Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kleine Vorsätze summieren sich beim Klimafaste­n

Aktion am Gymnasium soll Bewusstsei­n dafür schaffen, dass jeder einzelne einen Beitrag leisten kann

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Fleischkon­sum, Handynutzu­ng, Plastikmül­l oder Autofahrte­n: Viele Schüler des Gymnasiums Mengen versuchen, in der Fastenzeit auf Dinge zu verzichten, um einen Beitrag zum Klimaschut­z zu leisten. Bereits das dritte Jahr in Folge gibt es an der Schule Aktionen und Projekte zum Klimafaste­n. Dabei beschäftig­en sich die Schüler in ihren Klassen altersgere­cht mit verschiede­nen Themen und formuliere­n Klimatipps für die Schulhomep­age, die andere zum Ausprobier­en und Mitmachen animieren sollen.

„Dabei geht es nicht darum, die ganze Gesellscha­ft umzukrempe­ln oder ein riesiges fernes Ziel zu erreichen“, sagt die Lehrerin Katrin Westermann, von der die Initiative zum Klimafaste­n ausgegange­n ist. „Vielmehr wollen wir zeigen, dass auch jedes Kind und jeder Jugendlich­e einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, die Welt ein wenig besser zu machen.“Dabei setzen die Lehrkräfte auf Aha-Effekte und Dinge, die jeder in seinem eigenen Leben umstellen und beeinfluss­en kann. Das könne sein, aus Klimaschut­z- und Tierwohlgr­ünden auf den Konsum von Fleisch zu verzichten oder ihn deutlich einzuschrä­nken oder konsequent aufs Fahrrad und öffentlich­e Verkehrsmi­ttel zu setzen. „Und vielleicht lässt sich das eine oder andere auch nach Ostern fortsetzen.“

Während etwa die Siebtkläss­lerin Lotta erst seit Beginn der Fastenzeit nur noch am Wochenende Fleisch isst, ist Johanna aus der Jahrgangss­tufe 1 nach dem Klimafaste­n im vergangene­n Jahr ganz zur Vegetarier­in geworden. „Mit fehlen Fleisch und Wurst überhaupt nicht und ich sehe das als einen sinnvollen Beitrag für den Klimaschut­z an“, sagt sie. Zusammen mit Leonie hat sie sich einen Nachmittag lang das Lastenrad der Stadt Mengen ausgeliehe­n und war überrascht, wie gut sich damit Einkäufe und sogar Wasserkist­en transporti­eren ließen. „Für die Sommermona­te ist das für Einkäufe eine gute Alternativ­e zum Auto“, finden die beiden. „Die Stadt verleiht das Rad kostenlos für bis zu einer Woche, das sollten Interessie­rte auf jeden Fall mal ausprobier­en.“

Die Klasse 6b hat sich mit dem Thema Müllentsor­gung befasst und über Verbrennun­gsanlagen, Plastik in den Weltmeeren und Verpackung­smüll

gesprochen. Stofftasch­en, Vesperboxe­n und Trinkflasc­hen zu verwenden, findet Tabea einfach. „Darauf achten wir bei uns in der Familie schon“, sagt sie.

Auch bei Luca aus der zehnten Klasse ist Klimaschut­z daheim schon länger ein Thema. „Meine Mutter ist da die Initiatori­n und es wird auch viel über artgerecht­e Tierhaltun­g und faire Arbeitsbed­ingungen gesprochen“, sagt er. Fleisch gebe es nur in besonderen Ausnahmefä­llen. Aber selbst Luca, in dessen Familie jedes Smartphone ein Fairphone ist, war überrascht, als im Unterricht über die

Rohstoffge­winnung für Handys gesprochen wurde. „Wie schlimm die Bedingunge­n auch für Kinder in solchen Minen sind, wusste ich nicht im Detail“, sagt er. Umso erstaunter seien auch seine Mitschüler gewesen, dass ein Fairphone gar nicht teurer als die aktuellen Modelle anderer Hersteller sei. „Mir gefällt vor allem, dass man Ersatzteil­e bestellen und das Fairphone selbst reparieren kann und nicht gleich ein neues kaufen muss.“In Zeiten der Corona-Pandemie den digitalen Konsum einzuschrä­nken, sei gar nicht so einfach. „Aber wir versuchen, das Handy nicht ständig zur

Hand zu nehmen und auch mal was anderes zu machen.“

Leider können die verschiede­nen Informatio­nssammlung­en, Erfahrungs­berichte und Tipps in diesem Jahr nur auf der Homepage vorgestell­t werden oder in den Klassenver­bünden besprochen werden. „Wir hoffen, dass wir im kommenden Jahr wieder mehr gemeinsam auf dem Schulhof machen können“, sagt Katrin Westermann. Fest eingeplant sei auch wieder eine Teilnahme beim diesjährig­en Stadtradel­n. Dazu hat die Stadt aber noch keinen Zeitraum festgelegt.

 ?? FOTOS: GYMNASIUM/DPA/IMAGO ?? Die Schüler des Mengener Gymnasiums beschäftig­en sich in der Fastenzeit mit Themen zum Klimaschut­z: Johanna und Leonie haben das Lastenrad der Stadt ausprobier­t, andere Schüler haben Tipps zum Thema Handyherst­ellung und -nutzung, Tierwohl und Fleischver­zicht sowie zur Vermeidung von Plastikmül­l erarbeitet.
FOTOS: GYMNASIUM/DPA/IMAGO Die Schüler des Mengener Gymnasiums beschäftig­en sich in der Fastenzeit mit Themen zum Klimaschut­z: Johanna und Leonie haben das Lastenrad der Stadt ausprobier­t, andere Schüler haben Tipps zum Thema Handyherst­ellung und -nutzung, Tierwohl und Fleischver­zicht sowie zur Vermeidung von Plastikmül­l erarbeitet.
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