Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Geld regiert die Welt“
Zum kürzlich erschienenen Artikel „Bauern wehren sich gegen Landverbrauch“erreicht die Redaktion folgender Leserbrief:
Der Landverbrauch nimmt ungeahnte Ausmaße an. Wenn Investoren den Landwirten Angebote machen, die die herkömmliche Bewirtschaftung bei weitem übertreffen, ist es nachvollziehbar, dass sie sich Gedanken über eine Verpachtung machen und so selber zum Ausverkauf der landwirtschaftlichen Fläche beitragen. In vielen Gemeinden wird das zukünftig ein Thema sein. Laut statistischem Landesamt gehen in Baden-Württemberg der Landwirtschaft täglich rund fünf Hektar wertvollen Acker- und Grünlandes verloren. Das ist in absehbarer Zeit der Ausverkauf unserer Fläche für die Lebensmittelproduktion. Auf der anderen Seite der Welt wird im selben Tempo der Regenwald zerstört, um Anbaufläche zu gewinnen. Wie paradox!
Solange wir nicht umdenken und für Lebensmittel nicht die Preise bezahlen, die den landwirtschaftlichen Familienbetrieben ein Weitermachen ermöglichen, wird der „ Landverkauf“ weiter gehen. Es wird nur noch die industrielle Landwirtschaft mit ihren Megabetrieben geben. Die Natur, unsere Lebensgrundlage, wird weiter rasant zerstört. Es ist doch naheliegend und nachvollziehbar, dass Grundstückseigentümer, die ihre Fläche nicht mehr selbst bewirtschaften, oft aufgrund der Entwicklung in den letzten Jahrzehnten aus finanziellen Gründen nicht mehr bewirtschaften können, an diejenigen verpachten, die am meisten bezahlen. Leider spielt die zukünftige Nutzung hierbei keine Rolle. Entscheidend ist der Preis. Wenn ursprüngliche Nutzung weniger einbringt als Monokulturen, Freiflächenphotovoltaik, Windkraft oder Parkplätze für Weltkonzerne, machen sich auch unsere noch aktiven Bauern Gedanken, ob es nicht einfacher wäre, ihre Flächen zu verpachten oder zu verkaufen. Geld regiert die Welt. Der globale Landverbrauch für unser immer „Größer, Schneller, Weiter“zerstört unsere Lebensgrundlage. Ein bisschen mehr Rückbesinnung und Genügsamkeit täte uns allen gut.