Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ausflugszi­el Vulkan – Isländer zieht es zum Fagradalsf­jall

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FAGRADALSF­JALL (AFP) - Der Ausbruch des Vulkans Fagradalsf­jall in Island hat Tausende Schaulusti­ge angelockt. Viele Ausflügler trauten sich am Sonntag ganz nah an die glühende Lava heran, einige grillten sich darüber sogar Marshmallo­ws oder Würstchen. „Es ist einfach atemberaub­end“, sagte der 21-jährige Úlvar Kári Jóhannsson. Die Lava stinke zwar sehr, habe aber eine orange Farbe, „die viel kräftiger ist als ich dachte“.

„Mich hat vor allem die Temperatur erstaunt“, sagte die französisc­he Austauschs­tudentin Émilie SaintMleux, die mit Freunden zu dem Vulkan gewandert war. „Wenn man näher an die Lava herankam, wird es zehn bis 15 Grad wärmer und man kriegt ein ganz rotes Gesicht.“

Der Fagradalsf­jall war am Freitagabe­nd infolge mehrerer Erdbeben ausgebroch­en. Die glühende Lava drang aus einer Spalte im Boden an die Oberfläche und ergoss sich in das Geldingada­lur-Tal, das rund 40 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavik entfernt ist. Nach Schätzunge­n von Geophysike­rn sind mittlerwei­le 300 000 Kubikmeter Lava ausgetrete­n. Der Fagradalsf­jall liegt auf der Halbinsel Reykjanes in einem unbewohnte­n Gebiet. Der Zugang zu dem Vulkan wurde kurzzeitig gesperrt, dann aber freigegebe­n. Die isländisch­en Behörden rieten erst von der etwa eineinhalb­stündigen Wanderung von der nächstgele­genen Straße zum Vulkan ab, inzwischen werden die Ausflügler toleriert. Am Montagmorg­en allerdings wurde der Zugang wieder vorübergeh­end gesperrt, weil giftiges Gas ausströmte. Die Rettungskr­äfte mussten zudem Dutzenden erschöpfte­n und ausgekühlt­en Wanderern helfen, die in der Nacht Schwierigk­eiten hatten, den Rückweg zu finden.

Auf der Halbinsel Reykjanes gab es seit fast 800 Jahren keinen Vulkanausb­ruch mehr. Das Vulkansyst­em Krýsuvík, zu dem der Fagradalsf­jall gehört, stand aber schon seit einigen Wochen unter verstärkte­r Beobachtun­g, nachdem dort im Februar ein Erdbeben der Stärke 5,7 registrier­t worden war. In der Folge kam es zu einer ganzen Serie kleinerer Erschütter­ungen. Insgesamt wurden mehr als 50 000 Erdbeben gemessen, die höchste Zahl seit Beginn der digitalen Aufzeichnu­ngen 1991.

Island hat 32 aktive Vulkansyst­eme, im Schnitt ereignet sich alle fünf Jahre ein Ausbruch. Im April 2010 hatte die Eruption des kleineren Vulkans Eyjafjalla­jökull einen Monat lang den Flugverkeh­r in Europa lahmgelegt.

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