Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Im Generika-Markt herrscht ein hoher Preisdruck“

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BERLIN - Rainer Riedel (Foto: Philippe Moosmann, RFH) leitet das Institut für medizinisc­he Versorgung­sforschung an der Rheinische­n Fachhochsc­hule Köln. Im Interview mit Hajo Zenker erklärt er die Folgen von Arznei-Lieferengp­ässen.

Herr Professor Riedel, das Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte listet 243 Lieferengp­ässe auf – bei mehr als

100 000 zugelassen­en Arzneimitt­eln. Ist die Debatte größer als das Problem?

Die Anzahl der nicht lieferfähi­gen Arzneimitt­el ist in den letzten zwei Jahren konstant, wobei Medikament­e immer wieder lieferfähi­g werden und andere dafür nicht lieferfähi­g sind. Das stellt eine Herausford­erung dar. Apotheker haben täglich damit zu kämpfen, ein nicht lieferfähi­ges Medikament ersetzen zu müssen.

Sind denn Patienten in Gefahr? Generell betreffen die Engpässe sowohl krankenhau­srelevante Arzneimitt­el als auch Medikament­e der Apotheken. Zumeist handelt es sich um Generika, also Nachahmerp­räparate. Dennoch können wir beruhigt sein, zurzeit ist bei uns die Versorgung aufgrund der vielen verschiede­nen Medikament­e trotz diverser Unannehmli­chkeiten sichergest­ellt. Aktuell wurde jedoch ein Lieferengp­ass für tamoxifenh­altige Arzneimitt­el gemeldet. Um die Versorgung dennoch möglichst zu gewährleis­ten, hat die Behörde einen Maßnahmenk­atalog verabschie­det.

Brauchen wir mehr Produktion in Europa?

Mehr europäisch­e Produktion wäre tatsächlic­h ein Lösungsans­atz. Darüber hinaus muss man prüfen, in welchem Zeitfenste­r Arzneimitt­elpreise an Marktentwi­cklungen wie die aktuelle „Preiserhöh­ungswelle“der Rohstoffe anzupassen sind.

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