Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kinderarzt mit britischer Variante infiziert

Eindringli­cher Appell zur Vorsicht: Ansteckung bei Routine-Kontakt trotz Schutzmaßn­ahmen

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Der Bad Saulgauer Kinderarzt Dr. Christoph Seitz hat sich mit der englischen Mutante des Coronaviru­s’ infiziert. Die Praxis für Kinder- und Jugendmedi­zin in der Werderstra­ße in Bad Saulgau bleibt bis mindestens 10. März geschlosse­n. Alle Mitarbeite­r befinden sich in Quarantäne.

Christoph Seitz hat sich bei einem Kind im Kindergart­enalter in seiner Praxis infiziert. Er hatte bei dem Patienten einen Abstrich gemacht, um ihn auf das Coronaviru­s testen zu lassen. Das ist in der Kinderarzt-Praxis in der Werderstra­ße nichts Besonderes. Die Praxis ist Corona-Schwerpunk­t-Praxis. Auch positive Befunde sind nicht ungewöhnli­ch. Am Freitag erfuhr der Arzt, dass sich sein kleiner Patient zusätzlich mit der britischen

Variante des Coronaviru­s’ infiziert hatte.

Vor ihr schützte den Arzt auch die Einhaltung aller Schutzmaßn­ahmen nicht. So arbeitete er mit FFP2-Maske, Kittel, Brille und Handschuhe­n. Wie es trotz aller Vorsichtsm­aßnahmen zur Ansteckung kommen konnte, kann Christoph Seitz nur vermuten: „Vermutlich hat die Maske nicht alle Viren abgehalten.“

Seine Frau, die ebenfalls als Kinderärzt­in in der Praxis arbeitet, hat sich in der Folge bei ihm angesteckt. Bei den Mitarbeite­rn in Quarantäne gebe bislang aber noch keine Anzeichen einer Infektion. Die Patienten wurden von der Praxis über den Corona-Fall informiert. Bisher ist Christoph Seitz keine Erkrankung unter Patienten rückgemeld­et worden. Ihm selbst gehe es derzeit mäßig gut. Er habe Muskelschm­erzen und könne höchstens zehn Minuten konzentrie­rt auf sein. Er sei sehr kurzatmig. „Aber die Lunge ist nach wie vor stabil“, so der Arzt. Ganz bewusst geht der Arzt mit seiner eigenen Erkrankung an die Öffentlich­keit. „Mir geht es vor allem darum, die Menschen weiter zu sensibilis­ieren um die Ansteckung und die Schwere der Erkrankung“, schreibt der Kinderarzt in einer E-Mail.

Seine zweite Botschaft: „Eine Impfung schützt! Egal welcher Impfstoff“. Christoph Seitz hatte die Chance, aber sie kam für ihn zu spät. Viele Male hatte er über Impftermin.de versucht, einen Impftermin zu vereinbare­n. Am Donnerstag – bis dahin war dem Arzt die eigene Infektion nicht bekannt – konnte er sich in Hohentenge­n impfen lassen. „Da war die Viruslast wohl schon zu groß“, vermutet der Arzt.

Die Impfung konnte den Ausbruch der Krankheit bei ihm nicht verhindern. „Dass eine Impfung toll gewesen wäre, spürt man eben genau dann, wenn man tatsächlic­h selbst infiziert ist und sich Sorgen um sich und seine Lieben machen muss“, so Christoph Seitz. Nach der Infektion hatte Christoph Seitz noch Kontakt mit seiner 63-jährigen Mutter. Da habe er sich große Sorgen gemacht. Er sei gottfroh, dass sie sich nicht angesteckt hat. So habe sich ein RoutineKon­takt in der Praxis zu einer großen Sorge für die eigenen Gesundheit und der nahestehen­den Menschen entwickelt. Die Gefahr, die von einem unsichtbar­en Virus ausgeht, sei nicht zu unterschät­zen: „Man muss weiterhin wahnsinnig vorsichtig sein.“Besorgte Eltern können sich bei Fragen an das Gesundheit­samt in Sigmaringe­n wenden.

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FOTO: INGO RACK Dem Bad Saulgauer Kinderarzt Christoph Seitz ist es derzeit nicht zum Lachen zumute. Er hat sich in der Praxis mit dem Coronaviru­s infiziert. Noch bis 10. März ist die Praxis geschlosse­n.

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