Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
So viel kostet das Stockhus-Bild
SZ-Leserinnen und Leser wollen den Preis für das Kunstwerk erfahren - Wo das Gemälde bald hängen soll
BAD SAULGAU - Seit drei Wochen ist das Bad Saulgauer Stadtbild des renommierten Malers Norbert Stockhus im Alten Kloster zu sehen. Und seither fragen sich viele SZ-Leserinnen und Leser, was das Kunstwerk denn gekostet hat. Die Antwort: Norbert Stockhus erhielt ein Honorar in Höhe von 45 000 Euro, wobei 25 000 Euro von der Kinzelmannstiftung und der Bürgerstiftung gespendet wurden.
Über Geld redet man nicht und erst recht nicht über den Preis eines Kunstwerks, das anlässlich der 1200Jahr-Feier von der Stadt Bad Saulgau in Auftrag gegeben wurde. Bei der feierlichen Übergabe des Bilds am 21. November in der städtischen Galerie Fähre wurde jedenfalls kein Preis genannt. Und in der Gemeinderatssitzung wenige Tage später hatte auch Bürgermeisterin Doris Schröter auf die Anfrage des Grünen-Stadtrats Wolfgang Lohmiller bezüglich der Kosten auf die Schnelle keine Antwort parat. Weitere Stadträte wussten bei Nachfrage auch nicht, wie hoch denn das Honorar für den Auftrag war, den Stockhus bereits vor vier Jahren erhalten hatte. Das Honorar für Stockhus war dabei nicht im etwas mehr als 100 000 Euro festgelegten Budget für das Stadtjubiläum 2019 enthalten, sondern wurde separat im Vermögenshaushalt ausgewiesen. „Dieser Posten im Vermögenshaushalt wurde im Zuge der Haushaltsberatung vom Gemeinderat so beschlossen“, sagt Bad Saulgaus Pressesprecher Thomas Schäfers auf Anfrage der SZ.
Kulturamtsleiter Andreas Ruess hatte die Idee, Bad Saulgaus aktuelles Stadtbild durch den am Rande des Schwarzwalds wohnhaften Maler Norbert Stockhus interpretieren zu lassen. Stockhus gehört zu den bekanntesten Künstlern des oberen Neckarraums und gilt als herausragender Vertreter des Magischen Realismus. Zwar geht er von gegenständlichen Gegebenheiten aus, darunter Landschaften oder Architekturen, verändert sie jedoch zu einer
Bildwelt, in der, so Ruess bei der Enthüllung des Bildes, „Vertrautes scheinbar fremd, Fremdes vertraut erscheint“.
Die Häuser und Gebäude der Stadt Bad Saulgau auf dem 1,80 auf 2,20 Meter großen Kunstwerk sind detailgetreu wiedergegeben, während Straßen, Plätze, oder Grünflächen mit Produkten aus der Fantasie des Künstlers bestückt sind. Tiere verschiedenster Spezies sind unterwegs - Rieseninsekten, ein Elefant und sogar ein Dinosaurier. Anstelle des Narrenbrunnens strebt vor dem Buchauer Amtshaus eine stattliche Topfpflanze in die Höhe, der Parkplatz des Rathauses wurde zum Friedhof umfunktioniert. Da sich die Szenen nicht auf einen bestimmten Zeitraum festlegen lassen, in Vergangenheit und Gegenwart verweisen, belegt dies, dass sich die Stadt seit ihren Anfängen kontinuierlich weiterentwickelt hat.
Ruess bestätigt, dass im Haushalt 48 000 Euro für das bleibende Geschenk veranschlagt wurden. Das Honorar lag bei 45 000 Euro, dazu kam ein Bilderrahmen für 1600 Euro. Mehr als die Hälfte der Kosten (25 000) übernahmen die Kinzelmannstiftung und die Bürgerstiftung. Für den Restbetrag musste die Stadt Bad Saulgau aufkommen. Für Andreas Ruess ist der Preis mehr als gerechtfertigt. „Das Bild ist eigentlich viel zu preiswert. Der Künstler kommt nicht einmal auf den Mindestlohn, wenn er alle Stunden zusammenrechnet.“Kein anderer Künstler würde dieses Kunstwerk zu diesem Preis machen, so Ruess. „In 50 Jahren fragt keiner mehr danach, was das Bild gekostet hat“, so Ruess, der dankbar dafür sei, dass Stockhus dieses Bild für die Stadt gemalt habe.
In der Galerie Fähre wird das Gemälde nicht dauerhaft bleiben. Andreas Ruess will es im Rathaus aufhängen. „Es braucht einen Platz, an dem es vom Publikum gut gesehen werden kann“, sagt Ruess. Der Betrachter
sollte sich viel Zeit nehmen, um alle Details zu erkennen.
„In 50 Jahren fragt keiner mehr danach, was das Bild gekostet hat“, sagt Kulturamtsleiter Andreas Ruess über das Stockhus-Bild.