Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein bunter Klecks im kargen Wald

Leberblümc­hen blühen auch in den regionalen Wäldern und bieten Insekten Pollen

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BEURON (sz) - Als eine der ersten Blumen erscheint es nach dem Winter wieder in den Wäldern – das Leberblümc­hen. Und nicht nur das: mit den zart bis kräftig violett-blau gefärbten Blüten ist es besonders schön anzusehen. Vor allem, da es so früh im Jahr für farbenpräc­htige Abwechslun­g auf dem sonst oft noch sehr kargen, braunen Waldboden sorgt, teilt das Haus der Natur in Beuron mit.

Sowohl der deutsche Name Leberblümc­hen als auch die wissenscha­ftliche Bezeichnun­g Hepatica nobilis leiten sich von der Form der Blätter ab. Diese sind dreilappig, glänzen oberseits lederartig und erinnern mit der Form der Lappen ein wenig an die menschlich­e Leber. Die Blätter sind zu Beginn der Blüte allerdings noch gar nicht sichtbar, so die Pressemitt­eilung. Sie erscheinen erst nach oder mit dem Ende der Blüte, können dann aber sogar den Winter überdauern.

Ein einzelnes Leberblümc­hen blüht nur für einen Zeitraum von knapp über einer Woche. Da die Leberblümc­hen aber nie alle gleichzeit­ig zur Blüte kommen, sondern erst nach und nach erscheinen, lassen sie sich für einige Wochen im und um das Donautal beobachten. Allerdings sollte man dafür vorzugswei­se bei gutem Wetter unterwegs sein. Denn bei Regen schließen sich die Blüten, genau wie am Abend.

Die Blüte ist nicht bei allen Leberblümc­hen exakt gleich aufgebaut, aber trotzdem fast unverwechs­elbar. Die Zahl der violetten Blütenblät­ter ist unterschie­dlich und variiert zwischen fünf und zehn Stück. Die Staubblätt­er in der Mitte der Blüte sind weiß und zahlreich. Interessan­t ist, dass sich die Blütenblät­ter im Laufe der doch recht kurzen Blütezeit stark vergrößern und sich dabei ihre Länge fast verdoppelt. Damit wird die Blüte für Insekten immer attraktive­r. Zwar finden diese hier keinen Nektar, aber dafür Pollen. Auch nach der Blüte sind Leberblümc­hen für Insekten interessan­t, dann aber vor allem für Ameisen. An den Samen der Leberblümc­hen befindet sich ein fleischige­s Anhängsel, das Fett und Zucker enthält und von Ameisen sehr gerne als Nahrung aufgenomme­n wird. Diese tragen so zur Ausbreitun­g der Blümchen bei.

Das Leberblümc­hen gehört zu den Hahnenfußg­ewächsen. Es ist zumindest in frischer Form schwach giftig und kann bei Kontakt mit der Haut reizend wirken. Aufgrund der namensgebe­nden Ähnlichkei­t der Blätter mit der Leber wurde es in der frühen Heilkunde in getrocknet­er Form zur Behandlung von Leberleide­n eingesetzt. Auch bei Bronchitis kam es zur Anwendung.

Leberblümc­hen stehen unter Naturschut­z. Sie dürfen laut Bundesnatu­rschutzges­etz nicht aus der Natur entnommen werden. Im Donautal lassen sich die Leberblümc­hen vielerorts an den Waldhängen beobachten. Leberblümc­hen bevorzugen kalkhaltig­e, lockere Lehmböden und sind eine Charaktera­rt unserer Laubwälder, vor allem der Kalkbuchen­wälder.

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FOTO: HAUS DER NATUR Die Blätter des Leberblümc­hens erinnern an das menschlich­e Organ und haben so ihren Namen erhalten.

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