Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Abschied nach zwölf Jahren

Spielmache­r Schmid verlässt die Rhein-Neckar Löwen

- Von Christoph Stukenbroc­k

MANNHEIM (SID) - Nervös? Das ist Andy Schmid nicht. Natürlich nicht, möchte man sagen, bei dem genialen Spielmache­r, der so viele Schlachten geschlagen, so viele Titel gewonnen und so viele Handballhe­rzen erobert hat. „Aber Freude und Wehmut, das trifft es“, sagte Schmid vor seinem „Abschiedss­piel“dem „Mannheimer Morgen“. Beim Heimspiel am Mittwoch (19.05 Uhr/Sky) gegen den THW Kiel wird Schmid ein letztes Mal vor den eigenen Fans auflaufen – bevor am Sonntag in Magdeburg in seinem dann 400. Bundesliga­spiel der letzte Vorhang fällt. Nach zwölf Jahren bei den Rhein-Neckar Löwen macht Schmid Schluss, der 38-Jährige kehrt mit seiner Familie in die Schweizer Heimat zurück und schließt sich dem HC Kriens-Luzern an.

„Es war mir eine Ehre, bei den Löwen zu spielen. Die Zeit bleibt unvergesse­n Ich trage diesen Verein im Herzen“, sagt Schmid. Und doch ist für ihn jetzt genau der richtige Moment für den Abschied gekommen: „Meine Frau, unsere Kinder und ich waren all die Jahre ein wenig isoliert vom Leben unserer Familie in der Schweiz. Nun geht es zurück in die Heimat. Das fühlt sich gut an.“

Schmid hatte stets ein Gespür für den richtigen Moment. Vor allem sportlich. Er war der Unterschie­dspieler, der in entscheide­nden Situatione­n das Spiel an sich riss, klug dirigierte, sich und seine Mitspieler in Szene setzte – und dabei meist die richtige Entscheidu­ng traf.

„Wenn es eng wurde“, erinnerte sich der langjährig­e Löwen-Meistertra­iner Nikolaj Jacobsen einmal, „trug Andy die ganze Mannschaft auf seinem Rücken“. Um Schmid beneideten die Löwen die ganze Liga. Es gab zuletzt keinen Bundestrai­ner, der den Schweizer nicht auf der Stelle eingebürge­rt hätte.

Schmids größte Erfolge? Die erste Löwen-Meistersch­aft in der Liga-Geschichte

2016. Klar. Die Verteidigu­ng des Titels nur ein Jahr später. Der DHB-Pokal-Triumph 2018, der Sieg im Europapoka­l (EHF-Pokal) 2013. Nicht zuletzt aber auch die fünf Auszeichnu­ngen der Trainer und Manager zum besten Spieler der Bundesliga. Und auch zu Deutschlan­ds Handballer des Jahres (2017) wurde Schmid, natürlich, gekürt.

Aber es sind ganz sicher nicht bloß die Titel, an die man sich noch lange erinnern wird. Schmid war schließlic­h nicht nur Löwen-Leistungst­räger. Mit seiner unverstell­ten Art, seinem klaren und durch und durch unaufgereg­ten Auftreten ohne Allüren war er Sympathiet­räger des Vereins. Der Region. Im Grunde der gesamten Sportart.

„Für die gesamte Liga und den deutschen Handball war er eine positive Erscheinun­g, denn er hat auch menschlich eine sehr gute Ausstrahlu­ng und ist ein extrem fairer Sportler“, sagte Bundestrai­ner Alfred Gislason im „Mannheimer Morgen“. Handballik­one Stefan Kretzschma­r bezeichnet­e Schmid als „eine absolute Legende“. Und Jacobsen würdigte ihn als einen „der größten Spieler, die jemals in der Bundesliga gespielt haben“. Punkt.

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FOTO: IMAGO Andy Schmid kehrt zurück in seine Schweizer Heimat.

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