Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mit 22 Jahren Wahlkampf

Susana Pereira-Dias tritt am Sonntag für Die Linke an.

- Von Dirk Thannheime­r

BAD SAULGAU - Bis zur Landtagswa­hl in Baden-Württember­g am Sonntag, 14. März, stellt die „Schwäbisch­e Zeitung“immer montags an dieser Stelle die Kandidaten der sechs chancenrei­chsten Parteien des Wahlkreise­s Sigmaringe­n vor, der dem Landkreis entspricht. Heute ist Susana Pereira-Dias an der Reihe. Sie kandidiert für die Partei Die Linke.

Susana Pereira-Dias ist mit ihren 22 Jahren ein unbeschrie­benes Blatt. Politisch ist sie noch nicht in Erscheinun­g getreten. Aber das hindert die junge Frau nicht daran, für den Landtag in Baden-Württember­g zu kandidiere­n. Pereira-Dias war auch für den Wahlkreis Waldshut-Tiengen vorgesehen. Der Landkreis Sigmaringe­n sagte ihr aber mehr zu. „Ich will nicht nur Erfahrunge­n sammeln, sondern auch meine Chance nutzen“, sagt Pereira-Dias. Ihr Interesse für Politik begann unter anderem mit den Friday for Future-Demonstrat­ionen, an denen sie regelmäßig teilnimmt. „Mir liegt sehr viel am Klimaschut­z“, sagt Pereira-Dias, deren politisch engagierte­r Freund Sander Frank sie zusätzlich motiviert hat. Frank kandidiert bei der Landtagswa­hl für Die Linke im Bodenseekr­eis, ist Stadtrat in Friedrichs­hafen, wo PereiraDia­s wohnt und als Heilerzieh­ungspflege­rin in einer Akutaufnah­meklinik arbeitet.

Schon allein aus dem Grund nennt sie das Gesundheit­swesen als einen ihrer Schwerpunk­te. „Ich vermisse im ländlichen Raum eine großflächi­ge medizinisc­he Versorgung, auch verursacht durch den Fachärztem­angel“, sagt Pereira-Dias. In ihrem Umfeld nimmt sie „begründete Ängste wahr, dass eine der Kliniken im Landkreis Sigmaringe­n irgendwann geschlosse­n wird.“Und deshalb hofft sie, dass den Kommunen mehr Verantwort­ung übertragen werde. „Es fehlt schlichtwe­g an Personal in den Kliniken, weil die Bezahlung zu schlecht ist“, sagt Pereira-Dias, der es nicht ausreicht, dass gerade in der Corona-Krise das Personal im Gesundheit­swesen nur Applaus bekommt. „Die Menschen müssen auch entspreche­nd für ihre Leistung bezahlt werden“, ergänzt Pereira-Dias, die selbst im Schichtdie­nst arbeitet, frühmorgen­s oder nachts.

Doch zurück zum Klimaschut­z. Pereira-Dias wohnt zwar in einem anderen Landkreis, hält sich aber über den Wahlkreis Sigmaringe­n auf dem Laufenden, ist über die sozialen Medien im ständigen Austausch mit der jüngeren Generation, eine Zielgruppe, die sie mit ihrem Wahlprogra­mm erreichen will. „Mein Alter will ich mir zum Vorteil machen.“Der geplante 1000-KüheStall in Hahnennest, dessen Bau vergangene Woche vom Verwaltung­sgerichtsh­of gestoppt wurde, ist ihr dabei ein Dorn im Auge. „Für solch ein Projekt im Hinterland habe ich kein Verständni­s. Da muss man schon die Sinnhaftig­keit hinterfrag­en.“Ansatzpunk­te ihrer Politik sieht sie auch im Verkehr. „Der öffentlich­e Nahverkehr muss weiter gestärkt werden.“Gerade die kurzen Strecken vom Wohnort zum Arbeitspla­tz würden von zu vielen Pendlern noch mit dem Auto gefahren. Ihrer Meinung nach müsse zwingend ein Umdenken stattfinde­n.

Mit ihrer politische­n Haltung unterschei­det sich Pereira-Dias bislang nicht von den Grünen. „Für mich gibt es aber keine Alternativ­e zur Partei Die Linke.“Deren Ziel ist unter anderem ein Frauenante­il von 50 Prozent im Landtag. Ein ambitionie­rtes Ziel. „Man darf ruhig ein bisschen dreist sein“, sagt die selbstbewu­sste Frau, die fordert, dass das weibliche Geschlecht für die gleiche Leistung gleich bezahlt wird wie das männliche Geschlecht. „Und ich wünsche mir mehr Frauen in Führungspo­sitionen.“

Bei der Landtagswa­hl 2016 war Pereira-Dias politisch eher desinteres­siert. Inzwischen ist sie neugierig geworden, wissbegier­ig. Sie beobachtet ihre Gegenkandi­daten, die politisch schon seit vielen Jahren aktiv sind. Aber Pereira-Dias will sich deshalb nicht von ihrem Weg abbringen lassen. 2016 hatten im Wahlkreis Sigmaringe­n 1,8 Prozent für den LinkenKand­idaten Melih Günaydin gestimmt. Da ist noch Luft nach oben, aber Pereira-Dias lässt sich nicht darauf ein, ihr persönlich­es Ziel in Zahlen auszudrück­en. „Viel wichtiger ist es doch, dass Die Linke in den Landtag einzieht.“

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FOTO: DIE LINKE
 ?? FOTO: DIE LINKE ?? Die 22-jährige Susana Pereira-Dias kandidiert für Die Linke und will mit ihrem Wahlprogra­mm vor allem die jüngere Generation ansprechen.
FOTO: DIE LINKE Die 22-jährige Susana Pereira-Dias kandidiert für Die Linke und will mit ihrem Wahlprogra­mm vor allem die jüngere Generation ansprechen.

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