Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Laschet in der Klemme
Die Situation des noch relativ neuen CDU-Chefs Armin Laschet ist nach dem Fehlstart ins Superwahljahr alles andere als kommod. Es macht ihn zwar niemand direkt für die historischen Niederlagen der CDU in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz verantwortlich, aber er ist doch derjenige, der den Karren mit aus dem Dreck ziehen muss. Das kann allerdings nur dann von Erfolg gekrönt sein, wenn sich die CDU-Minister im Kabinett Merkel nicht noch länger als Schwachstellen im Corona-Management erweisen. Wenn sich Regierungspolitik in der Krise weniger durch Versprechungen als durch Handeln auszeichnen würde. Aber darüber, wer in Berlin am Regierungstisch sitzt, entscheidet immer noch die Kanzlerin.
Die ungeklärte Frage der Kanzlerkandidatur erhöht den Druck auf Laschet zusätzlich. Wenn sich CDU/ CSU von Umfragen leiten ließen, wäre die Angelegenheit für ihn bereits erledigt. Gegen CSU-Chef Markus Söder macht der Rheinländer keinen Stich, wenn es darum geht, wem die Kandidatur zugetraut wird. Dass er es dennoch werden könnte, hat weniger mit seiner Außen- als mit seiner Innenwirkung zu tun. In der Union schätzt man Laschets Fähigkeit, verschiedene Flügel und Positionen einzubinden. Dies dürfte nach Merkels Rückzug noch wichtiger werden. Aber auch das gehört zur Wahrheit: Dass die Kandidatenfrage noch nicht entschieden ist, spricht dafür, dass beide Anwärter nicht 100prozentig geeignet sind: Laschet wegen mangelnder Führungsqualitäten, Söder wegen charakterlicher Schwächen.
Wahlanalysen haben gezeigt, dass die CDU vor allem ältere Wähler an Grüne und SPD verloren hat. Das ist ein dramatisches Signal für die Konservativen. So werden Regierungsmehrheiten ohne CDU und CSU möglich. Wenn es der Union nicht gelingt, diesen Vertrauensverlust aufzuhalten, droht ihr eine Marginalisierung, wie sie die SPD bereits erlebt hat. Das wäre in der derzeitigen Situation selbst für den politischen Gegner kein Grund zur Freude. Denn aus geschrumpften Parteien zusammengeschusterte Regierungen sind nicht besonders krisenfest.