlichen Verfahren gefasst. Wann die Urkunden unterzeichnet werden, hängt vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab.
Der neugewählte Thanner Bürgermeister schreibt in einem an seinen Amtskollegen Ehm gerichteten
Brief: „Wir möchten die Freundschaft, die unsere Städte vereint, verstärken und somit eine formale Partnerschaft durch einen offiziellen Vertrag schließen.“Im folgenden Satz des Briefs beschreiben Bürgermeister Gilbert Stoeckel und die für Partnerschaften zuständige Beigeordnete Marie Baumier-Gurak, worum es ihnen wirklich geht: „Herzhaft möchten wir eine feste deutschfranzösische Beziehung entwickeln, an der die deutschen und französischen Bürger mitwirken.“
Den Brief aus Thann nahmen die Sigmaringer Gemeinderäte zum Anlass, um formal über die Partnerschaft zu entscheiden. Damit untermauerten sie einen Beschluss aus dem Jahre 2017, als der Sigmaringer Gemeinderat dieses Signal schon einmal gesendet hatte. Zuletzt befanden sich die beiden Kommunen in Lauerstellung, was an den Kommunalwahlen lag, die die Machtverhältnisse in Thann im vergangenen Jahr verschoben. Gilbert Stoeckel, der neu ins Amt kam, zeigte sich einer Partnerschaft gegenüber offen, der frühere, abgewählte Bürgermeister stand ihr ablehnend gegenüber.
Seit Jahrzehnten verbindet die beiden Städte eine Freundschaft, deren Wurzeln im Vereinsleben liegen. Der damalige Sigmaringer Feuerwehrkommandant Christian Bantle verbrachte seinen Urlaub in Thann. Wegen eines Regentags fiel seine geplante Wanderung aus und er fand den Weg ins örtliche Feuerwehrhaus. Dort knüpfte er Kontakte mit dem damaligen Kommandanten Jules Huck der Thanner Wehr. Die Familien und die Feuerwehren sind bis heute eng miteinander verbunden, die Freundschaft hat sich über weitere Vereine auch auf die Verwaltungen ausgeweitet. Regelmäßig besuchen sich offizielle Vertreter, auch zwischen Schulen bestehen Kontakte, die evangelischen Kirchen sind ebenso miteinander verbunden wie die Fasnetsvereine.
Zeit also, die Partnerschaft auf ein festes Fundament zu stellen. Wann dieser Vertrag unterzeichnet wird, steht wegen Corona indes in den Sternen. Ursprünglich sollte die Städtepartnerschaft am Sigmaringer Stadtfest Ende Juni und wenige Tage später beim Tannenverbrennen im Elsass besiegelt werden. „Wir gehen davon aus, dass dies wegen Corona nicht möglich sein wird“, sagt Marcus Ehm in einem Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Das Stadtfest werde in der gewohnten Form nicht stattfinden können und er rechne damit, dass dies für das Tannenverbrennen ähnlich sei.
Deshalb gebe es aus heutiger Sicht zwei Alternativen: die Partnerschaft ohne Brimborium digital zu besiegeln oder mindestens ein weiteres Jahr abzuwarten. „Wir werden mit Thann Kontakt aufnehmen und das abwägen“, sagt das Sigmaringer Stadtoberhaupt. „Trotz dieser Unsicherheit freue ich mich, dass wir unsere Freundschaft nach dieser langen Zeit manifestieren werden.“