Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kooperationsklasse in Hausen muss schließen
Seit 30 Jahren gibt es die Klasse mit behinderten Schülern – Das sind die Gründe des Staatlichen Schulamtes
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HAUSEN AM ANDELSBACH - Nach 30 Jahren Kooperationsklasse in Hausen am Andelsbach wird das Schulhaus ab kommendem Schuljahr wohl nicht mehr mit Leben gefüllt sein. Die Entscheidung des Staatlichen Schulamtes in Albstadt steht fest: Da es im kommenden Schuljahr zu wenige Schüler in Hausen am Andelsbach geben wird, lasse sich die Personalsituation in der durch den Lehrermangel geprägten Zeit nicht mehr vor anderen Schulen in der Umgebung rechtfertigen, teilt Schulamtsdirektor Gernot Schultheiß auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit.
In der Kooperationsklasse der Grundschule in Hausen am Andelsbach wurden sogenannte „Regelkinder“zusammen mit geistigbehinderten Schülern der Fidelisschule in Sigmaringen in einer Klasse unterrichtet. Das Konzept hat sich in den vergangenen 30 Jahren in der Gemeinde Krauchenwies gut etabliert, sodass sich die Schülerinnen und Schüler in der Gemeinde akzeptiert und aufgenommen fühlten, teilt Monika Tilch-Fuchs, Schulleiterin der Fidelisschule, mit. Zudem freue sie sich über den Zuspruch der Gemeinde und des Gemeinde- und Ortschaftsrates. Dieser hat sich nämlich für einen Erhalt der Kooperationsklasse ausgesprochen und auch dem Schulamt signalisiert, dass das gesamte Schulhaus weiterhin der Kooperationsklasse zur Verfügung stünde. Einige Gemeinderäte haben sich sogar dafür ausgesprochen, die Landtagsabgeordneten im Kreis Sigmaringen zu mobilisieren. „Mich ärgert es wahnsinnig“, sagt der Hausener Ortsvorsteher Helmut Seeger. „Natürlich kann alles gut begründet werden, aber trotzdem hat es nun 30 Jahre lang funktioniert und nun sollen die Schwächsten wieder weitergeschoben werden“, sagt Seeger. „In Hausen konnte die Klasse ein gesamtes Schulgebäude nutzen, das wird es so in nächster Zeit nicht mehr geben. Solche Beschlüsse sind wahnsinnig ernüchternd und man merkt auch, dass man als Gemeinderat an seine Grenzen kommt.“Auch Monika Tilch-Fuchs bedauert die Entscheidung zutiefst: „Wir waren alle geschockt, als wir davon erfahren haben“, sagt sie. Dennoch müsse die Entscheidung des Schulamtes akzeptiert werden.
IM KREIS SIGMARINGEN
AKTUELL INFIZIERTE
GEMELDETE NEUINFIZIERTE
INSGESAMT BESTÄTIGTE FÄLLE
Und diese Entscheidung sei den Verantwortlichen auch überhaupt nicht leicht gefallen, sagt Maximilian Groß, Leiter der Personalangelegenheiten beim Schulamt Albstadt. Er selbst war früher Schulleiter der Sophie-Scholl-Schule in Krauchenwies und kenne die Kooperationsklasse nur zu gut. „Es tut mir auch unwahrscheinlich leid, aber wir können im Landkreis Sigmaringen bei Hausen keine Ausnahme machen“, sagt er. Sie hätten es hin und her gedreht, aber sie müssten sich nun mal an den Organisationserlass halten. Früher hätten Klassen bei 28 Schülern bereits zweigeteilt werden müssen. Inzwischen sei diese Zahl schon auf 30 gestiegen, sodass es manchmal 29 Schüler pro Klasse gebe.
Grund sei der allgemeine Lehrermangel. Zurzeit würden viele Kollegen in den Ruhestand gehen, viele junge Lehrerinnen gingen in Elternzeit, allgemein studieren zu wenige junge Menschen den Beruf und hinzu komme, dass der Landkreis Sigmaringen sowie der Zollernalbkreis für angehende Lehrerinnen und Lehrer aufgrund der ländlichen Lage nicht besonders reizvoll sei, sagt Schulamtsdirektor Schultheiß. „Wir kämpfen schon seit Jahren gegen diese gesellschaftliche Entwicklung“, sagt er.
In Hausen gebe es jedoch im kommenden Jahr nur zwischen zwölf und 14 Schülerinnen und Schüler. „Wir sind in den vergangenen Jahren immer davon gekommen, aber wir können es nich mehr Zwischenfinanzieren“, sagt Groß. Auch könne diese Luxussituation gegenüber anderen Gemeinden mit zu vollen Klassen nicht gerechtfertigt werden.
Die Kooperationsklasse solle aber dennoch weiter bestehen, sodass die Last nicht auf den Rücken der Schwächsten abgeladen werde. „Wir sind gerade mit anderen Schulen in der nahen Umgebung in Gesprächen, die Kooperationsklasse dort unterzubringen, sodass es kein viel weiterer Weg für die Schülerinnen und Schüler ist und trotzdem genug Platz vorhanden ist“, sagt Groß.
Die Idee, die Klasse bestehen zu lassen und wenige Schüler aus anderen Gemeinden nach Hausen in die Grundschule zu schicken, sei nicht so einfach umzusetzen. „Wenn Eltern nichts mit einer Kooperationsklasse 23 (+1/-3) 135 (+7/-10) 75 (+9/-3) 116 (+8/-7) 34 (+2/-5) 70 (+12/-0)
anzufangen wissen, ist die Skepsis sehr groß und die Bereitschaft sehr gering“, sagt Groß. Welche 50 (+3/-3) 240 (+26/-11) 80 (+8/-6) 176 (+32/-7) 114 (+11/-4) 477 (+62/-46)
Schulen aktuell zur engeren Auswahl stehen, wollte Schulamtsdirektor Schultheiß noch nicht verraten.