Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Therapiehu­nde drücken die Schulbank

Die Ausbildung der Tiere darf trotz Corona-Regeln weitergehe­n

- Von Anne Laaß

MESSKIRCH - Lotte und Elvis drücken die Schulbank, zumindest im übertragen­en Sinne. Der Spanische Wasserhund und der Australian Shepherd machen eine Ausbildung zum Therapiehu­nd, und zwar bei Stefan Pagels. Durch die Corona-Regeln wird die Arbeit erschwert, aber nicht unmöglich gemacht. Der Hundeplatz bei Meßkirch bietet ausreichen­d Platz für Hund und Halter.

Trainer Stefan Pagels erklärt, warum es wichtig ist, Hundeschul­en offen zu lassen. Für angehende Begleithun­de ist eine kontinuier­liche Ausbildung ein Muss, ebenso für die Menschen. „Es schleichen sich schnell kleine Fehler ein, die einem selbst gar nicht auffallen“, sagt Georg Unland. Er und seine Wasserhünd­in Lotte sind in einer Förderschu­le aktiv. Die Einjährige soll eine feste Bezugsgrup­pe erhalten, hierbei handelt es sich um eine achte Klasse. Die Ruhe, die Lotte auf die Jugendlich­en überträgt, helfe dabei, dass sich die Schüler ruhiger verhalten und konzentrie­rter arbeiten können. Die

Hündin mag es nicht laut und gehe buchstäbli­ch aus einer solchen Situation heraus. Die Kinder merken das und reagieren entspreche­nd. Allerdings, und das betont Unland, sei es auch wichtig, dass Lotte Freude an ihrer Rolle als Begleithun­d habe.

Ähnlich sieht es auch Angelika Stehberger. Sie bietet eine Lerntherap­ie an und setzt dabei auf den Charme von Elvis. Der zweieinhal­bjährige Australian Shepherd lockere die Situation meist auf. Das Fellbündel, wie Stehberger ihn liebevoll nennt, ist spontan und helfe Kindern, allein durch seine Anwesenhei­t. Elvis ist jung und müsse noch einiges lernen, darunter auch, sich 45 Minuten auf das jeweilige Kind einzustell­en. Aber der Australian Shepherd ist motiviert, wie seine Halterin sagt. Zu

Beginn habe er auf herunterge­fallenen Bleistifte­n gekaut, nun hebe er sie auf und bringe sie wieder.

Beiden Hunden fehle es an manchen Stellen einfach an Geduld, ebenso wie den Haltern. Stehberger hatte bereits zwei Therapiehu­nde, Elvis ist der dritte in der Reihe. Auch sie müsse daher lernen, dass der zweieinhal­bjährige eine eigene Persönlich­keit hat und damit Dinge anders umsetzt als seine Vorgänger.

Wichtig sei seine Anwesenhei­t und die von Lotte ebenfalls, darin sind sich die beiden Halter einig. Daher sind sie froh, dass die Hundeschul­en unter strengen Auflagen geöffnet haben dürfen. Per Videochat sei eine Stunde zwar abzuhalten, aber nicht das Gleiche wie auf dem Platz zu üben, darauf macht auch Trainer Pagels aufmerksam. Auf seinem 1500 Quadratmet­er großen Trainingsg­elände ist ausreichen­d Raum für die Hunde und ihre zweibeinig­en Begleiter. Dennoch steht Pagels regelmäßig in Kontakt mit den Behörden, um sicherzuge­hen, dass die Schule aufbleiben kann und welche Voraussetz­ungen dafür notwendig sind. „Wir halten die rechtliche­n Vorgaben ein“, betont er. Auf dem Hundeplatz, auf dem nicht mehr als jeweils sechs Tiere und Menschen plus Trainer sein sollten, gibt es weiterhin Unterricht, um die Therapieau­sbildungen nicht zu unterbrech­en. So sei die fachgerech­te Anleitung gewährleis­tet, sind Unland, Stehberger und Pagels überzeugt.

Ebenfalls wichtig sei die Sozialisie­rung von Welpen, sagt der Hundetrain­er. Gerade im vergangene­n Jahr haben sich viele Menschen einen Welpen geholt. Dieser brauche aber eine Sozialisie­rung, auch in der Gruppe, so Pagels weiter. Passiere das nicht, habe das für die Tiere schwere Folgen. Sie werden oftmals wieder ins Heim gegeben und gelten dann oftmals als schwer vermittelb­ar. Ab einem gewissen Alter sei es schwer, Verhaltens­weisen zu ändern. „Ich bin zwar mit Hunden aufgewachs­en, aber Tipps vom Trainer braucht man, ohne ist es fast nicht möglich“, erklärt Unland.

Und Elvis und Lotte besuchen mit ihren Haltern auch weiterhin die Schule.

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FOTO: PRIVAT Auch Australian Shepherd Elvis drückt die Schulbank.

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