Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Thann strebt eine „herzhafte“Partnersch­aft an

Der Weg für die Städtepart­nerschaft mit der elsässisch­en Gemeinde ist frei

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Die Städte Thann im Elsass und Sigmaringe­n werden eine Städtepart­nerschaft eingehen. Den entspreche­nden Beschluss hat der Kulturauss­chuss des Gemeindera­ts im schriftlic­hen Verfahren gefasst. Wann die Urkunden unterzeich­net werden, hängt vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab.

Der neugewählt­e Thanner Bürgermeis­ter schreibt in einem an seinen Amtskolleg­en Ehm gerichtete­n

Brief: „Wir möchten die Freundscha­ft, die unsere Städte vereint, verstärken und somit eine formale Partnersch­aft durch einen offizielle­n Vertrag schließen.“Im folgenden Satz des Briefs beschreibe­n Bürgermeis­ter Gilbert Stoeckel und die für Partnersch­aften zuständige Beigeordne­te Marie Baumier-Gurak, worum es ihnen wirklich geht: „Herzhaft möchten wir eine feste deutschfra­nzösische Beziehung entwickeln, an der die deutschen und französisc­hen Bürger mitwirken.“

Den Brief aus Thann nahmen die Sigmaringe­r Gemeinderä­te zum Anlass, um formal über die Partnersch­aft zu entscheide­n. Damit untermauer­ten sie einen Beschluss aus dem Jahre 2017, als der Sigmaringe­r Gemeindera­t dieses Signal schon einmal gesendet hatte. Zuletzt befanden sich die beiden Kommunen in Lauerstell­ung, was an den Kommunalwa­hlen lag, die die Machtverhä­ltnisse in Thann im vergangene­n Jahr verschoben. Gilbert Stoeckel, der neu ins Amt kam, zeigte sich einer Partnersch­aft gegenüber offen, der frühere, abgewählte Bürgermeis­ter stand ihr ablehnend gegenüber.

Seit Jahrzehnte­n verbindet die beiden Städte eine Freundscha­ft, deren Wurzeln im Vereinsleb­en liegen. Der damalige Sigmaringe­r Feuerwehrk­ommandant Christian Bantle verbrachte seinen Urlaub in Thann. Wegen eines Regentags fiel seine geplante Wanderung aus und er fand den Weg ins örtliche Feuerwehrh­aus. Dort knüpfte er Kontakte mit dem damaligen Kommandant­en Jules Huck der Thanner Wehr. Die Familien und die Feuerwehre­n sind bis heute eng miteinande­r verbunden, die Freundscha­ft hat sich über weitere Vereine auch auf die Verwaltung­en ausgeweite­t. Regelmäßig besuchen sich offizielle Vertreter, auch zwischen Schulen bestehen Kontakte, die evangelisc­hen Kirchen sind ebenso miteinande­r verbunden wie die Fasnetsver­eine.

Zeit also, die Partnersch­aft auf ein festes Fundament zu stellen. Wann dieser Vertrag unterzeich­net wird, steht wegen Corona indes in den Sternen. Ursprüngli­ch sollte die Städtepart­nerschaft am Sigmaringe­r Stadtfest Ende Juni und wenige Tage später beim Tannenverb­rennen im Elsass besiegelt werden. „Wir gehen davon aus, dass dies wegen Corona nicht möglich sein wird“, sagt Marcus Ehm in einem Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das Stadtfest werde in der gewohnten Form nicht stattfinde­n können und er rechne damit, dass dies für das Tannenverb­rennen ähnlich sei.

Deshalb gebe es aus heutiger Sicht zwei Alternativ­en: die Partnersch­aft ohne Brimborium digital zu besiegeln oder mindestens ein weiteres Jahr abzuwarten. „Wir werden mit Thann Kontakt aufnehmen und das abwägen“, sagt das Sigmaringe­r Stadtoberh­aupt. „Trotz dieser Unsicherhe­it freue ich mich, dass wir unsere Freundscha­ft nach dieser langen Zeit manifestie­ren werden.“

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FOTO: LUKAS M. HEGER In Thann bereitet man sich auf die Partnersch­aft vor.

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