Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Das ist die Warnung vor diesem Mann auf der Bühne“

Satiriker Rolf Miller tritt in Bad Saulgau und Sigmaringe­n mit dem Programm „Obacht Miller“auf

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SIGMARINGE­N - Rolf Miller gilt als konsequent­ester Minimalist auf deutschen Kabarettbü­hnen. Mit Stuhl und Mikro sitzt er vor seinem Publikum und spricht über Alltäglich­es, in Mundart, mal aufgewühlt, mal mit stoischer Gelassenhe­it. Im Juni macht Miller Halt in Bad Saulgau, im September in Sigmaringe­n. Mit SZ-Redakteuri­n Mareike Keiper hat der 55-Jährige über die Grenzen von Satire gesprochen und verrät, wer der echte Rolf Miller ist.

Herr Miller, Sie treten derzeit mit Ihrem Programm „Obacht Miller – se return of se normal one“auf. Wie kamen Sie auf diesen Titel? Das ist die Warnung vor diesem Mann, der da auf der Bühne steht. Obacht ist ein schönes, altmodisch­es Wort. Wer sagt das heute noch? Es ist knallig, auf den Punkt und es warnt vor dem Mann, der da auf der Bühne steht. Ich zitiere aber auch gerne meine Titel aus vorherigen Programmen, das spielt mit rein – Obacht habe ich bestimmt eine Million mal gesagt.

Ihr Titel bezieht sich auch auf die normalen Menschen. Was ist für Sie normal?

Was für mich persönlich normal ist, spielt beim Kabarett keine Rolle. Wichtig ist, was für meine Figur normal ist und sie hält sich für ausgesproc­hen normal. Alle anderen haben einen an der Waffel.

Sie sprechen ihre Programme im Odenwälder Dialekt. Warum machen Sie das?

Ich überlege mir nie, was der Autor Rolf denkt, sondern was meine Figur denkt. Deshalb spreche ich in der Rolle so, wie ich aufgewachs­en bin, wie meine Mutterspra­che ist, also Dialekt. Umgekehrt verstehe ich Kollegen nicht, die ihre Sprache plötzlich verstellen und meinen, sie sprechen Schriftdeu­tsch. Tun sie nicht. Das wäre für meine Rolle unglaubwür­dig.

Welche Vorbilder haben Sie und warum?

Unter anderem Gerhard Polt oder Gerd Dudenhöffe­r. Sie erzählen eins zu eins aus dem Leben und verwenschu­ng

SIGMARINGE­N (fxh) - Die fürstliche Band Royal Groovin’ spielt zugunsten in Sigmaringe­n lebender Kriegsflüc­htlinge aus der Ukraine: Das Benefizkon­zert steigt am Donnerstag, 23. Juni, um 19.30 Uhr auf der Donaubühne. Veranstalt­er ist Karls Hotel, bei dem im Vorfeld auch Karten erhältlich sind.

Für Royal Groovin’ ist es das erste Konzert nach einer beinahe dreijährig­en Corona-Pause. „Und es ist das erste Konzert unserer Band in meiner Heimatstad­t, das von Sigmaringe­n initiiert wurde“, sagt Fürst Karl Friedrich in einem Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Der Chef des Hauses Hohenzolle­rn wollte als Kind ursprüngli­ch Trompete erlernen, spürte aber nach einigen Unterricht­sstunden im Internat St. Blasien, dass das Instrument nicht zu ihm passt. „Nachdem den die Sprache falsch, bringen Peinlichke­it auf die Bühne. So arbeite ich auch mit meiner Figur: Es geht weniger um die Gags, sondern um die Peinlichke­it, die die Figur ausdrückt. Darüber lachen sich die Leute schlapp, weil sie ständig unter solchen Menschen leiden. Das ist Satire.

Sie haben das Image als Bühnenmini­malist. Wie stehen Sie dazu? Das stimmt, inhaltlich wie formal. Ich sitze und rede, brauche nur ein Mikro und etwas zu trinken. Privat bin ich das Gegenteil.

Wie ist denn der private Rolf Miller im Vergleich zur Figur?

Wir sind wie Jekyll and Hyde, das krasse Gegenteil. Natürlich muss ich auch einen Teil der Figur in mir haben und mögen, sonst wird die Figur zu negativ. Aber diese Miaus Sympathie und Antipathie macht es am Ende aus, so erreiche ich eine gewisse Fallhöhe auf der Bühne.

Sie nehmen sich immer wieder gesellscha­ftliche Themen vor. Haben Sie, hat Satire Grenzen? Formal ja, inhaltlich überhaupt nicht. Ich führe gerne das Beispiel Robert Benigni an, der mit dem Film „Das Leben ist schön“Satire über das KZ gemacht hat. Das hätte richtig schief gehen können, aber er hat nicht das KZ als Klischee genommen, sondern die Vater-Sohn-Beziehung. Man muss das also ausweiten und indirekt machen. Ich rede zum Beispiel über den Atomkrieg – der wäre das Ende der Menschheit, hätte aber auch Nachteile. Damit mache ich mich nicht über einen Atomkrieg lustig, sondern über die Menschen, die zu blöd waren und das nicht anders hinbekomme­n haben.

Wo wir bei den ernsten Themen sind: Wie haben Sie als Künstler die Coronazeit überstande­n?

Ich bin sehr gut durch die Zeit gekommen. Zum einen hatte ich schon 15 tolle Jahre hinter mir, zum anderen kann ich seit Mitte 2021 wieder touren, anders als andere Künstler. Zuerst war das damals im Autokino möglich, was zu dieser Zeit genau richtig war. Die Stimmung war super, die Leute waren froh, dass überhaupt etwas geht. Und ich wollte meinen Text sprechen, ihn nicht vergessen. Heute, wo ich wieder im Theater spiele, könnte ich aber nicht mehr zurück.

Sie touren mit „Obacht Miller“seit 2019. Haben Sie das Programm durch Corona angepasst?

Ja, aber nur kurz. Wenn ich zu einem Thema noch keinen gescheiten Gag habe, dann lasse ich das Thema weg. Ich kann nicht der Aktualität willen immer so tun, als ob ich gleich die tollsten Pointen habe. Da geht Humor vor Inhalt. Aber ich greife es auf und schieße dabei in beide Richtungen, gegen Coronaleug­ner und -fanatiker.

Was wollen Sie bei Ihrem Publikum mit Ihren Programmen erreichen, abgesehen vom Lachen?

Wenn es lacht, habe ich schon einiges erreicht, denn das bedeutet Zustimmung. Es ist ein Reflex und keine Reaktion. Wenn ich bissig und böse bin und es trotzdem lacht, dann habe ich beides, den schwarzen Humor präsentier­t und dafür auch noch Zustimmung erhalten.

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FOTO: SANDRA SCHUCK Mit der Brille der Otto-Normal-Bürger spricht Rolf Miller auf der Bühne über den Alltag.

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