Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kulturfestival wird zum Flop
Trotz ungewöhnlichem Programm kommen nur wenige Zuschauer
SIGMARINGEN - Bildende Kunst, stimmungsvolle Lesungen und außergewöhnliche Musik haben das dreitägige Festival Kulturkaserne auf der ehemaligen Panzerwaschanlage der Graf-Stauffenberg-Kaserne am Wochenende geprägt. Veranstalter war der Frankfurter Student Janik Hauser, der zuletzt mit dem Plan, das Hoftheater wieder zu reaktivieren, von sich reden gemacht hat. Allerdings endete das Festival aufgrund fehlender Vermarktung im Vorfeld und entsprechend wenigen Zuschauern als Flop.
Mit dem Festival hatte Hauser ein weiteres kulturelles Angebot für die Kreisstadt schaffen wollen, zum einen, um die Einheimischen besser kennenzulernen, zum anderen, um diese mit Kultur in seiner ganzen Vielfalt zu begeistern. Um diesem Event eine ganz besondere Note zu verleihen, hatte sich der Veranstalter mit der alten Panzerwaschanlage einen ungewöhnlichen Ort ausgesucht. Die Atmosphäre auf dem rustikalen, einst militärisch geprägten Areal erinnerte atmosphärisch an eine Geisterstadt.
Vor rund zehn Jahren von den Soldaten verlassen, hat sich die Natur das Areal zurück erobert. Im Wasserbecken, in dem einst Kettenfahrzeuge gereinigt worden sind, hat sich ein artenreiches Feuchtbiotop entwickelt. Büsche, Bäume und jede Menge Grün versuchen seither, die eigentliche Reinigungsanlage zu durchwachsen, zumindest aber zu verstecken. Vor dieser Kulisse nun traten die Schauspielerin und Sängerin Miriam Haltmeier mit Janik Hauser, der mit einer Lesung den literarischen Part übernahm, im Wechsel auf.
Die 30-jährige Haltmeier, die Hauser aus München kennt, begeisterte nicht nur mit einer großartigen, facettenreichen Stimme. Ihre Eigenkompositionen passten in kein Musikgenre, nahmen aber durch gehaltvolle Texte, mystische Anklänge und meisterhaft auf der Loop-Station aufgenommene und gemischte mehrstimmige Vokalanteile ihrer eigenen Stimme die Zuschauer gefangen, wobei sie auf instrumentale Komponenten überwiegend verzichtete beziehungsweise sie nur punktuell einsetzte.
Sie hätte großes Publikum verdient, denn ihre Darbietungen waren außergewöhnlich und fesselnd. Damit ist aber der wunde Punkt des Festivals erreicht. Denn es waren
„Ich habe zu viel gewollt, das war eine gute Lektion“, lautet Janik Hausers Fazit am Montag.
gerade einmal rund 15 Personen, die den Weg in die Panzerwaschanlage gefunden hatten. So besonders der Reiz dieses Ortes auch sein mag, die meisten Menschen, auch Einheimische, wissen nicht, wo er ist und wie man dahin kommt. Außerdem war samstags um 15 Uhr, als der erste Abschnitt des samstäglichen Events stattfinden sollte, keine Menschenseele am Ort, auch gab es keine Plakate, Schilder oder sonstige Hinweise auf die Veranstaltung. Wer zufällig die Panzerwaschanlage gefunden haben sollte, konnte sich höchstens am bezaubernden Gesang der Vögel und dem Rauschen des Windes in den Bäumen erfreuen.
Erst am Abend gab es einige auf die Schnelle per Graffiti angebrachte Hinweise auf ein Festival. Auch im Vorfeld hatte es, abgesehen von einem Artikel in der SZ, keinerlei Hinweise auf ein dreitägiges Kulturevent gegeben, das sicher viele Kunstliebhaber, an denen Sigmaringen wirklich nicht arm ist, wahrgenommen hätten. In einem Gespräch räumte Hauser ein, dass werbe- und vermarktungstechnisch vieles nicht so gelaufen ist, wie es hätte sein sollen. Eigentlich habe er als Veranstaltungsort die Donaubühne im Visier gehabt, so Hauser, aber: „Das Karlshotel hatte eine eigene Veranstaltung, deshalb konnten wir dort nicht auftreten“.
Am Montag zeigt sich der Frankfurter enttäuscht. „Wir hatten eine gute Zeit, aber es war kaum das, was wir erreichen wollten“, sagt er und spricht von teils lediglich fünf Zuschauern, abgesehen von seinem Team und seinen Freunden. „Ich habe zu viel gewollt, das war eine gute Lektion“, so sein Fazit. Ein Festival in der Form werde er in Sigmaringen nicht mehr organisieren.