Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Squire gewinnt Duell der Topgesetzten
Tennis-DM voraussichtlich auch in den nächsten Jahren wieder in Biberach
BIBERACH - Henri Squire vom Rochusclub Düsseldorf ist neuer deutscher Tennismeister. Der 21-Jährige bezwang im Finale in Biberach den an Nummer eins gesetzten Timo Stodder (LTTC Rot-Weiß Berlin) in zwei Sätzen mit 7:6 (7:4) und 7:6 (7:3). Squire holte sich damit nach zwei Juniorenmeisterschaften auch den Titel bei den Männern. Stodder musste sich mit dem nationalen Titel trösten, den er mit der Mannschaft vor wenigen Wochen mit dem Landesverband Berlin/Brandenburg geholt hatte.
Schneller als erwartet stand der neue nationale Titelträger bei den 50. deutschen Meisterschaften in Biberach fest, zumal im Endspiel die Topgesetzten aufeinandertrafen. Henri Squire sicherte sich in nur anderthalb Stunden mit zwei Satzerfolgen im Tiebreak den Titel und musste glatt von Nico Weschenfelder, Vizepräsident des Deutschen Tennisbunds die Bezeichnung „Tiebreak-König“hinnehmen. Nicht ganz zu Unrecht, denn Squire musste bereits im Viertel- und Halbfinale in den Tiebreak. Dennoch: Der 21-jährige Düsseldorfer ist ein würdiger deutscher Meister, der während der gesamten Turnierwoche konstante Leistungen brachte, auch wenn er mit seinem Auftritt im Endspiel nicht ganz zufrieden war. „Im ersten Satz hätte ich schneller den Sack zumachen können und kein Rebreak zulassen dürfen. In Durchgang zwei habe ich mich dann doch gesteigert.“
Es reichte für Squire. Er gewann den ersten Satz mit 7:4 im Tiebreak. Gerade die Konstanz in seinem eigenen Spiel bemängelte sein Gegner an diesem Nachmittag in der Biberacher WTB-Halle. „Ich hatte zu viele Auf- und Abs in meinem Spiel und zudem ist Henri Squire auch der beste Gegner, gegen den ich in diesem Turnier gespielt habe“, resümierte Timo Stodder trotz eines sehr guten Aufschlags. Auch haderte der Berliner im ersten Durchgang mit der Entscheidung des Stuhlschiedsrichters, der beim Stand von 3:5 im Tiebreak seine Linienrichterin überstimmte und den Punkt für Squire gab. „Ich glaube nicht, dass mich das insgesamt aus dem Rhythmus gebracht hat, aber kurz geärgert habe ich mich schon.“
Timo Stodder war ohne Satzverlust in dieses Finale marschiert, war an Eins gesetzt und galt vor dem Match als leichter Favorit. Doch es kam anders. Squire revanchierte sich mit diesem Sieg für die Niederlage im Match-Tiebreak gegen Stodder im ersten Aufeinandertreffen im vergangenen Jahr. „Ich freue mich sehr über diesen Erfolg, denn deutscher Meister zu sein bedeutet mir schon etwas.“Zudem seien die Meisterschaften schon Trainingseinheiten mit Spielpraxis gewürzt für das neue Jahr. Eineinhalb Monate ohne Wettkampf seien für ihn Gift, deshalb sei er gern nach Biberach gekommen.
In der neuen Saison will sich Squire so weit verbessern, dass er unter die besten 250 in der ATPWeltrangliste kommt und die eine oder andere Qualifikation für ein Grand-Slam-Turnier spielen kann. „Mehr wäre vermessen für 2022.“
Mit solchen Gedankenspielen hat sich Timo Stodder noch gar nicht befasst. Er war nach Biberach gekommen, um deutscher Meister zu werden und dann mit seiner Freundin in den USA Weihnachten zu feiern. Erst im Januar will sich der 25Jährige wieder auf das Tennis konzentrieren. „Diese Pause brauche ich jetzt auch.“
Pause für die Titelkämpfe in Biberach wird es dagegen wohl nicht geben. WTB-Präsident und Turnierdirektor Stefan Hofherr geht auch nach den zwei durch Corona belasteten Titelkämpfen fest davon aus, dass die Stadt an der Riß mit der WTB-Halle auch in den Jahren 2022 bis 2024 Austragungsort der deutschen Meisterschaften sein wird. „Im Frühjahr wird das entschieden, aber die schon laufenden Vorgespräche hätten dann doch klare Signale gegeben.“Dies bestätigte auch indirekt Nico Weschenfelder, der sich bei der Siegerehrung schon auf Biberach im nächsten Jahr freute.
Ob Henri Squire dann seinen Titel verteidigen wird, hängt von mehrere Faktoren ab. „Das kann ich heute noch nicht sagen, wie mein Turnierplan endgültig aussieht. Grundsätzlich würde ich aber schon gern wiederkommen.“Dann hoffentlich auch wieder mit Zuschauern auf der Tribüne. „In diesem Jahr war das wie schon 2020 die richtige Entscheidung, auf Zuschauer zu verzichten und unser Hygienekonzept umzusetzen“, betonte Hofherr. Dennoch stimmte er in das Lied von Timo Stodder ein: „Ohne Fans wirkt das Ganze schon ein wenig surreal und steril. Den Beifall der Zuschauer kann man nicht ersetzen.“