Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Das Vertrauen in den Staat sinkt
Wer sein Umfeld vor den Corona-Mutanten schützen will, der verzichtet auf Besuche oder gar Reisen. Auch in den Osterferien sollte Abschottung das Gebot sein. Das ist bitter, ärgerlich und für einen beachtlichen Teil der Bevölkerung auch schmerzhaft. Mittlerweile kommt zu den medizinischen Problemen aber noch ein politisches dazu: Das Vertrauen in das staatliche Handeln sinkt. Mitverantwortlich dafür ist auch die mediale Berichterstattung. Es bringt nichts mehr, wenn in der gefühlt 118. Talkshow das Thema durchgenudelt wird, und das von den immer wieder gleichen Gästen. Häufig regiert dort die rhetorische Effekthascherei ohne jeden realen Erkenntnisgewinn.
Ein solcher Eindruck kann durchaus auch bei einem kritischen Blick auf die Ministerpräsidenten-Konferenz (MPK) gewonnen werden, die das Land seit Corona-Ausbruch gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel durch die Seuche führt. Viele Entscheidungen dieses Gremiums waren und sind richtig, aber das Ausfransen beim Umsetzen von Beschlüssen, die gewisse Beliebigkeit, die von einigen dort sitzenden Damen und Herren ausgestrahlt wird, macht nervös. Einen „Jahrmarkt der Eitelkeiten“nennt Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow die Konferenz, auf der die bayerische Forderung, dass in Pandemie-Zeiten MPK-Beschlüsse bundesweit gelten müssten, Grundlage von allem sein sollte.
Dass die im Bund wie in den Ländern Verantwortlichen sich bemühen, die kritische Situation in den Griff zu bekommen, ist evident. Nur wird diese Glaubwürdigkeit von den Abgeordneten, die sich jüngst bereichert haben, schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nie war es einfacher für die Querschwurbler, ihre kruden Mythen als real darzustellen. Und eine Frage harrt auf Antwort: Wieso lassen es die Sicherheitsorgane zu, dass – wie in Kassel geschehen – Tausende dümmlich von Freiheit brüllen und inmitten der gefährlichen Pandemie maskenfrei machen dürfen, was sie wollen? Inklusive der Gefährdung anderer. Auch so etwas unterminiert das Vertrauen in den Staat.