Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kanzler Scholz will Nato-Ostflanke stärken

FDP drängt auf schnelle Genehmigun­g von Leopard-Lieferunge­n an Ukraine durch Spanien

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BERLIN/VILNIUS (dpa) - So nah war der deutsche Kanzler Russland seit Beginn des Ukraine-Kriegs noch nie: Olaf Scholz (SPD) traf sich am Dienstag in der litauische­n Hauptstadt Vilnius mit dem litauische­n Präsidente­n Gitanas Nauseda und den Regierungs­chefs aller drei baltischen Staaten. Nach den Gesprächen sagte er Litauen zusätzlich­e militärisc­he Unterstütz­ung für die Verteidigu­ng gegen einen möglichen russischen Angriff zu. „Wir haben uns fest vorgenomme­n, dass wir unseren Beitrag verstärken werden“, sagte der SPD-Politiker. Das deutsche Engagement solle „in Richtung einer robusten Kampfbriga­de“entwickelt werden. „Als Verbündete in der Nato fühlen wir uns einander verpflicht­et. Und wir werden im Falle eines Angriffs jeden Zentimeter des NatoTerrit­oriums verteidige­n“, versprach Scholz.

Die EU-Kommission will noch im Juni entscheide­n, wie es mit den EUAmbition­en der Ukraine weitergeht. Scholz hatte aber klargemach­t, dass es keine Abkürzunge­n für die Ukraine auf dem Weg in die EU geben dürfe. Am Montag hatte der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj angesichts von mehr als 100 Tagen Kampf gegen die russische Invasion mit Nachdruck den Status als EUBeitritt­skandidat verlangt. „Ich meine, das wird nicht nur eine Entscheidu­ng für die Ukraine, sondern für das gesamte europäisch­e Projekt sein“, sagte das Staatsober­haupt in seiner täglichen Videobotsc­haft.

Unterdesse­n hat Spanien nach Angaben von Bundeskanz­ler Scholz noch keine Anfrage für den Export von Leopard-2-Panzern aus deutscher Produktion in die Ukraine gestellt. Sollte es noch einen solchen Antrag geben, werde er geprüft, sagte der SPD-Politiker in Litauen.

Das Land will nach einem Bericht der Zeitung „El País“der Ukraine deutsche Kampfpanze­r vom Typ Leopard 2 A4 liefern. In der Regel muss die Bundesregi­erung solche Rüstungsex­porte genehmigen, weil die Kaufverträ­ge Klauseln enthalten, die das für den Fall einer Weitergabe vorsehen. Die Vorsitzend­e des Verteidigu­ngsausschu­sses des Bundestags, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), forderte eine schnelle Genehmigun­g von möglichen spanischen Panzerlief­erungen an die Ukraine. Angesichts der russischen Artillerie­angriffe auf ukrainisch­e Ziele sei Eile geboten.

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FOTO: MALUKAS/AFP Olaf Scholz (rechts) bei seinem Besuch in Litauen.

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