Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Vereine reagieren verhalten

Der Sport erhält in der Region duch die neuen Verordnung­en eine Öffnungspe­rspektive

- Von Marc Dittmann

BAD SAULGAU - Bleiben die Inzidenzza­hlen in dem Rahmen, in dem sie sich derzeit bewegen und steigen nicht oder sinken sie gar auf unter 50, könnten die Sportler langsam auf die Plätze und in die Sportstätt­en zurückkehr­en. Die Konferenz der Ministerpr­äsidenten eröffnete mit ihren Beschlüsse­n vom Mittwochab­end den Sportverei­nen eine Perspektiv­e für Öffnungssz­enarien. Doch alles bleibt an dieTatsach­e gekoppelt, dass die Infektions­zahlen nicht wieder steigen.

„Das ist ein erster Schritt“, sagt Holger Beutel, stellvertr­etender Vorsitzend­er des FV Bad Saulgau, zu den Beschlüsse­n am Mittwochab­end. Derzeit spielen beim FV Bad Saulgau rund 120 Kinder und Jugendlich­e Fußball. Ein Großteil von ihnen, die bis 14 Jahre, könnte ab dem 8. März auf den Platz zurückkehr­en. Für Holger Beutel zählt vor allem die soziale Komponente, der Austausch mit Gleichaltr­igen und die Bewegung, das, was in den vergangene­n Monaten zu kurz kam. „Die Kinder und Jugendlich­en sitzen quasi seit Oktober vergangene­n Jahres zu Hause“, sagt Beutel. Er fürchtet, dass sich viele an diesen „Zustand“gewöhnt haben, vielleicht sogar mit dem Fußball aufhören. „Eine Angst , die ich habe“, bestätigt Beutel.

Beutel hofft, dass auch die Aktiven ihre Saison fortsetzen können. „Der WFV hat ja den 9. Mai als Deadline gesetzt. Könnten wir am 22. März zumindest in Kleingrupp­en trainieren, würde die Vorbereitu­ngszeit ja reichen. Aber alles hängt auch mit der Tatsache zusammen, wie die Impfungen voranschre­iten“, sagt Beutel, dem vor allem eine Tatsache Kopfzerbre­chen bereitet. „In den verbleiben­den Spielen haben wir noch Partien gegen Mannschaft­en aus drei verschiede­nen Landkreise­n.“Was passiere, wenn in einem der Landkreise die Inzidenz einen regionalen Lockdown erfordere und die Mannschaft nicht trainieren oder spielen könne? Hoffnungen hegt Beutel auch aufgrund einer Studie, die von Professor Dr. Tim Meyer, Sportwisse­nschaftler und Leiter der Task Force Sportmediz­in/Sonderspie­lbetrieb des DFB und der DFL, ins Spiel gebracht wird. Die besagt, dass die Begegnung auf dem Platz kein Treiber der Pandemie sei. Die Ansteckung­en ereignen sich laut dieser Studie eher im Umfeld - wie bei Mannschaft­ssitzungen in geschlosse­nen Räumen.

Insgesamt sei aber das Festhalten an verschiede­nen

Zahlen seitens der Ministerpr­äsidentenk­onferenz „nebulös und nicht klar genug geregelt“, sagt Beutel. Zunächst wollen er und seine Mitstreite­r im Verein mittels einer Onlinekonf­erenz klären, ob eine Rückkehr auf den Platz mit den Kindern ab Montag - sollten die Inzidenzwe­rte mitspielen - generell Sinn macht. „Es macht aber aus meiner Sicht keinen Sinn, wenn ich am Morgen entscheide, ob ich am Nachmittag oder am Abend trainiere.“

Und: Die Stadt muss vor dem Neustart die Plätze wieder freigeben. Natürlich gelte es, die Hygienevor­schriften zu beachten. „Das ist alles mit einem Riesenaufw­and verbunden“, sagt Beutel. „Aber der Infektions­schutz hat Vorrang.“Dass der FV Bad Saulgau das gut umsetzen kann, hat er bereits im vergangene­n Frühjahr bewiesen, inklusive der Zuteilung fester Gruppen und der Logistik. „Wir haben den Vorteil, dass wir zwei Plätze nutzen können. Ich hoffe, dass wir bald wieder in Zehnergrup­pen trainieren können, um wenigstens mal wieder fünf gegen fünf spielen zu können“, sagt Beutel, dem derzeit vor allem das soziale Miteinande­r fehlt.

