Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Wer den schlechtesten Witz macht
Die Moritatensänger nehmen beim Schnettermarkt das lokale Geschehen aufs Korn
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MENGEN - Beim Schnettermarkt sind die Mengener am Dienstagnachmittag noch einmal in der Innenstadt zusammengekommen. Im Narrenkäfig vor dem Rathaus wurde der Auftritt der Moritatensänger mit viel Applaus bedacht. Das Quartett hatte bei den eigenen Veranstaltungen im Gasthaus Sonne an zwei Tagen jeweils nur rund 40 Personen Publikum empfangen dürfen.
„In der Sonne läuft einem die Suppe den Rücken hinab und hier draußen braucht man Handschuhe“, sagte Andreas Pfau, während er versuchte, mit steifen Fingern das Manuskript umzublättern. Mit seinen drei Kollegen hatte er sich auf den Ortsteil-Steinen positioniert, um einen guten Blick auf die Marktbesucher zu haben.
Die hatten im abgesperrten Bereich vor dem Rathaus die Möglichkeit, etwas zu essen und zu trinken und sich mit ein paar närrischen Accessoires wie hölzernen Löwen für den Vorgarten auszustatten. Dank des sonnigen Wetters und der Ankündigung, dass die Moritatensänger einige Strophen zum Besten geben würden, waren einige Gäste gekommen. Im Fokus der Moritatensänger stand vor allem die unglückliche Entscheidung von Bürgermeister und Kämmerer, drei Millionen Euro bei der Greensill Bank AG anzulegen. Was man für diese Summe im Städle nicht alles hätte richten können... Beispielweise den Alten Fuchs, der am vergangenen Donnerstag den Narren als neues Heim angeboten worden war. Oder den Bahnhof. Mit relativ einfachen Mitteln könnte in den Augen der vier Sänger jedenfalls der Mengener Wochenmarkt aufgepeppt werden. Einfach das Stahlgestell, das gegenüber vom Rathaus das Gebäude neben dem Abrissloch vorm Einstürzen bewahren soll, mit ein paar Pflanzen begrünen - und schwupps, hat man eine Erholungsoase für die Mittagspause.
Ziel des Spotts waren auch die Geschehnisse rund um die Liebfrauenkirche, in der vor Weihnachten beinahe ein Brand ausgebrochen war, weil man im guten Glauben, dass nichts geschehen werde, die dicken Kerzen auf dem Adventskranz auf dem Altar hatte brennen lassen. Bei der Schadensbehebung sei der Pfarrer nun überraschenderweise voll des Lobes für die Versicherung und die Arbeiter des Reinigungsteams gewesen. Derart gute Miene hätten sich die Moritatensänger wohl auch an anderer Stelle gewünscht.
Jedem rutscht mal ein schlechter Witz raus, aber zum König der wirklich allerallerschlechtesten Witze kürten die Moritatensänger eindeutig Bürgermeister Stefan Bubeck. Dem gelinge es Jahr für Jahr an Silvester mit einem selbst eingesprochenen und per Whatsapp verteilten Witz den Vogel abzuschießen. Als nicht schwarzer und nicht-schwuler Mann fühlt er sich mittlerweile wirklich ausgegrenzt. Vielleicht beobachte er deshalb alles auch lieber nur vom Rathaus-Balkon aus und traue sich nicht zu den Narren hinunter.
Die hatten jedenfalls auch ohne den Schultes ihre Freude und nutzten den Schnettermarkt als Ausklang der diesjährigen Fasnet. Die war zwar vergleichsweise eingeschränkt verlaufen, hatte aber den Fasnetsfreunden genug Optionen geboten, sich im Ort herumzutreiben.
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