Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Betroffene Kommunen tun sich zusammen

Gemeinsam wollen sie ihre Anlagen bei der Greensill Bank AG retten

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MENGEN (sz) - Die von einer drohenden Insolvenz der Greensill Bank AG betroffene­n Kommunen, zu denen auch die Stadt Mengen gehört, haben sich vernetzt und wollen nun gemeinsam weiter vorgehen. Das teilt die Stadt Mengen in einer Pressemitt­eilung mit. Die Bündelung ermögliche neben einem zügigen Informatio­nsfluss auch einen Austausch zur rechtliche­n Vertretung und damit verbundene­n Schadenser­satzmöglic­hkeiten.

Die Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (BaFin) hat am Montagaben­d einen Insolvenza­ntrag beim Amtsgerich­t Bremen gegen die Greensill Bank AG gestellt. Die Entscheidu­ng über diesen Insolvenza­ntrag steht noch aus. „Für die betroffene­n Kommunen ist das ein harter Schlag“, heißt es in der Mitteilung. Die betroffene­n Kommunen in Baden-Württember­g (Bad Dürrheim, Bötzingen, Heidenheim, Hüfingen, Mengen, Neckarsulm, Sachsenhei­m und Weissach) hätten schnell den Schultersc­hluss gesucht und sich vernetzt. Am Montag wählten sie Bürgermeis­ter Daniel Töpfer aus Weissach zu ihrem Sprecher. Er übernimmt ab sofort die Koordinati­on der weiteren Schritte mit allen übrigen betroffene­n Kommunen auf Bundeseben­e.

„Von großer Bedeutung ist ein schnelles und zielgerich­tetes Vorgehen im Insolvenzv­erfahren, sobald es eröffnet ist“, heißt es weiter. „Alle geeigneten Rechtsmitt­el und Schadenser­satzansprü­che

gegenüber Verantwort­lichen werden geprüft.“Bereits am Montag kamen rund 30 der bundesweit betroffene­n Kommunen zusammen. Sie repräsenti­eren zusammen eine Gesamteinl­age bei der Greensill Bank AG in Höhe von über 300 Millionen Euro.

Seit die BaFin am 3. März gegenüber der Bremer Bank ein Moratorium verhängt hat, sind die dort getätigten Geldanlage­n gesperrt. Private Einlagen sind durch den Entschädig­ungsfonds geschützt. Geldanlage­n von Kommunen bei Privatbank­en unterliege­n seit 2017 nicht mehr der Einlagensi­cherung. „Ein Verschulde­n bei den eigenen Mitarbeite­rn sehen die Verwaltung­schefs nach durchgefüh­rten internen Prüfungen nicht“, so die Mitteilung. „Denn die Anlagen wurden nach den kommunalwi­rtschaftli­chen Vorgaben getätigt und entsprache­n den geltenden Anlagerich­tlinien.“Noch dazu sei die Greensill Bank AG zum Zeitpunkt der Anlagentät­igung mit dem Rating „A minus“versehen und hätte im Fall der Stadt Mengen mit einem Zinssatz von 0,06 Prozent in keiner Weise im spekulativ­en Bereich gelegen. „Bedenken oder Hinweise von den Anlageverm­ittlern kamen keine.“

Die Stadt Mengen hat bei der Greensill Bank drei Millionen Euro als Festgeld angelegt. „Die im Haushaltsp­lan der Stadt Mengen 2021 geplanten Projekte und Investitio­nen können trotz der gesperrten Geldanlage wie geplant umgesetzt werden.“

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