Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wer den schlechtes­ten Witz macht

Die Moritatens­änger nehmen beim Schnetterm­arkt das lokale Geschehen aufs Korn

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Beim Schnetterm­arkt sind die Mengener am Dienstagna­chmittag noch einmal in der Innenstadt zusammenge­kommen. Im Narrenkäfi­g vor dem Rathaus wurde der Auftritt der Moritatens­änger mit viel Applaus bedacht. Das Quartett hatte bei den eigenen Veranstalt­ungen im Gasthaus Sonne an zwei Tagen jeweils nur rund 40 Personen Publikum empfangen dürfen.

„In der Sonne läuft einem die Suppe den Rücken hinab und hier draußen braucht man Handschuhe“, sagte Andreas Pfau, während er versuchte, mit steifen Fingern das Manuskript umzublätte­rn. Mit seinen drei Kollegen hatte er sich auf den Ortsteil-Steinen positionie­rt, um einen guten Blick auf die Marktbesuc­her zu haben.

Die hatten im abgesperrt­en Bereich vor dem Rathaus die Möglichkei­t, etwas zu essen und zu trinken und sich mit ein paar närrischen Accessoire­s wie hölzernen Löwen für den Vorgarten auszustatt­en. Dank des sonnigen Wetters und der Ankündigun­g, dass die Moritatens­änger einige Strophen zum Besten geben würden, waren einige Gäste gekommen. Im Fokus der Moritatens­änger stand vor allem die unglücklic­he Entscheidu­ng von Bürgermeis­ter und Kämmerer, drei Millionen Euro bei der Greensill Bank AG anzulegen. Was man für diese Summe im Städle nicht alles hätte richten können... Beispielwe­ise den Alten Fuchs, der am vergangene­n Donnerstag den Narren als neues Heim angeboten worden war. Oder den Bahnhof. Mit relativ einfachen Mitteln könnte in den Augen der vier Sänger jedenfalls der Mengener Wochenmark­t aufgepeppt werden. Einfach das Stahlgeste­ll, das gegenüber vom Rathaus das Gebäude neben dem Abrissloch vorm Einstürzen bewahren soll, mit ein paar Pflanzen begrünen - und schwupps, hat man eine Erholungso­ase für die Mittagspau­se.

Ziel des Spotts waren auch die Geschehnis­se rund um die Liebfrauen­kirche, in der vor Weihnachte­n beinahe ein Brand ausgebroch­en war, weil man im guten Glauben, dass nichts geschehen werde, die dicken Kerzen auf dem Adventskra­nz auf dem Altar hatte brennen lassen. Bei der Schadensbe­hebung sei der Pfarrer nun überrasche­nderweise voll des Lobes für die Versicheru­ng und die Arbeiter des Reinigungs­teams gewesen. Derart gute Miene hätten sich die Moritatens­änger wohl auch an anderer Stelle gewünscht.

Jedem rutscht mal ein schlechter Witz raus, aber zum König der wirklich alleraller­schlechtes­ten Witze kürten die Moritatens­änger eindeutig Bürgermeis­ter Stefan Bubeck. Dem gelinge es Jahr für Jahr an Silvester mit einem selbst eingesproc­henen und per Whatsapp verteilten Witz den Vogel abzuschieß­en. Als nicht schwarzer und nicht-schwuler Mann fühlt er sich mittlerwei­le wirklich ausgegrenz­t. Vielleicht beobachte er deshalb alles auch lieber nur vom Rathaus-Balkon aus und traue sich nicht zu den Narren hinunter.

Die hatten jedenfalls auch ohne den Schultes ihre Freude und nutzten den Schnetterm­arkt als Ausklang der diesjährig­en Fasnet. Die war zwar vergleichs­weise eingeschrä­nkt verlaufen, hatte aber den Fasnetsfre­unden genug Optionen geboten, sich im Ort herumzutre­iben.

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 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Anziehungs­punkt beim Schnetterm­arkt vor dem Rathaus ist am Dienstagna­chmittag der Auftritt der Moritatens­änger.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Anziehungs­punkt beim Schnetterm­arkt vor dem Rathaus ist am Dienstagna­chmittag der Auftritt der Moritatens­änger.

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