Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kleine Vorsätze summieren sich beim Klimafasten
Aktion am Gymnasium soll Bewusstsein dafür schaffen, dass jeder einzelne einen Beitrag leisten kann
MENGEN - Fleischkonsum, Handynutzung, Plastikmüll oder Autofahrten: Viele Schüler des Gymnasiums Mengen versuchen, in der Fastenzeit auf Dinge zu verzichten, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Bereits das dritte Jahr in Folge gibt es an der Schule Aktionen und Projekte zum Klimafasten. Dabei beschäftigen sich die Schüler in ihren Klassen altersgerecht mit verschiedenen Themen und formulieren Klimatipps für die Schulhomepage, die andere zum Ausprobieren und Mitmachen animieren sollen.
„Dabei geht es nicht darum, die ganze Gesellschaft umzukrempeln oder ein riesiges fernes Ziel zu erreichen“, sagt die Lehrerin Katrin Westermann, von der die Initiative zum Klimafasten ausgegangen ist. „Vielmehr wollen wir zeigen, dass auch jedes Kind und jeder Jugendliche einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, die Welt ein wenig besser zu machen.“Dabei setzen die Lehrkräfte auf Aha-Effekte und Dinge, die jeder in seinem eigenen Leben umstellen und beeinflussen kann. Das könne sein, aus Klimaschutz- und Tierwohlgründen auf den Konsum von Fleisch zu verzichten oder ihn deutlich einzuschränken oder konsequent aufs Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel zu setzen. „Und vielleicht lässt sich das eine oder andere auch nach Ostern fortsetzen.“
Während etwa die Siebtklässlerin Lotta erst seit Beginn der Fastenzeit nur noch am Wochenende Fleisch isst, ist Johanna aus der Jahrgangsstufe 1 nach dem Klimafasten im vergangenen Jahr ganz zur Vegetarierin geworden. „Mit fehlen Fleisch und Wurst überhaupt nicht und ich sehe das als einen sinnvollen Beitrag für den Klimaschutz an“, sagt sie. Zusammen mit Leonie hat sie sich einen Nachmittag lang das Lastenrad der Stadt Mengen ausgeliehen und war überrascht, wie gut sich damit Einkäufe und sogar Wasserkisten transportieren ließen. „Für die Sommermonate ist das für Einkäufe eine gute Alternative zum Auto“, finden die beiden. „Die Stadt verleiht das Rad kostenlos für bis zu einer Woche, das sollten Interessierte auf jeden Fall mal ausprobieren.“
Die Klasse 6b hat sich mit dem Thema Müllentsorgung befasst und über Verbrennungsanlagen, Plastik in den Weltmeeren und Verpackungsmüll
gesprochen. Stofftaschen, Vesperboxen und Trinkflaschen zu verwenden, findet Tabea einfach. „Darauf achten wir bei uns in der Familie schon“, sagt sie.
Auch bei Luca aus der zehnten Klasse ist Klimaschutz daheim schon länger ein Thema. „Meine Mutter ist da die Initiatorin und es wird auch viel über artgerechte Tierhaltung und faire Arbeitsbedingungen gesprochen“, sagt er. Fleisch gebe es nur in besonderen Ausnahmefällen. Aber selbst Luca, in dessen Familie jedes Smartphone ein Fairphone ist, war überrascht, als im Unterricht über die
Rohstoffgewinnung für Handys gesprochen wurde. „Wie schlimm die Bedingungen auch für Kinder in solchen Minen sind, wusste ich nicht im Detail“, sagt er. Umso erstaunter seien auch seine Mitschüler gewesen, dass ein Fairphone gar nicht teurer als die aktuellen Modelle anderer Hersteller sei. „Mir gefällt vor allem, dass man Ersatzteile bestellen und das Fairphone selbst reparieren kann und nicht gleich ein neues kaufen muss.“In Zeiten der Corona-Pandemie den digitalen Konsum einzuschränken, sei gar nicht so einfach. „Aber wir versuchen, das Handy nicht ständig zur
Hand zu nehmen und auch mal was anderes zu machen.“
Leider können die verschiedenen Informationssammlungen, Erfahrungsberichte und Tipps in diesem Jahr nur auf der Homepage vorgestellt werden oder in den Klassenverbünden besprochen werden. „Wir hoffen, dass wir im kommenden Jahr wieder mehr gemeinsam auf dem Schulhof machen können“, sagt Katrin Westermann. Fest eingeplant sei auch wieder eine Teilnahme beim diesjährigen Stadtradeln. Dazu hat die Stadt aber noch keinen Zeitraum festgelegt.