Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Formkurve steigt, der Killerinstinkt fehlt
Friedrichshafen braucht auch gegen Lüneburg den Tiebreak – In den Play-offs gegen Bühl
FRIEDRICHSHAFEN - So langsam scheint sich das 3:2 zum neuen Lieblingsergebnis des VfB Friedrichshafen zu entwickeln. Innerhalb von neun Tagen hat der Volleyball-Bundesligist zum dritten Mal mit diesem Resultat gewonnen: gegen Giesen, in Frankfurt und nun am Samstag gegen die SVG Lüneburg. Im letzten Spiel der Hauptrunde entschied der VfB den fünften Satz mit 15:9 für sich, nachdem Lüneburgs Außenangreifer Jordan Ewert den Ball ins Aus schlug.
Damit hat der VfB seine Ziele erreicht. Der feststehende Meister der Hauptrunde wollte in seinem zehnten Bundesliga-Heimspiel in der Zeppelin Cat Halle A1 triumphieren. Zum einen, um den Wettbewerb nicht zu verzerren – für Lüneburg ging es noch um die beste Ausgangsposition für die Play-offs. Zum anderen, um mit dem nun 18. Erfolg die Siegesserie zu verlängern. „So eine Serie gibt Selbstvertrauen“, betonte VfB-Coach Michael Warm. Noch wichtiger war dem Trainer aber die Spielpraxis. Hauptsächlich ging es gegen Lüneburg darum, in eine bessere Verfassung zu kommen. Das dritte – und wichtigste Ziel – sah Warm ebenfalls als erreicht an. „Es lief so, wie ich es mir erhofft habe. Unsere Formkurve geht langsam nach oben“, analysierte er. Der VfBTrainer freute sich sogar, dass es knapp war. „Wir haben uns gewünscht, so viele Sätze spielen zu können. So konnte jeder noch einmal Spielzeit bekommen.“
Die Partie gegen die Niedersachsen zeigte aber auch auf, dass der VfB seine Dominanz nach der CoronaPause ein Stück weit verloren hat. Damit geht der Trainer aber gelassen um, für ihn ist das erklärbar. Wie er schon mehrfach sagte, befindet sich das Team körperlich noch nicht auf dem besten Level. Das hat einen großen Einfluss auf die Aufstellungen. Warm möchte den Zustand seiner Spieler verbessern, das funktioniert nur über Rotation und eine ausgewogene Spielzeitverteilung. „Wir wechseln viel durch.“Ein Risiko, denn solch ein Kaltstart kann auch immer mal in die Hose gehen und Punkte kosten. Dafür gab es am Samstag gleich mehrere Beispiele. Rares Balean, der im vierten Satz für Martti Juhkami reinkam, hatte genauso wie der zum zweiten Satz eingewechselte Lukas Maase Anfangsschwierigkeiten.
Mit zunehmender Spieldauer steigerten sich jedoch beide Akteure, gegen Ende häuften sich ihre guten Aktionen. Maase spürte dabei auch durchweg das Vertrauen von Trainer und Mitspieler. Im dritten Satz – nach mehreren unglücklichen Szenen im Angriff – sprachen sie ihm Mut zu. „Da werden keine Vorwürfe gemacht, die mache ich mir nur selbst. Ich bin hier zum Lernen, das wissen der Trainer und die Spieler“, beschrieb Maase, der mit seiner Leistung insgesamt nicht zufrieden war. „Nach meiner Verletzung und der Pause ist es ein kräftezehrender Prozess, das Maximum zu erreichen.“
Es gibt noch Luft nach oben – nicht nur bei einzelnen Spielern. „Wir haben besser angenommen“, lobte Warm zwar, dafür sah er jedoch Verbesserungspotenzial in der Präzision. Maase wünscht sich wieder mehr Beständigkeit. „Wir schaffen es gerade nicht, konstant hohes Niveau an den Tag zu legen. Es gibt Phasen, in denen spielen wir weltklasse. Dann gibt es aber Phasen, in denen wir halbherzige Sachen machen und dann ist unser Vorsprung wieder weg“, sagte der 22-jährige Diagonalspieler und ergänzte: „Seit der Corona-Pause fehlt uns im entscheidenden Moment der Killerinstinkt.“
Gegen Lüneburg sah es erst nach einer lockeren Angelegenheit aus. Schnell stand es 4:0, die SVG agierte zu Beginn sehr konfus. Zwar schmolz der Vorsprung der Friedrichshafener, letztlich blieb der erste Satz eine klare Sache: Nicolas Maréchal machte den Punkt zum 25:21. Danach gestalteten die Lüneburger das Spiel enger, sie traten nun mit viel Energie auf und forderten den Tabellenführer. Der Lohn: zwei Satzgewinne. Im Tiebreak setzte sich Friedrichshafen aber klar durch. Einen großen Anteil am Gesamterfolg hatte Mittelblocker Marcus Böhme. Er wurde zum wertvollsten Spieler seines Teams gewählt.
Für die VfB-Volleyballer geht es schon am Mittwoch weiter. Dann gastieren sie im ersten Play-off-Viertelfinale bei den Bisons Bühl. „Das wird kein Selbstläufer“, warnt Warm.