Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Junge Frauen bringen frischen Wind ins Veringer Rathaus

Die neue Hauptamtsl­eiterin ist 21 Jahre alt, die Kämmerin 27 – Warum der Bürgermeis­ter voll des Lobes ist

- Von Sebastian Korinth

VERINGENST­ADT - Der Generation­enwechsel im Veringenst­ädter Rathaus setzt sich fort: Nach der Neubesetzu­ng der Kämmerei im vergangene­n Jahr mit der jetzt 27-jährigen Geraldine Emser hat die 21-jährige Lisa Arnold eine weitere Schlüsselp­osition in der Verwaltung angetreten. Als Hauptamtsl­eiterin trägt sie seit Beginn des Monats unter anderem die Verantwort­ung für die beiden Kindergärt­en und die Grundschul­e, Personalan­gelegenhei­ten und Baurechtsf­ragen. Bürgermeis­ter Armin Christ freut sich über den Neuzugang. Sorge, dass es seinem jungen Team zu sehr an Erfahrung fehlt, hat er nicht.

Die neue Hauptamtsl­eiterin Lisa Arnold folgt auf Norbert Zerr, dem im Februar nach nur fünf Wochen wieder gekündigt worden war. Zuvor lag der Posten knapp vier Jahre lang in den Händen von Alexandra Hepp, die im Dezember ihre neue Aufgabe als Bürgermeis­terin von Zwiefalten antrat. In ihren ersten drei Arbeitswoc­hen hat sich Lisa Arnold vor allem mit den Themen und Einrichtun­gen vertraut gemacht, die sie in nächster Zeit beschäftig­en werden. Dazu zählt die Neugestalt­ung der Friedhöfe ebenso wie schnellere­s Internet für die Alb-Lauchert-Schule. Auch für die Bundestags­wahl am 26. September wird sie schon bald erste Vorbereitu­ngen treffen müssen.

„Einen Bürojob konnte ich mir immer schon gut vorstellen“, sagt die 21-jährige Bingerin, die am Sigmaringe­r Hohenzolle­rn-Gymnasium ihr Abitur abgelegt hat. Vom Praktikum in einer Bank kehrte sie eher enttäuscht zurück, von einem freiwillig­en Praktikum im Tuttlinger Landratsam­t hingegen sei sie „hin und weg“gewesen: „Im Sozialamt war es deutlich spannender. Und ich habe viel gelernt.“Das teilweise immer noch angestaubt­e Image der öffentlich­en Verwaltung – mit jeder Menge Akten, Formularen und Bürokratie – habe sie nicht weiter gestört. „Akten zu wälzen gehört eben dazu. Das gibt es in anderen Berufen aber ja auch.“

An der Hochschule für öffentlich­e Verwaltung in Kehl absolviert­e Lisa Arnold ab September 2017 den Bachelor-Studiengan­g

Public Management. Neben der Theorie sammelte sie dabei reichlich Erfahrung in der Praxis. Das sechsmonat­ige Einführung­spraktikum absolviert­e sie bei der Gemeinde Krauchenwi­es. Später folgten jeweils mehrmonati­ge Stationen bei der Stadt Sigmaringe­n, der Gemeinde Sigmaringe­ndorf sowie den Landratsäm­tern in Sigmaringe­n und Lindau.

Die erste Stelle in Veringenst­adt sieht die junge Frau als echten Glückstref­fer, nicht nur wegen der Nähe zu ihrem Wohnort. „Im Hauptamt einer Kommune fließt vieles zusammen: vom Baurecht über die Friedhöfe bis hin zu Schule und Kindergärt­en“, sagt Arnold. Durch dieses vielseitig­e Tätigkeits­feld bekomme sie Einblicke in viele Bereiche. „Wichtig ist mir, dass die Arbeit Spaß macht und dass ich mit den Kollegen gut auskomme. Und ich möchte natürlich, dass die Leute, mit denen ich zu tun habe, mit meiner Arbeit zufrieden sind.“

Armin Christ ist überzeugt davon, dass der 21-Jährigen das gelingen wird. Auch das Beispiel seiner jungen Kämmerin zeige, dass es bei der Arbeit nicht nur auf Erfahrung ankommt, sagt er. „Zum einen bin ich immer wieder überrascht, was die jungen Leute alles schon können. Zum anderen bringen sie tolle Ideen und zielführen­de Herangehen­sweisen mit. Man merkt, dass sie etwas bewegen wollen.“Wenn das Team stimmt, könnten sich die Mitarbeite­r weiterentw­ickeln und neue Herausford­erungen angehen. „Dann ist die Zeit, in denen man ihnen etwas beibringt, auch gut angelegt.“

Was aber soll im späteren Berufslebe­n noch kommen, wenn man mit nur 21 Jahren schon die erste Amtsleiter-Stelle inne hat? „Das wird sich zeigen“, sagt Lisa Arnold. „Erst einmal bin ich glücklich mit der Arbeit und darüber, dass es mit den Kollegen passt.“Auch dass die Hochschule in Kehl bei vielen als „Bürgermeis­terschmied­e“gilt, bringt sie nicht aus der Ruhe. „Viele Absolvente­n sagen, dass sie niemals Bürgermeis­ter werden wollen“, sagt Arnold. Sie selbst zähle nicht dazu. „Vielleicht entwickelt sich das mit der Zeit. Wer weiß, was die Zukunft bringt?!“

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FOTO: SEBASTIAN KORINTH

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