Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Wollen wir das in Sigmaringen?“
Die Redaktion der „Schwäbischen Zeitung“hat folgender Leserbrief zum Thema Orpea erreicht:
Mit dem unreflektierten, unkritischen Zuschlag für den international agierenden Pflegekonzern Orpea verspielt die Kommune Sigmaringen ihre Chance, für eine aktive Gestaltung in eine nachhaltige Daseins- und Allgemeinversorgung für Menschen im höheren Lebensalter und mit Pflegebedarf zu investieren. Gleichzeitig holt sie sich einen Arbeitgeber in den Ort, der sowohl bekannt dafür ist, in einem beruflichen Umfeld mit nicht gerade üppigen Löhnen noch nicht einmal Tariflöhne zu bezahlen und zudem Arbeitnehmerrechte nicht ernst zu nehmen.
Und dies erlaubt sich die Gemeinde in einem Umfeld, in dem engagierte, gemeinnützige Einrichtungen wie Vinzenz von Paul und andere Sozialunternehmen wesentliche Akzente für ein modernes, vielseitiges Wohnen und Leben im Alter bei zunehmender Pflegebedürftigkeit setzen. Wenn die Gemeindevertretung schon den Aussagen eines Gewerkschaftsvertreters nicht glaubt und keine Zweitmeinung einholt, hätte sie sich bei Sozialunternehmen vor Ort oder in der Region informieren können. Seit Einführung der Pflegeversicherung drängen zunehmend börsennotierte Pflegekonzerne auf den Pflegemarkt. Qualitativ hochwertige Betreuung in der Pflege ist in diesem Modell ein Kostenfaktor, der eliminiert wird. Wollen wir das in Sigmaringen?
Birgid Eberhardt, Sigmaringen