Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Farke statt Favre
Gladbach setzt bei Trainersuche auf Bundesliga-Neuling
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MÖNCHENGLADBACH (dpa) - Selbst auf die brisante Frage nach Lucien Favre reagierte Daniel Farke mit erstaunlicher Gelassenheit. Auch der Makel, nach der Absage des Wunschkandidaten nur die zweite Wahl zu sein, kann die Vorfreude des 45-Jährigen auf seinen neuen Job als Trainer von Borussia Mönchengladbach nicht trüben. Ohne eine Spur von Lampenfieber meisterte der Bundesliga-Debütant seine offizielle Vorstellung – und das heikle Favre-Thema: „1 A, 1 B, 1 C – das sind Kategorien, die mich nicht interessieren. Vielleicht werde ich ja die 1D-Lösung – Dauerlösung“, kommentierte Farke schlagfertig.
Der Frust über die gescheiterten Verhandlungen mit dem bei den Fans beliebten ehemaligen Vereinscoach Favre scheint beim Traditionsclub überwunden. Bedenken an der Trainerwahl versuchte Roland Virkus zu zerstreuen und pries den neuen Hoffnungsträger in höchsten Tönen an. „Ich hatte Gänsehaut, als ich zum ersten Mal mit Daniel telefoniert habe. Ich war sofort angefixt“, schwärmte der Sportdirektor und gab Einblick in die Suche der vergangenen Tage. „Wir haben uns mit Lucien Favre beschäftigt. Als wir gemerkt haben, dass wir das nicht verwirklichen können, habe ich schnell Kontakt zu Daniel aufgenommen. Da habe ich festgestellt, dass wir sehr viele Schnittmengen haben.“
Der im westfälischen Büren geborene Farke machte sich vor allem durch die Arbeit bei Norwich City einen Namen. Zweimal führte er die „Canaries“in die englische Premier League. Zuletzt hatte Farke bei FK Krasnodar in Russland angeheuert, den Job aber Anfang März wegen der russischen Invasion in die Ukraine wieder aufgegeben, ohne ein Pflichtspiel mit der Mannschaft absolviert zu haben.
Aus seinem Stolz über die Offerte der Gladbacher machte der Nachfolger
von Adi Hütter keinen Hehl: „Dieser Verein hat eine wahnsinnige Tradition mit Trainer -und Spielerlegenden. Es ist eine Ehre und macht ein Stück weit demütig.“Ähnlich wie Virkus sprach auch Farke von großen Schnittmengen: „Ich nehme nur Projekte an, von denen ich absolut überzeugt bin. In diesem Fall hatte ich das Gefühl, total stimmig mit den Werten und der Art und Weise von Borussia zu sein.“
Welchen Fußball er vom neuen Trainer erwartet, hatte Virkus bereits bei der Mitgliederversammlung zu Beginn der vergangenen Woche zum Ausdruck gebracht: „Technisch guter Fußball, viel Ballbesitz, eine hohe Spielintelligenz – das ist Borussia Mönchengladbach.“
Mit dieser Vorgabe kann Farke gut leben. „Gladbach steht für Ballbesitz und Dominanz auf dem Platz, für Kreativität und Spielfreude. Da finde ich mich mit meiner Überzeugung sehr gut wieder.“Ein radikaler Umbau des Kaders sei zur Umsetzung dieser Philosophie nicht nötig. Eine Rückkehr des Tabellen-Zehnten der vergangenen Spielzeit nach Europa wollte Farke den Fans bei aller Aufbruchstimmung jedoch nicht versprechen. „ Zu sagen, wir drücken einen Knopf und spielen die Liga in Grund und Boden. Das steht uns nach der vergangenen Saison nicht zu. Da steht uns gesunder Realismus zu.“