Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zumindest die Lebensversicherung liefert
Die Bayern bezwingen Schlusslicht Fürth nur mit Mühe – Lewandowski verhindert drittes Spiel in Folge ohne Sieg
MÜNCHEN (SID) - Robert Lewandowski scherzte mit Eric Maxim Choupo-Moting und winkte auf der Ehrenrunde erleichtert ins Publikum. Die Lebensversicherung des FC Bayern hatte nach einer ganz schwachen ersten Hälfte beim 4:1 (0:1) gegen Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth wieder gute Laune. „In der zweiten Halbzeit haben wir unseren Fußball gespielt. In diese Richtung müssen wir gehen“, sagte der Doppel-Torschütze (46., 82.) bei DAZN.
Der Tabellenführer zeigte lange Zeit einen indisponierten Auftritt, doch nach zwei Rückschlägen in der Liga und in der Champions League konnten die Münchner nach dem Abpfiff jubeln. „Jetzt haben wir zwei Wochen mit normalem Training. Da können wir unsere Form aufbauen“, sagte Lewandowski.
Das ist auch dringend nötig. Branimir Hrgota brachte die tapferen Fürther vor 25 000 Zuschauern in der 42. Minute sogar in Führung. Lewandowski glich nur Sekunden nach dem Seitenwechsel für den deutschen Rekordmeister aus. Bezeichnenderweise brachte ein Eigentor von Sebastian Griesbeck (62.) die Bayern auf Siegkurs. Lewandowski legte sein 28. Saisontor nach. Choupo-Moting (90.+1) sorgte für den Endstand. „Mit der ersten Halbzeit können wir gar nicht zufrieden sein. Wir haben viel zu langsam gespielt und die falsche Entscheidung getroffen“, sagte Lewandowski.
Vier Tage nach dem mageren 1:1 in der Champions League bei RB Salzburg und eine Woche nach der peinlichen 2:4-Pleite in Bochum kamen die Bayern überhaupt nicht ins Spiel. In dieser Form sind die großen Ziele gefährdet. Für die Fürther, die den Münchnern einen leidenschaftlichen Kampf lieferten, bleibt die Lage trotz des jüngsten Aufwärtstrends fast aussichtslos. „Es ist schwer, die Bayern über 90 Minuten in den Griff zu kriegen. Wir wussten, dass da noch einmal eine Welle rollt“, sagte der Fürther Marco Meyerhöfer.
Bayern-Coach Julian Nagelsmann musste neben Alphonso Davies, Leon Goretzka und Manuel Neuer kurzfristig auf Kingsley Coman (muskuläre Probleme) verzichten. Zudem gab er Niklas Süle und Serge Gnabry eine Pause. Dafür rückten Dayot Upamecano, Omar Richards und Marcel Sabitzer in die Startelf. Gnabry kam aber bereits in der 25. Minute ins Spiel, nachdem sich Corentin Tolisso einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zugezogen hatte.
Wie erwartet agierten die Bayern zunächst überlegen. Fürth hatte kaum den Ball und wartete geschickt ab. Dem Gastgeber fehlten in seinen Aktionen aber Tempo, Ordnung, Entschlossenheit und Ideen, um den gut gestaffelten Aufsteiger annähernd in
Gefahr zu bringen. Viele Pässe spielten die Münchner zudem viel zu schlampig. Die SpVgg lauerte immer wieder auf Konter und hatte so auch die erste Chance des Spiels. Doch Sven Ulreich, der erneut den in Reha befindlichen Neuer vertrat, hatte mit dem Schuss von Jamie Leweling (27.) keine Mühe. Beim von Sabitzer abgefälschten Freistoß vor der Pause hatte er allerdings keine Abwehrmöglichkeit. Die Bayern wurden mit einem gellendem Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet.
Nagelsmann reagierte und brachte für Verteidiger Richards in ChoupoMoting eine weitere Offensivkraft. Zudem stellte er auf Dreierkette um. Und es dauerte nur ein paar Sekunden bis zum Ausgleich. Nach Vorarbeit von Gnabry drückte Lewandowski den Ball über die Linie.
Die Bayern schnürten die Gäste nun ein. Die Münchner benötigten aber die Mithilfe der Franken: Nach scharfer Hereingabe von Thomas Müller lenkte Griesbeck den Ball schließlich entscheidend ab. Der Verteidiger hatte schon im Hinspiel (1:3) ins eigene Tor getroffen. Die Bayern schalteten nun erneut einen Gang zurück, Fürth kam auf. Max Christiansen (67.) und Meyerhöfer (71.) trafen nur den Außenpfosten. Erst nach Lewandowskis Kopfballtor war alles klar.
Auch wenn er mit der Art und Weise nicht glücklich war, wollte BayernCoach Nagelsmann nach Schlusspfiff nicht allzu sehr schimpfen: „Es ist ein wichtiger Sieg – tabellarisch, punktemäßig und auch psychologisch“, sagte der 34-Jährige und offenbarte damit, dass die Stimmung beim Rekordmeister trotz sechs Punkten Vorsprung in der Liga auf Verfolger Dortmund derzeit stark angeschlagen ist.