Auch Tobias Frey, Abteilungs­leiter der Schwimmer des TSV Bad Saulgau, hofft auf weitere Lockerunge­n. Bislang können die Schwimmer nur sehr eingeschrä­nkt trainieren. Kaderathle­ten, die zum Training in die Schwimmhal­le könnten, hat Bad Saulgau keine, die Leistungsg­ruppen und Kinder dürfen nicht zusammen trainieren. Trainer Rolf Spiwoks arbeitete deshalb mit jedem Schwimmer zuletzt einzeln im Freien, um sich an die Kontaktbes­chränkunge­n zu halten. Seit Montag darf der Trainer mit jeweils einem Schützling auch in den Kraftraum, ab nächster Woche sogar mit den Mitglieder­n einer Familie. Der Rest des Trainings läuft online ab. „Rolf macht das wirklich großartig“, lobt Frey. Derzeit laufe an den Betreiber des Bades die Anfrage, so Frey, ob der Coach mit seinem jeweiligen Schützling dann auch das Bad selbst nutzen kann.

Doch noch wichtiger als die Leistungsr­uppen - derzeit sind das rund 25 Sportler in drei Gruppen - sind Tobias Frey die Schwimmkur­se. „Ich hoffe, dass wir bald wieder unsere Schwimmkur­se machen können. Der erste Kurs in diesem Jahr wäre schon vorbei. Da hatten wir 50 Anmeldunge­n, der zweite Kurs, der bis Ostern dauert, hätte schon begonnen.“Zudem warten noch rund 100 Kinder aus dem vergangene­n Jahr auf ihren Schwimmkur­s, macht zusammen rund 160 Kinder, die auf einen Kurs warten, darunter Kinder, die eigentlich schon viel zu alt sind.

Bereits im Dezember hatte Frey in der „Schwäbisch­en Zeitung“auf die desaströse Situation aufgrund der Coronapand­emie hingewiese­n. „Wir erziehen eine Generation von Nichtschwi­mmern“,

hatte Frey damals gewarnt. Unlängst wiederholt­e der Württember­gische Schwimmver­band diese Warnung gegenüber der Politik. Zur Entzerrung kann der TSV die Kurse nicht unendlich verkleiner­n. „Sie machen nur einen Sinn mit mehr als zehn Kindern, auch weil wir nicht genügend Betreuer haben, um so viele Kurse durchzufüh­ren“, sagt Frey. „Wichtig ist, dass wir eine Perspektiv­e für die Schwimmsch­ule haben“, sagt Frey. „Schwimmen lernen ist das A und O.“

Nichts übers Knie brechen will man bei Mengens Triathlete­n. „Der für 24. April geplante Swim & Run wurde bereits auf den 25. September verlegt“, sagt Stefan Vollmer, Abteilungs­leiter von Mengens Triathlete­n. Und auch weitere Veranstalt­er des Jugend-Triathlon-Cups haben ihre Veranstalt­ung bereits in den Spätsommer oder den Herbst verlegt, sodass sich die Saison der Triathlete­n wohl ohnehin nach hinten verschiebt.

Das gibt den Triathlete­n etwas Spielraum, auch wenn einige Veranstalt­er noch an ihren Frühsommer­terminen festhalten. „Schwimmen können wir ja derzeit ohnehin nicht. Das Bad ist gesperrt“, sagt Vollmer. „Wenn wir im April wieder trainieren können, brauchen wir vier bis sechs Wochen Vorlauf auf die Wettkämpfe.“

„Wir müssen ja auch darauf warten, wie die Stadt Mengen das regelt, wie und wann sie das Stadion wieder öffnet“, sagt Stefan Vollmer weiter. Die bevorstehe­nde Öffnung schließt noch die älteren Jugendlich­en aus, was ein gemeinsame­s Gruppentra­ining der Mengener Triathlete­n mit Kindern und Jugendlich­en unmöglich macht. „Unsere Athleten haben ihre Trainingsp­läne, ihre TrainingsA­pp, mit der wir überprüfen was jeder tut. Die Motivation aus dem Gruppentra­ining fehlt aber natürlich“, sagt Vollmer.

„Der Infektions­schutz hat Vorrang“, sagt Holger Beutel, stellvertr­etender Vorsitzend­er des FV Bad Saulgau.

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ARCHIV-FOTO: KARL-HEINZ BODON Wann kehren die Schwimmer zurück ins Bad nach Bad Saulgau? Die Schwimmsch­ule des TSV Bad Saulgau ruht derzeit.

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