Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Bundespräsident Steinmeier besucht Rottweil
Staatsoberhaupt führt Amtsgeschäfte drei Tage lang nicht aus Berlin – Teil der Aktion „Ortszeit“
ROTTWEIL (dpa) - In der jüdischen Synagoge in Rottweil sucht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Gespräch mit einer jüdischen Familie, die vor dem Grauen des Krieges in der Ukraine geflüchtet war. Sie stammt aus Kiew – Vater, Mutter und neun Kinder. Zwei Söhne sind Rabbiner, wurden hier von der jüdischen Gemeinde aufgenommen und werden seither von ihr betreut.
„Wir alle sind Zeugen dieses brutalen Überfalls Russlands auf die Ukraine“, sagte Steinmeier am Dienstag im Gebetsraum der 2017 eröffneten neuen Synagoge der Stadt.
An den Krieg in der Ukraine war Steinmeier zuvor schon erinnert worden. Nach seinem Besuch im Rathaus und dem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt wurde er gefragt, was er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sagen würde, wenn es zu einem Treffen käme. Die kurze Antwort: „Im Augenblick habe ich keine Neigung, ihn zu treffen.“
Am Mittag war der Gast von Oberbürgermeister Ralf Broß (parteilos) vor dem Schwarzen Tor, das durch den Rottweiler Sprung bekannt ist, in Empfang genommen worden. Der Besuch sei eine große Ehre für Rottweil, sagte Broß. „Der Bundespräsident kann aus Rottweil sicherlich ermutigende Beispiele bürgerschaftlichen Engagements und neue Ideen mitnehmen, wie wir unsere Demokratie fit für die Zukunft machen können.“
Noch bis Donnerstag bleibt Steinmeier in Rottweil; hier geht er stundenweise seinen Amtsgeschäften nach. Rottweil ist nach Altenburg (Thüringen) und Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) die dritte Station der Reihe „Ortszeit“, die seine zweite Amtszeit prägen soll. Ziel sei es, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.