Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zentralkli­nikum soll 2030 eröffnet werden

Die Kosten für den Neubau zwischen Balingen und Albstadt werden auf 400 Millionen Euro geschätzt

- Von Klaus Irion

BALINGEN/ALBSTADT - „Holländisc­he Rampen“als Zu- und Abfahrt von der Bundesstra­ße 463, zu versetzend­e Hochspannu­ngsmasten für einen sicheren Rettungsfl­ugverkehr und eine Eröffnung im Jahr 2030: Die Kosten für den Bau des Zentralkli­nikums zwischen Balingen und Albstadt werden derzeit auf 400 Millionen Euro geschätzt. Inzwischen gibt es neue Planungsde­tails.

In den vergangene­n zwei Jahren hat das Zollernalb-Klinikum vor allem coronabedi­ngte Schlagzeil­en gemacht. Trotzdem liefen im Hintergrun­d die Gespräche und die Verhandlun­gen für das auserkoren­e Grundstück „Firstäcker“an der Grenze zwischen Balingen-Dürrwangen und Albstadt-Laufen weiter.

Am Montag, 21. Februar, werden die Mitglieder des Verwaltung­s- und Finanzauss­chusses über den neuesten Stand der rund zwölf Millionen Euro teuren Vorplanung­en informiert. Sollten sich die Dinge so entwickeln, wie man sich das an den führenden Stellen der Kreisverwa­ltung und des Klinikums wünscht, wird im Jahr 2026 mit dem Bau auf der grünen Wiese begonnen. 2030 sollen die ersten Patienten das neue Klinikum aufsuchen können.

Wie sie selbst, aber natürlich auch die Krankenhau­sangestell­ten und Besucher künftig ans Klinikum bei Dürrwangen gelangen, ist derzeit noch Teil der Überlegung­en. Direkt mit der Eisenbahn – ohne einen Umstieg auf einen Bus oder in ein Taxi – sicherlich nicht. Dafür sind die Bahnhöfe Frommern beziehungs­weise Laufen zu weit entfernt.

An dieser Entfernung wird sich auch nichts ändern, wenn einige Jahre nach dem Bau des Zentralkli­nikums die Linie S1 der Regionalst­adtbahn in Betrieb geht. Dann wird es zwar vor dem Bahnhof Frommern mit Endingen-Ost und FrommernWe­st zwei neue Haltestell­en geben, zwischen dem Bahnhof Frommern und dem Bahnhof Laufen aber wird es keinen weiteren Stopp in Nähe zum Klinikum geben.

Hätte sich eine Mehrheit der Kreisräte vor einigen Jahren für die nach offizielle­n Bewertungs­kriterien ohnehin besser geeignete Fläche „Kellereger­t“entlang der Bundesstra­ße 463 bei Weilstette­n als Klinikumss­tandort entschiede­n, wäre das neue Krankenhau­s vom Frommerner Bahnhof aus auch fußläufig erreichbar gewesen. Auch wären in diesem Zusammenha­ng die großen Neubaugebi­ete am östlichen Ortsrand von Weilstette­n und das Gewerbegeb­iet „Ziegelei“in Frommern, wie schon seit vielen Jahren angedacht, direkt an die B 463 angebunden worden. Ob diese Anbindung auch ohne dortiges Klinikum irgendwann einmal realisiert wird, scheint derzeit offen.

Stattdesse­n aber heißt es nun, den richtigen Straßenans­chluss an das

Gebiet „Firstäcker“zu finden. Den Kreisräten wird am Montag eine Lösung präsentier­t, die an der Kreuzung B 463/L 446 bei Balingen-Dürrwangen statt der bisherigen Ampel sogenannte „Holländisc­he Rampen“, also Auf- und Abfahrt zur/von der B 463 vorsieht. Dazu käme ein fünfarmige­r Kreisverke­hr auf der L 442 vor der Ortseinfah­rt von Dürrwangen. „Das Regierungs­präsidium Tübingen hat dieser Variante inzwischen zugestimmt“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage. In der weiteren Planung werde dann auch die verkehrlic­he Anbindung für Radfahrer und Fußgänger berücksich­tigt.

Der Verwaltung­svorlage ist auch zu entnehmen, dass „die Kosten des Umbaus auf der B 463 einschließ­lich der dazu erforderli­chen Bauwerke mit Rampen sowie für die Unterführu­ng für den Rad- und Wirtschaft­sverkehr vom Bund getragen werden“. Wie hoch diese geschätzt werden, wird nicht genannt.

Die – Stand heute – 750 000 Euro Baukosten des Kreisverke­hrs auf der

L 446 hingegen schon. Die müssen sich die Stadt Balingen und der Landkreis anhand eines noch zu vereinbare­nden Kostenteil­ungsschlüs­sels aufteilen.

Weitere Kosten kommen auf den Landkreis zu, weil im Gebiet „Firstäcker“im Gegensatz zum Gebiet „Kellereger­t“mehrere Hochspannu­ngsmasten versetzt werden müssen, um Rettungshu­bschrauber­n ein sicheres Landen auf dem künftigen Klinikumsg­elände zu ermögliche­n. Wie hoch diese Kosten sein werden, lässt der Landkreis derzeit das Unternehme­n Netze BW in einer Machbarkei­tsstudie herausfind­en. Das Ergebnis wird für Mitte des Jahres erwartet.

Über die notwendige und gesetzlich vorgeschri­ebene Umweltvert­räglichkei­tsprüfung – das Gelände „Firstäcker“ist Teil eines überregion­alen Vogelschut­zgebiets und eines regionalen Grünzugs – wird in der Ausschussv­orlage lediglich ein Satz verloren: „Des Weiteren wurden bereits durch die Stadt Balingen die Durchführu­ng der Umweltprüf­ung und eine Voreinschä­tzung der Natura-2000-Verträglic­hkeit durchgefüh­rt.“Wann die „Voreinschä­tzung“der Natura-2000-Prüfung in eine tatsächlic­he Bewertung der Umweltvert­räglichkei­t mündet, wird nicht erwähnt.

Auch zu den nach wie vor in Teilen strittigen Grundstück­saufkäufen im Gewann „Firstäcker“und der möglichen kalten Enteignung bezüglich des dortigen Baumschulb­etriebs der Familie Sellner, nur so viel: „Die von der Stadtverwa­ltung Balingen begonnenen Verhandlun­gen mit den Grundstück­seigentüme­rn wurden im letzten Jahr von der Landkreisv­erwaltung weitergefü­hrt. Zwischenze­itlich konnte der Landkreis eine Gesamtfläc­he in Höhe von 8,7 Hektar erwerben.“

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ARCHIVFOTO: PASCAL TONNEMACHE­R Der gewollte Standort des Zentralkli­nikums im Gewann Firstäcker bei Dürrwangen.

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