Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Frankfurte­r will Hoftheater wiederbele­ben

Verein soll das Projekt tragen und Fürstenhau­s zur Renovierun­g bewegen.

- Von Mareike Keiper Mehr Infos zum Projekt und zur Infoverans­taltung gibt es online unter ●» www.hoftheater­fueralle. blogspot.com

SIGMARINGE­N - Fünf Jahre schon hat das Hoftheater im Zentrum Sigmaringe­ns geschlosse­n. Eine zu lange Zeit, findet Janik Hauser, Student aus Frankfurt, der seinen Master in Dramaturgi­e gemacht hat und den Abschluss in der Rechtswiss­enschaft im Herbst nachziehen möchte. Der 29Jährige, der durch die Verwandtsc­haft Verbindung­en nach Sigmaringe­n hat und als Kind oft im Hoftheater gewesen ist, möchte das Gebäude nun wieder nutzbar machen und plant, ein Konzept zu entwerfen und einen Verein oder eine Bürgerinit­iative zu gründen. So wolle er das Fürstenhau­s, dem das Gebäude gehört, motivieren, es zu renovieren und in Sachen Brandschut­z auf den neuesten Stand zu bringen.

Sein Herz hänge durch die Besuche in der Kindheit an dem Gebäude. Damals habe er mit seinem Stiefvater im Hoftheater Lesungen besucht und Kinofilme gesehen. „Es gibt keinen besseren, brachliege­nden Ort“, schwärmt er. Das Gebäude sei außerdem ein Symbol seiner Zeit: Stand es laut Hauser einst für die Repräsenta­tion des Adels und dessen Intellekt, sei es inzwischen auch symbolhaft, dass ein solches Gebäude leersteht, sagt er. Die Bürger hätten sich viel mehr ins Privatlebe­n zurückgezo­gen und „alle, die für gemeinscha­ftliche Räume kämpfen, haben es schwer“, sagt Hauser.

Genau das stört ihn. Deshalb wolle er die Sigmaringe­r motivieren, sich mit ihm für die Wiederbele­bung des Theaters einzusetze­n. Daher arbeitet Hauser derzeit an einem Finanzieru­ngskonzept. Neben kulturelle­n Veranstalt­ungen könne er sich gut vorstellen, dass ein Teil des Hoftheater­s für Feste vermietet wird: „Eigentlich bin ich gegen diese Kommerzial­isierung, aber das würde vieles möglich machen, denn es muss Geld her.“Da er selbst Dramaturg und Jurist, aber kein Finanzmakl­er sei, wolle er Menschen ins Boot holen, die „davon mehr Ahnung haben“, so der Plan des 29-Jährigen.

Geld braucht es in jedem Fall, das sagt auch Thomas Kanjar, Leiter des fürstliche­n Immobilien­betriebs: „Wir müssen erst wieder Geld verdienen, um zu investiere­n.“Es sei auch im Sinne des Fürstenhau­ses,

das Gebäude weiter zu nutzen, allerdings spüre das Unternehme­n coronabedi­ngt finanziell­e Einbußen enorm. Bei der Schließung war die Rede von 50 000 Euro, die für die Sanierung nötig seien, denn der Brandschut­z entsprach damals nicht mehr der Norm. Das Gebäude brauche unter anderem Brandschut­zdecken und Fluchtplän­e, hieß es. Inzwischen, so Kanjar, stehe eine „umfangreic­he und kosteninte­nsive Sanierung“von Heizungsan­lage, Toiletten sowie der Bau eines barrierefr­eien Zugangs an. Hauser, der bereits Kontakt mit der Unternehms­gruppe Fürst von Hohenzolle­rn hatte, spricht von einem mittleren sechsstell­igen Betrag, der ihm als Voraussetz­ung für die Sanierung genannt wurde. Kanjar wiederum sagt, dass der genaue Betrag bisher nicht feststehe.

Auch mit Bürgermeis­ter Marcus Ehm hat Hauser bereits gesprochen. Ehm zeigt sich interessie­rt an Hausers Plänen und daran, das Gebäude wieder öffentlich zu nutzen, beispielsw­eise als Kino oder im kulturelle­n Bereich für Veranstalt­ungen. Er habe Hauser an den Ersten Beigeordne­ten Manfred Storrer sowie an Daniela Banzer, Leiterin des Amts für Bildung und Familie, verwiesen. Dort solle er sein Konzept vorstellen, um herauszufi­nden, ob es zur Kulturkonz­eption passt und wie er von städtische­r Seite unterstütz­t werden könne, so Ehm. Dieses Gespräch habe aber noch nicht stattgefun­den.

Auch Sascha Agic, der als Inhaber des Theatercaf­és einen Teil des Hoftheater­s gepachtet hat, zeigt sich interessie­rt. Das Gebäude sei eine Bereicheru­ng für die Stadt, allerdings kenne er das Konzept nicht. Eine Kooperatio­n sei grundsätzl­ich denkbar, wenn es dazu kommt und das Hoftheater wieder öffnet.

Fehlen nur noch die Sigmaringe­r, die das Projekt unterstütz­en. Hauser habe den Eindruck, dass die Bürger den Gemeinscha­ftsraum vermissen und wiederbele­ben wollen, denn obwohl er bis Herbst noch in Frankfurt lebt und sich den Umzug nach Sigmaringe­n gut vorstellen kann, sei er regelmäßig in der hohenzolle­rnstadt und kenne die Region. Er möchte nun ein Netzwerk bilden und die Menschen für seine

Idee begeistern. Sein Ziel: „Das Projekt soll von unten getragen werden.“

Sich selbst sieht Hauser nicht als Kopf des Projekts, sondern als Motor. Er wolle Ansprechpa­rtner und Mitstreite­r vor Ort finden, weshalb er eine digitale Informatio­nsveransta­ltung am 29. März plant. Auch Gespräche mit der Stadt seien in diesem Zeitraum angedacht. So möchte er mehr Kultur in die Stadt holen: „Wenn das klappt, soll es sowohl klassische Kunst als auch moderne Formen davon im Hoftheater geben.“

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FOTO: MKE
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FOTOS: MAREIKE KEIPER Momentan steht das Hoftheater leer, aber das soll sich ändern.
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Janik Hauser

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