Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Frankfurter will Hoftheater wiederbeleben
Verein soll das Projekt tragen und Fürstenhaus zur Renovierung bewegen.
SIGMARINGEN - Fünf Jahre schon hat das Hoftheater im Zentrum Sigmaringens geschlossen. Eine zu lange Zeit, findet Janik Hauser, Student aus Frankfurt, der seinen Master in Dramaturgie gemacht hat und den Abschluss in der Rechtswissenschaft im Herbst nachziehen möchte. Der 29Jährige, der durch die Verwandtschaft Verbindungen nach Sigmaringen hat und als Kind oft im Hoftheater gewesen ist, möchte das Gebäude nun wieder nutzbar machen und plant, ein Konzept zu entwerfen und einen Verein oder eine Bürgerinitiative zu gründen. So wolle er das Fürstenhaus, dem das Gebäude gehört, motivieren, es zu renovieren und in Sachen Brandschutz auf den neuesten Stand zu bringen.
Sein Herz hänge durch die Besuche in der Kindheit an dem Gebäude. Damals habe er mit seinem Stiefvater im Hoftheater Lesungen besucht und Kinofilme gesehen. „Es gibt keinen besseren, brachliegenden Ort“, schwärmt er. Das Gebäude sei außerdem ein Symbol seiner Zeit: Stand es laut Hauser einst für die Repräsentation des Adels und dessen Intellekt, sei es inzwischen auch symbolhaft, dass ein solches Gebäude leersteht, sagt er. Die Bürger hätten sich viel mehr ins Privatleben zurückgezogen und „alle, die für gemeinschaftliche Räume kämpfen, haben es schwer“, sagt Hauser.
Genau das stört ihn. Deshalb wolle er die Sigmaringer motivieren, sich mit ihm für die Wiederbelebung des Theaters einzusetzen. Daher arbeitet Hauser derzeit an einem Finanzierungskonzept. Neben kulturellen Veranstaltungen könne er sich gut vorstellen, dass ein Teil des Hoftheaters für Feste vermietet wird: „Eigentlich bin ich gegen diese Kommerzialisierung, aber das würde vieles möglich machen, denn es muss Geld her.“Da er selbst Dramaturg und Jurist, aber kein Finanzmakler sei, wolle er Menschen ins Boot holen, die „davon mehr Ahnung haben“, so der Plan des 29-Jährigen.
Geld braucht es in jedem Fall, das sagt auch Thomas Kanjar, Leiter des fürstlichen Immobilienbetriebs: „Wir müssen erst wieder Geld verdienen, um zu investieren.“Es sei auch im Sinne des Fürstenhauses,
das Gebäude weiter zu nutzen, allerdings spüre das Unternehmen coronabedingt finanzielle Einbußen enorm. Bei der Schließung war die Rede von 50 000 Euro, die für die Sanierung nötig seien, denn der Brandschutz entsprach damals nicht mehr der Norm. Das Gebäude brauche unter anderem Brandschutzdecken und Fluchtpläne, hieß es. Inzwischen, so Kanjar, stehe eine „umfangreiche und kostenintensive Sanierung“von Heizungsanlage, Toiletten sowie der Bau eines barrierefreien Zugangs an. Hauser, der bereits Kontakt mit der Unternehmsgruppe Fürst von Hohenzollern hatte, spricht von einem mittleren sechsstelligen Betrag, der ihm als Voraussetzung für die Sanierung genannt wurde. Kanjar wiederum sagt, dass der genaue Betrag bisher nicht feststehe.
Auch mit Bürgermeister Marcus Ehm hat Hauser bereits gesprochen. Ehm zeigt sich interessiert an Hausers Plänen und daran, das Gebäude wieder öffentlich zu nutzen, beispielsweise als Kino oder im kulturellen Bereich für Veranstaltungen. Er habe Hauser an den Ersten Beigeordneten Manfred Storrer sowie an Daniela Banzer, Leiterin des Amts für Bildung und Familie, verwiesen. Dort solle er sein Konzept vorstellen, um herauszufinden, ob es zur Kulturkonzeption passt und wie er von städtischer Seite unterstützt werden könne, so Ehm. Dieses Gespräch habe aber noch nicht stattgefunden.
Auch Sascha Agic, der als Inhaber des Theatercafés einen Teil des Hoftheaters gepachtet hat, zeigt sich interessiert. Das Gebäude sei eine Bereicherung für die Stadt, allerdings kenne er das Konzept nicht. Eine Kooperation sei grundsätzlich denkbar, wenn es dazu kommt und das Hoftheater wieder öffnet.
Fehlen nur noch die Sigmaringer, die das Projekt unterstützen. Hauser habe den Eindruck, dass die Bürger den Gemeinschaftsraum vermissen und wiederbeleben wollen, denn obwohl er bis Herbst noch in Frankfurt lebt und sich den Umzug nach Sigmaringen gut vorstellen kann, sei er regelmäßig in der hohenzollernstadt und kenne die Region. Er möchte nun ein Netzwerk bilden und die Menschen für seine
Idee begeistern. Sein Ziel: „Das Projekt soll von unten getragen werden.“
Sich selbst sieht Hauser nicht als Kopf des Projekts, sondern als Motor. Er wolle Ansprechpartner und Mitstreiter vor Ort finden, weshalb er eine digitale Informationsveranstaltung am 29. März plant. Auch Gespräche mit der Stadt seien in diesem Zeitraum angedacht. So möchte er mehr Kultur in die Stadt holen: „Wenn das klappt, soll es sowohl klassische Kunst als auch moderne Formen davon im Hoftheater geben.“