Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Formkurve steigt, der Killerinst­inkt fehlt

Friedrichs­hafen braucht auch gegen Lüneburg den Tiebreak – In den Play-offs gegen Bühl

- Von Nico Brunetti

FRIEDRICHS­HAFEN - So langsam scheint sich das 3:2 zum neuen Lieblingse­rgebnis des VfB Friedrichs­hafen zu entwickeln. Innerhalb von neun Tagen hat der Volleyball-Bundesligi­st zum dritten Mal mit diesem Resultat gewonnen: gegen Giesen, in Frankfurt und nun am Samstag gegen die SVG Lüneburg. Im letzten Spiel der Hauptrunde entschied der VfB den fünften Satz mit 15:9 für sich, nachdem Lüneburgs Außenangre­ifer Jordan Ewert den Ball ins Aus schlug.

Damit hat der VfB seine Ziele erreicht. Der feststehen­de Meister der Hauptrunde wollte in seinem zehnten Bundesliga-Heimspiel in der Zeppelin Cat Halle A1 triumphier­en. Zum einen, um den Wettbewerb nicht zu verzerren – für Lüneburg ging es noch um die beste Ausgangspo­sition für die Play-offs. Zum anderen, um mit dem nun 18. Erfolg die Siegesseri­e zu verlängern. „So eine Serie gibt Selbstvert­rauen“, betonte VfB-Coach Michael Warm. Noch wichtiger war dem Trainer aber die Spielpraxi­s. Hauptsächl­ich ging es gegen Lüneburg darum, in eine bessere Verfassung zu kommen. Das dritte – und wichtigste Ziel – sah Warm ebenfalls als erreicht an. „Es lief so, wie ich es mir erhofft habe. Unsere Formkurve geht langsam nach oben“, analysiert­e er. Der VfBTrainer freute sich sogar, dass es knapp war. „Wir haben uns gewünscht, so viele Sätze spielen zu können. So konnte jeder noch einmal Spielzeit bekommen.“

Die Partie gegen die Niedersach­sen zeigte aber auch auf, dass der VfB seine Dominanz nach der CoronaPaus­e ein Stück weit verloren hat. Damit geht der Trainer aber gelassen um, für ihn ist das erklärbar. Wie er schon mehrfach sagte, befindet sich das Team körperlich noch nicht auf dem besten Level. Das hat einen großen Einfluss auf die Aufstellun­gen. Warm möchte den Zustand seiner Spieler verbessern, das funktionie­rt nur über Rotation und eine ausgewogen­e Spielzeitv­erteilung. „Wir wechseln viel durch.“Ein Risiko, denn solch ein Kaltstart kann auch immer mal in die Hose gehen und Punkte kosten. Dafür gab es am Samstag gleich mehrere Beispiele. Rares Balean, der im vierten Satz für Martti Juhkami reinkam, hatte genauso wie der zum zweiten Satz eingewechs­elte Lukas Maase Anfangssch­wierigkeit­en.

Mit zunehmende­r Spieldauer steigerten sich jedoch beide Akteure, gegen Ende häuften sich ihre guten Aktionen. Maase spürte dabei auch durchweg das Vertrauen von Trainer und Mitspieler. Im dritten Satz – nach mehreren unglücklic­hen Szenen im Angriff – sprachen sie ihm Mut zu. „Da werden keine Vorwürfe gemacht, die mache ich mir nur selbst. Ich bin hier zum Lernen, das wissen der Trainer und die Spieler“, beschrieb Maase, der mit seiner Leistung insgesamt nicht zufrieden war. „Nach meiner Verletzung und der Pause ist es ein kräftezehr­ender Prozess, das Maximum zu erreichen.“

Es gibt noch Luft nach oben – nicht nur bei einzelnen Spielern. „Wir haben besser angenommen“, lobte Warm zwar, dafür sah er jedoch Verbesseru­ngspotenzi­al in der Präzision. Maase wünscht sich wieder mehr Beständigk­eit. „Wir schaffen es gerade nicht, konstant hohes Niveau an den Tag zu legen. Es gibt Phasen, in denen spielen wir weltklasse. Dann gibt es aber Phasen, in denen wir halbherzig­e Sachen machen und dann ist unser Vorsprung wieder weg“, sagte der 22-jährige Diagonalsp­ieler und ergänzte: „Seit der Corona-Pause fehlt uns im entscheide­nden Moment der Killerinst­inkt.“

Gegen Lüneburg sah es erst nach einer lockeren Angelegenh­eit aus. Schnell stand es 4:0, die SVG agierte zu Beginn sehr konfus. Zwar schmolz der Vorsprung der Friedrichs­hafener, letztlich blieb der erste Satz eine klare Sache: Nicolas Maréchal machte den Punkt zum 25:21. Danach gestaltete­n die Lüneburger das Spiel enger, sie traten nun mit viel Energie auf und forderten den Tabellenfü­hrer. Der Lohn: zwei Satzgewinn­e. Im Tiebreak setzte sich Friedrichs­hafen aber klar durch. Einen großen Anteil am Gesamterfo­lg hatte Mittelbloc­ker Marcus Böhme. Er wurde zum wertvollst­en Spieler seines Teams gewählt.

Für die VfB-Volleyball­er geht es schon am Mittwoch weiter. Dann gastieren sie im ersten Play-off-Viertelfin­ale bei den Bisons Bühl. „Das wird kein Selbstläuf­er“, warnt Warm.

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FOTO: GÜNTER KRAM Gewonnen, aber nicht ganz zufrieden: Der VfB Friedrichs­hafen um Lukas Maase (Mitte) verbessert sich zwar, hat aber immer noch mit den Nachwirkun­gen der Corona-Pause zu kämpfen.

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