Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Jerg findet deutliche Worte zum Regiobus
In Gammertingen bekommt Klaus Burger viel Lob, aber auch Wünsche mit auf den Weg
GAMMERTINGEN - Fünf Millionen Euro für die Sanierung der Laucherttalschule, gut sechs Millionen für die Sanierung des Gymnasiums und gut elfeinhalb Millionen Euro für die neue Stadthalle: In diesen Jahren investiert die Stadt Gammertingen viel Geld in gleich mehrere Großprojekte. Stemmen kann sie diese nur durch finanzielle Unterstützung von Bund und Land. Davon, was aus dem Geld wird beziehungsweise geworden ist, machte sich der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Burger am Donnerstagvormittag selbst ein Bild. Bürgermeister Holger Jerg nutzte die Gelegenheit, um für Hilfe bei weiteren Baustellen zu werben – nicht nur finanzieller Art.
Städtebau-Förderung, Ausgleichstock, Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum: Zuschüsse können Städte und Gemeinden auf mehreren Wegen beantragen, jeweils mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Der Bürgermeister machte deutlich, wie wichtig diese Hilfe ist. Zur Sanierung des Gymnasiums hätten Bund und Land zusammen 3,9 Millionen Euro beigesteuert, sagte Jerg. Bei der Laucherttalschule sind es gut 2,2 Millionen. Für die Stadthalle rechnet er mit Zuschüssen von 2,8 Millionen Euro.
Die Unterstützung habe die Stadt auch dem energischen Bürgermeister und den energischen Gemeinderäten zu verdanken, sagte Klaus Burger, der auf Einladung des CDUStadtverbands nach Gammertingen gekommen war. Für diesen nahmen Gerhard Jaudas und Thomas Hummel
am Rundgang teil, bei dem sie die beiden Schulen und das Gelände der ehemaligen Textilfabrik Schey zeigten – die Fläche, auf der bis Herbst 2022 die neue Stadt- und Kulturhalle entstehen soll.
Bei aller Freude über die Zuschüsse machte Holger Jerg aber auch deutlich, an welchen Stellen sich das Land aus seiner Sicht engagierter zeigen könnte. Bei einer RegiobusVerbindung von Gammertingen in Richtung Reutlingen und Tübingen zum Beispiel. „Damit renne ich überall offene Türen ein, fliege durch die Hintertür aber auch gleich wieder raus“, fand er deutliche Worte. Grundsätzlich seien die Regiobusse ein großer Gewinn – sei es auf der mittlerweile etablierten Strecke zwischen Sigmaringen und Überlingen, der neuen Linie bis nach Meßkirch und Stockach oder der angedachten Verbindung von Mengen nach Friedrichshafen. „Wir brauchen aber auch dringend eine Verbindung im Norden“, sagte Jerg. Dafür müssten der Landkreis Sigmaringen, der Landkreis Reutlingen und der Zollernalbkreis dringend zusammenarbeiten.
Genauso deutlich wurde der Bürgermeister bei der Umwidmung der Europastraße in eine Bundesstraße, bei der die Hohenzollernstraße wiederum zur Gemeindestraße würde. Geplant ist das Projekt schon seit Jahren, so richtig voran kommt es aber trotzdem nicht. „Die nötigen Verfahren und Gutachten brauchen immens lange“, kritisierte Jerg. Das hemme die Entwicklung der Stadt, bremse etwa die Neugestaltung des
Bereichs um die Hohenzollernstraße vor dem Rathaus aus. „Eine Sanierung des kleinen Schlossplatzes ergibt zum Beispiel keinen Sinn, wenn die Straße später ja doch wieder aufgerissen werden muss“, sagte Jerg. Gleichzeitig leide die Europastraße unter dem massiven Verkehr. Klaus Burger sagte dem Bürgermeister zu, das Problem bei einem gemeinsamen Gespräch mit Regierungspräsident Klaus Tappeser anzugehen.
Zur Sprache kam auch die Bildungspolitik. Mit knapp 1200 Schülern spiele Gammertingen als Bildungsstandort eine entscheidende Rolle, sagte Holger Jerg. Dabei kämen etwa zwei Drittel der Mädchen und Jungen von außerhalb. Viele Eltern wünschten sich eine Rückkehr zum Abitur in neun Jahren (G9), sagte Gerhard Jaudas. „Ihnen lässt sich auch nur schwer erklären, warum das an einigen Modellschulen möglich ist – an anderen aber nicht.“
Bei Klaus Burger stieß Jaudas damit prinzipiell sogar auf offene Ohren. Der Landtagsabgeordnete warb aber auch um Verständnis für Kultusministerin Susanne Eisenmann, die eher am Abitur in acht Jahren (G8) festhalten will. „Ein Bildungssystem ist kein Sportwagen. Damit hat die Ministerin schon recht“, sagte Burger, der zudem einen Seitenhieb in Richtung von Grünen und SPD austeilte. „Für G9 brauchen wir unter anderem mehr Lehrer“, so Burger. „Die haben wir zurzeit aber nicht.“Dafür trage vor allem die rot-grüne Landesregierung (2011 bis 2016) mit Ex-Kultusminister Andreas Stoch die Verantwortung.