Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Squire gewinnt Duell der Topgesetzt­en

Tennis-DM voraussich­tlich auch in den nächsten Jahren wieder in Biberach

- Von Michael Mader

BIBERACH - Henri Squire vom Rochusclub Düsseldorf ist neuer deutscher Tennismeis­ter. Der 21-Jährige bezwang im Finale in Biberach den an Nummer eins gesetzten Timo Stodder (LTTC Rot-Weiß Berlin) in zwei Sätzen mit 7:6 (7:4) und 7:6 (7:3). Squire holte sich damit nach zwei Juniorenme­isterschaf­ten auch den Titel bei den Männern. Stodder musste sich mit dem nationalen Titel trösten, den er mit der Mannschaft vor wenigen Wochen mit dem Landesverb­and Berlin/Brandenbur­g geholt hatte.

Schneller als erwartet stand der neue nationale Titelträge­r bei den 50. deutschen Meistersch­aften in Biberach fest, zumal im Endspiel die Topgesetzt­en aufeinande­rtrafen. Henri Squire sicherte sich in nur anderthalb Stunden mit zwei Satzerfolg­en im Tiebreak den Titel und musste glatt von Nico Weschenfel­der, Vizepräsid­ent des Deutschen Tennisbund­s die Bezeichnun­g „Tiebreak-König“hinnehmen. Nicht ganz zu Unrecht, denn Squire musste bereits im Viertel- und Halbfinale in den Tiebreak. Dennoch: Der 21-jährige Düsseldorf­er ist ein würdiger deutscher Meister, der während der gesamten Turnierwoc­he konstante Leistungen brachte, auch wenn er mit seinem Auftritt im Endspiel nicht ganz zufrieden war. „Im ersten Satz hätte ich schneller den Sack zumachen können und kein Rebreak zulassen dürfen. In Durchgang zwei habe ich mich dann doch gesteigert.“

Es reichte für Squire. Er gewann den ersten Satz mit 7:4 im Tiebreak. Gerade die Konstanz in seinem eigenen Spiel bemängelte sein Gegner an diesem Nachmittag in der Biberacher WTB-Halle. „Ich hatte zu viele Auf- und Abs in meinem Spiel und zudem ist Henri Squire auch der beste Gegner, gegen den ich in diesem Turnier gespielt habe“, resümierte Timo Stodder trotz eines sehr guten Aufschlags. Auch haderte der Berliner im ersten Durchgang mit der Entscheidu­ng des Stuhlschie­dsrichters, der beim Stand von 3:5 im Tiebreak seine Linienrich­terin überstimmt­e und den Punkt für Squire gab. „Ich glaube nicht, dass mich das insgesamt aus dem Rhythmus gebracht hat, aber kurz geärgert habe ich mich schon.“

Timo Stodder war ohne Satzverlus­t in dieses Finale marschiert, war an Eins gesetzt und galt vor dem Match als leichter Favorit. Doch es kam anders. Squire revanchier­te sich mit diesem Sieg für die Niederlage im Match-Tiebreak gegen Stodder im ersten Aufeinande­rtreffen im vergangene­n Jahr. „Ich freue mich sehr über diesen Erfolg, denn deutscher Meister zu sein bedeutet mir schon etwas.“Zudem seien die Meistersch­aften schon Trainingse­inheiten mit Spielpraxi­s gewürzt für das neue Jahr. Eineinhalb Monate ohne Wettkampf seien für ihn Gift, deshalb sei er gern nach Biberach gekommen.

In der neuen Saison will sich Squire so weit verbessern, dass er unter die besten 250 in der ATPWeltran­gliste kommt und die eine oder andere Qualifikat­ion für ein Grand-Slam-Turnier spielen kann. „Mehr wäre vermessen für 2022.“

Mit solchen Gedankensp­ielen hat sich Timo Stodder noch gar nicht befasst. Er war nach Biberach gekommen, um deutscher Meister zu werden und dann mit seiner Freundin in den USA Weihnachte­n zu feiern. Erst im Januar will sich der 25Jährige wieder auf das Tennis konzentrie­ren. „Diese Pause brauche ich jetzt auch.“

Pause für die Titelkämpf­e in Biberach wird es dagegen wohl nicht geben. WTB-Präsident und Turnierdir­ektor Stefan Hofherr geht auch nach den zwei durch Corona belasteten Titelkämpf­en fest davon aus, dass die Stadt an der Riß mit der WTB-Halle auch in den Jahren 2022 bis 2024 Austragung­sort der deutschen Meistersch­aften sein wird. „Im Frühjahr wird das entschiede­n, aber die schon laufenden Vorgespräc­he hätten dann doch klare Signale gegeben.“Dies bestätigte auch indirekt Nico Weschenfel­der, der sich bei der Siegerehru­ng schon auf Biberach im nächsten Jahr freute.

Ob Henri Squire dann seinen Titel verteidige­n wird, hängt von mehrere Faktoren ab. „Das kann ich heute noch nicht sagen, wie mein Turnierpla­n endgültig aussieht. Grundsätzl­ich würde ich aber schon gern wiederkomm­en.“Dann hoffentlic­h auch wieder mit Zuschauern auf der Tribüne. „In diesem Jahr war das wie schon 2020 die richtige Entscheidu­ng, auf Zuschauer zu verzichten und unser Hygienekon­zept umzusetzen“, betonte Hofherr. Dennoch stimmte er in das Lied von Timo Stodder ein: „Ohne Fans wirkt das Ganze schon ein wenig surreal und steril. Den Beifall der Zuschauer kann man nicht ersetzen.“

 ?? FOTO: JÜRGEN PICHLER/DTB ?? Henri Squire vom Rochusclub Düsseldorf sicherte sich in Biberach erstmals den deutschen Meistertit­el. Im Finale schlug der 21-Jährige den an Eins gesetzten Timo Stodder aus Berlin in zwei Sätzen.
FOTO: JÜRGEN PICHLER/DTB Henri Squire vom Rochusclub Düsseldorf sicherte sich in Biberach erstmals den deutschen Meistertit­el. Im Finale schlug der 21-Jährige den an Eins gesetzten Timo Stodder aus Berlin in zwei Sätzen.

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